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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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frischer Tat, ohne Erenis. Und ihm all dies in die Schuhe schieben.
    Er ließ die Toten in Ruhe und ritt der Klingentänzerin hinterher, bis sie in der Morgendämmerung ein Dorf namens Klucht vor sich sahen. Dann stiegen sie ab und ließen die Pferde herrenlos zurücktraben, denn es waren Büttelpferde und als solche gebrandmarkt. Selbst die arglosesten Dörfler würden solche Pferde als Raubbeute erkennen können.
    In Klucht kämpfte Erenis, als hätte sie in dieser Nacht nicht schon genügend Blut vergossen. Da sie die Büttel und Inspizienten nicht mitzählte, wurde dort ein feister Kraftprotz namens Buldar ihr fünfundvierzigster Beweis.
    Danach kamen in der folgenden Woche die sieben Dörfer Gerren, Hijusim, Trenz, Fellten, Baderick, Hoinoch und Ellenspor und fünf weitere tote Männer, bei denen Stenrei – während sie um ihr Leben kämpften, sich mühten und verloren – vergebens darauf achtete, ob sie nur deshalb unterlagen, weil sie Männer waren und Erenis eine außergewöhnlich schöne Frau.
    Der Rittrichter Wenzent Vardrenken hatte sich unterdessen vor dem Hochadel zu verantworten.
    Man sah es in der Hohen Halle nicht gern, wenn jemand, der weder einen Titel besaß noch zum Tragen eines Spitzhutes berechtigt war, Männer, Zeit und Münzen vergeudete.
    »Euer hübsches Hirngespinst fängt langsam an, kostspielig zu werden, Rittrichter. Und gleichzeitig zwingt Ihr es, wie mir scheint, durch Euren Eigensinn erst in unangenehme Existenz.«
    »Sie existiert, ob mit oder ohne mich. In sechsundzwanzig Dörfern konnte ich nun schon beglaubigte Aussagen aufnehmen, dass sie dort gemordet hat. Und in einem Dorf namens Kuntelt mordete sie sogar mehrfach. Wenn wir sie nicht aufhalten, wird sie mehr Schaden im Land anrichten als eine ganze Kompanie Waldleute.«
    »Aber vor Eurer ungeschickten Verfolgung griff sie niemals Büttel oder Inspizienten an.«
    Das Wort »ungeschickt« berührte den Rittrichter tief in seinen Eingeweiden. »Das war doch nur eine Frage der Zeit. Irgendwann mussten doch selbst die schlafmützigsten Büttel auf ihr Treiben aufmerksam werden. Und wenn sich die Garnisonen nicht absprechen, wird keine dieser kleinen Besatzungen einer sorgfältigst ausgebildeten Kriegerin wie ihr etwas entgegenzusetzen haben.«
    Ein anderer der in bodenlangen violetten Roben mit Spitzhüten angetanen Eminenzen meldete sich zu Wort. Der spitzgiebelige Raum war so dunkel und verschattet, dass die Mitglieder des Adelsrats kaum besser sichtbar waren als Gerüchte. »Verfolgt sie eine Richtung? Einen Plan?«
    »Sie bewegt sich raumgreifend und flächendeckend. Nicht auf einen bestimmten Punkt zu, sondern durch so viele Dörfer wie möglich.«
    »Und sie meidet die Niederstädte und die Hochstadt?«
    »Noch. Aber vielleicht nicht mehr lange«
    Wieder ein anderer: »Besteht denn die Möglichkeit, dass es mehrere gibt?«
    »Mehrere Klingentänzerinnen wie sie? Nun, die Schule existiert nicht mehr. Und ich denke, wir hätten von weiteren gehört, wenn sie ähnlich weitreichende Blutspuren ziehen würden wie diese eine. Nein, ich denke, dass es nur eine ist. Die letzte dieser verhängnisvollen Schule.«
    Es trat eine Pause ein. Dann war in der nach altem Holz und Bücherstaub riechenden Halle die knarzende Stimme des Allerältesten zu hören: »Wie viele Männer, Rittrichter, werdet Ihr denn benötigen, um diesem unerfreulichen Treiben ein für alle Mal ein Ende zu setzen?«
    »Nun, Eminenz, es hat sich gezeigt, dass eine gewöhnliche Patrouillenstärke wohl nicht ausreichend ist. Auch scheinen mir die Büttel zu wenig motiviert, zu lässig, und die städtischen Inspizienten wiederum mit den Bütteln schlecht koordinierbar, da sie sich diesen gegenüber hochmütig und untereinander zu bündlerisch betragen. Wenn Ihr mir jedoch eine gewisse Anzahl von Verfechtern zur Verfügung stellen könntet …«
    »Und dadurch uns selbst schwächen? Unsere gerechten Mauern dem Pöbel preisgeben?«
    »Ich brauche nicht alle. Dreißig sollten mir genügen.«
    »Dreißig Verfechter unter dem Kommando eines glücklosen Rittrichters? Ein bislang unerhörter Vorfall wäre dies!«
    »Glücklos, Eure Eminenzen? Weshalb nennt Ihr mich glücklos? Ich bin dieser Hure auf der Fährte, während sämtliche anderen Rittrichter des Landes von ihr noch nicht einmal Notiz genommen haben und sich mit provinzieller Kleinkrämerei begnügen! Ich bin fähiger als all jene, die den ganzen Tag lang nur Zehntensäumer auspressen und ansehnlichen Hexen

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