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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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blubberte und fiel. Sehr viele schöne Pferde standen nun herrenlos und schüttelten ihre Köpfe in den Trensen.
    Steckte noch irgendwo einer? Nicht auszuschließen. Es wäre Fahrlässigkeit, einfach darauf zu vertrauen, dass dem nicht so war.
    Sie schob das Schwert in die Scheide, schwang sich auf das Pferd und ritt eine Weile lang herum. Kam an vielen Toten vorüber und an Pferden, die vor ihrem zurückwichen, unschlüssig, ohne Befehle nun. Niemand. Vielleicht hatte einer sich im Feld verkrochen, sich zu dem Jungen gesellt, eine Kumpanei der Feiglinge, aber sie glaubte das nicht. Und wenn, würde er auch jetzt keinen Vorstoß mehr wagen.
    Einzig die Armbruste machten ihr Sorgen. Schusswaffen machten selbst aus dem größten aller Feiglinge jemanden, der in der Lage war, aus dem Hinterhalt zu töten.
    Sie ritt zu dem Richter, verhielt das Pferd dort und stieg ab. Er war immer noch nicht wieder auf den Beinen, der Schwächling. Sie zerrte ihn hoch.
    »Eine Sache interessiert mich«, sagte sie. »Wie konnten die Hunde meine Fährte haben, wenn sie nie an mir dran waren und auch kein Stück meiner Kleidung hatten?«
    »Ein Stuhl«, ächzte der Rittrichter. Er hatte ein verschlagenes, ausweichendes Gesicht. Sie hatte nicht übel Lust, es einzudrücken.
    »Ein Stuhl? Begehrt der Herr etwa zu sitzen?«
    »Nein. Ein Stuhl. Auf dem du gesessen hast. In den Herbergen. Immer wieder neue Herbergen. Immer wieder neue Stühle.«
    »Du lässt sie an meinen Stühlen schnuppern?«
    »Das … genügt.«
    »Und du? Schnupperst du etwa auch daran?«
    Er schwieg. Kaute auf seinen Lippen, nicht ohne Wollust.
    Sie schleuderte ihn von sich. Er fiel ungeschickt. Sie setzte ihm nach und schlug ihm mit der Faust mitten ins Gesicht. Er war sofort weggetreten. Schwächer als ein siebenjähriges Mädchen, das vielleicht geweint hätte, aber ohne zu fallen. Vergangenheit. Gegenwart. Ihr war nach Lachen zumute, aber es hätte hohl geklungen angesichts der Finsternis ringsum.
    Eine Weile ging sie zwischen den Pferden und den Toten umher. Hatte den Jungen ganz vergessen. Sie nahm eine der Armbruste auf. Wog sie in der Hand. Lud sie. Spannte die Hanfsehne, bis sie knirschte. Zielte damit auf den liegenden Richter. Hob dann den Arm und drückte ab, auf den Mond. Es klackte, und der Bolzen zischte nach oben und machte dort schlapp, taumelte irgendwo ins Nichts. Diese Waffen waren ohne Ehre. Hilfsgeräte für Menschen, die nicht zu kämpfen verstanden. Krücken. Laute Krücken.
    Der Junge fiel ihr wieder ein. Er konnte nicht wissen, was geschehen war. Dass gerade immer noch eine Armbrust geklackt hatte, würde dazu führen, dass er sich weiterhin zitternd verborgen hielt, bis es Tag wurde und er endlich sehen konnte, wie es tatsächlich stand.
    »Junge?«, sagte sie ins Feld. »Es ist vorbei. Wollen wir ein Stück reiten? Es gibt jetzt Pferde genug.«
    Er erhob sich aus dem Getreiderauschen, woanders, als sie ihn zuletzt vermutet hatte. Er hielt sein Schwertlein in der Hand, als wäre er tatsächlich bereit gewesen, es im Kampf einzusetzen. Aber immerhin. Im Gegensatz zu den meisten Reitern wäre er dadurch wenigstens in der Lage gewesen, einen Schlag abzuwehren.
    »Sind sie alle … tot?«, fragte er heiser.
    »Nein. Den Rittrichter lasse ich leben.«
    »Der Rittrichter? Derselbe wieder?«
    »Ja. Er fühlt sich wohl für mich zuständig.«
    Stenrei kam heran. »Aber … er wird uns weiterhin jagen! Er weiß, wie wir aussehen. Wie du aussiehst.«
    »Ja.« Sie schwang sich auf eines der Pferde. Sie alle trugen Sattel und Steigbügel und einige sogar noch nach vorne gesunkene Reiter.
    »Und das findest du gut?«, fragte Stenrei verständnislos.
    »Es stört mich nicht. Es hilft mir, nicht nachlässig zu werden. Kommst du?«
    Sie ritt an. Stenrei musste sich beeilen, sie im Dunkeln nicht aus den Augen zu verlieren. Er fand nur ein Pferd mit einem Toten, den er erst herunterziehen musste. So viele Männer, Waffen. Hatten sie Münzen bei sich? Machte es etwas aus, wenn man Getötete beraubte? Wohl kaum. Man würde sie beide ohnehin jagen und hinrichten. Also warum sich nicht die Zeit nehmen, alles Verwertbare an sich zu nehmen? Auch Waffen konnte man verkaufen. Oder sie waren besser als das Schwert, das er trug.
    Aber er fürchtete sich allein. Vielleicht steckten irgendwo noch Büttel im Schutze der Nacht. Oder einer war zu Beginn des Kampfes zum nächsten Dorf geritten, um Verstärkung zu holen, und bald würden sie hier sein und ihn ertappen, auf

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