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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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verschworene Truppe, und sie aufspüren und vor uns herscheuchen wie bei einer Treibjagd. Wir werden eine Macht sein, der sie nichts entgegensetzen kann.«
    Der Rittrichter spürte deutlich, dass er die Verfechter noch nicht im Mindesten in seinen Bann geschlagen hatte. Das war durchaus nachvollziehbar. Jeder von denen war ein bestens ausgebildeter Kämpfer. Es mochte ihnen lächerlich erscheinen, zu dreißigst gegen nur eine einzige Frau ausgeschickt zu werden. Normalerweise hätte man einen solchen Trupp gegen hundert Aufständische, fünfzig Waldmenschen oder eine vielleicht zehnköpfige barbarische Plündererbande entsandt. Aber gegen eine einzige Frau? Sie alle fühlten sich maßlos unterfordert und deshalb einem unsinnigen Befehl unterstellt.
    Dem Rittrichter fiel in diesem Moment noch ein weiteres Problem auf. Wenn er die Klingentänzerin lebend fasste und vor den Adelsrat schleifte, verwundet, gebrochen, flennend, wie er sich das vorstellte – wie sollte er diesem Rat dann begreiflich machen können, wie gefährlich sie war? Der Rat würde nichts weiter vor sich sehen als ein gedemütigtes Weib. Erenis würde auch dann wieder über ihn, den Rittrichter triumphieren. Weil sie, ihrer Schwertkraft entkleidet, nichts weiter als eine ansehnliche Frau war und er wie ein von ihr Besessener wirkte. Er hatte sie gegen Büttel kämpfen und gewinnen sehen. Er war von ihr auf die Straße getreten worden. Aber der Adelsrat konnte nicht wissen, wozu sie in der Lage war. »Das, dieses Mädchen, ist die ganze Zeit über das Ziel all Eurer Bemühungen gewesen?« , würde man höhnen. »Dieses … Kindchen soll uns so viele Männer und Mühen gekostet haben? Uns scheint, Ihr habt uns da mehr eingebrockt, als notwendig gewesen wäre. Ihr, verehrter Rittrichter, habt eine Situation zugespitzt, die ohne Euer Mitwirken mit Sicherheit harmlos im Sande verlaufen wäre.« So auch jetzt. Vor den Verfechtern. In ihren kantigen Gesichtern stand dieselbe Geringschätzigkeit zu lesen.
    Vardrenken knirschte unwillkürlich mit den Zähnen, so deutlich konnte er diese spottende Stimme, dieses herablassende Stimmengewirr in seinem Kopf hören. Und das verfluchte Pferd wollte nicht stillhalten und untergrub seine Festigkeit vor diesen Kriegern noch zusätzlich!
    Er zwang das Ross mit Gewalt, riss an ihm, presste es, tat ihm absichtlich weh.
    Dabei redete er weiter, um die Männer auf sich einzuschwören, aber er wusste eigentlich gar nicht mehr, was er da redete. Es war auch egal. Belanglos.
    Der Klang seiner Stimme wehte ins Nichts davon.
    Er wusste jetzt, was passieren musste.
    Er musste sowohl den Verfechtern als auch dem Adelsrat deutlich vor Augen führen, welche Gefahr von der Klingentänzerin ausging.
    Und das bedeutete, er musste es so einfädeln, dass mehrere der Verfechter von Erenis getötet wurden, damit die Überlebenden seine erschrockenen Zeugen wurden.
    Die vierzehn Dörfer, die zwischen Polkeff und der Hochstadt lagen, schienen sich weniger zu ähneln als all die anderen Dörfer zuvor. Vielleicht war das aber auch nur Einbildung, und es lag daran, dass diese Dörfer einen Weg bildeten, einen Weg, der mit jedem Dorf kürzer wurde.
    Erenis kämpfte nicht in allen vierzehn Dörfern, erhöhte aber die Anzahl der von ihr getöteten Gegner auf einundsechzig. In einem Dorf namens Gafun ließ sie zum ersten Mal einen besiegten Kontrahenten am Leben.
    Schon in den ersten drei Kämpfen fiel Stenrei auf, dass sie ihre Bewegungen mehr variierte als vorher, dass auch sie sich etwas von Ilehu Wiftin, dem geschickten Zimmermann aus Entlengs, abgeschaut hatte. Sie kämpfte gegen einen eingebürgerter dunkelhäutigen Fremdling mit einer riesigen Keule, gegen einen versierten Messerkämpfer, der beinahe kleinwüchsig war, und gegen einen Prahlhans mit Federboa, der nicht den Hauch einer Chance gegen sie hatte, dessen Federboa ihr aber einmal so ungünstig ins Gesicht flatterte, dass ihr kurzzeitig die Sicht genommen wurde.
    Spektakulär wurde in einem Dorf namens Bredden ein Kampf gegen einen Fleischberg mit behaarten Schultern, dem Erenis’ Schwerttreffer nicht allzu viel auszumachen schienen, da sein Körper nur aus zähem Fett und Muskeln bestand und es ihr einfach nicht gelang, irgendwelche wichtigen Organe zu verletzen. Der Kampf zog sich über eine Stunde hin, der Gegner verblutete im Stehen, das ganze Dorf schien nicht nur auf den Beinen, sondern übereinanderzuklettern, um das Gematsche mitanzusehen, und Erenis mühte sich und

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