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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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der Klingentänzerin auf dünnem Eis bewegte: Noch ein weiterer Fehlschlag wie die bisherigen, und mit seiner Laufbahn war es aus.
    Er hatte diesen Scherz akzeptiert. Umso süßer würde der Triumph schmecken, wenn er ihnen das gebundene, schluchzende Weib vorführte.
    So tänzelte er nun auf seinem augenrollenden Hengst vor den dreißig Verfechternauf und ab, während er ihnen zur Einschwörung eine kurze Rede hielt.
    Die Verfechter waren hartgesichtige, kahl rasierte Männer, denen allesamt ein seltsam säuerlicher Geruch anhaftete, der vielleicht darauf zurückzuführen war, dass sie, wenn möglich, statt Wasser Ziegenmilch zu sich nahmen. Sie führten dieses Zeug in bauchigen Schläuchen mit sich, sodass um sie stets ein Gluckern war, das den Rittrichter ein wenig unmännlich dünkte. Aber er war bereit, über diese Kleinigkeit hinwegzusehen, wenn sich die Männer im Ernstfall besser anstellten als gewöhnliche Büttel und träge Inspizienten.
    »Euch mag die Jagd auf eine einzige Weibsperson vielleicht läppisch vorkommen«, deklamierte er mit schneidender Stimme, »dass ich euch zu dreißigst mit mir führe, unverhältnismäßig oder sogar unehrenhaft. Aber täuscht euch nicht! Dass man diese Frau unterschätzt, weil sie eine Frau ist, ist ihre stärkste Waffe. Ich habe sie kämpfen sehen. Ich habe sie Inspizienten und Büttel mit ihrem Schwert niedermähen sehen, obwohl diese beritten waren und sie nur zu Fuß, und obwohl diese Armbruste auf sie angelegt hatten und Hunde gegen sie ins Feld führten, während sie nicht einmal einen Schild mit sich trägt. Sie braucht kein Pferd und keinen Schild. Im Zweikampf ist sie jedem von euch gewachsen, und da sie jedem von euch gewachsen ist, könnte sie euch alle dreißig nacheinander umbringen, wenn ihr ihr die Gelegenheit dazu gebt, denn nichts anderes als nacheinander umbringen ist das, was sie den ganzen Tag lang tut. Sie zieht durch unser Land und tötet. Selten mehr als einen Menschen an einem Ort, aber wenn es für sie nötig scheint, dann mit Leichtigkeit auch dies. Diese ständigen Ortswechsel sind ihr großer Vorteil. Nur deswegen ist ihr noch niemand auf die Schliche gekommen. Und natürlich auch, weil sie bei ihren Kämpfen genau genommen kein Gesetz übertritt, da es sich um freiwillige Veranstaltungen handelt. Das Gesetz jedoch, in meiner wachsamen Gestalt, ist nichtsdestotrotz auf das Treiben dieses Weibes aufmerksam geworden, und hat ihre vielen, geradezu unzähligen Opfer zusammengerechnet. Und jetzt ist keine weitere Übertretung, keine Zeugenschaft, kein Beweis mehr vonnöten. Die Klingentänzerin muss aufgespürt, vor Gericht gestellt und abgeurteilt werden – ansonsten ist kein Dorf in diesen ohnehin unruhigen Zeiten mehr sicher.« Das Pferd bewegte sich unter ihm, als wolle es ihn abwerfen, doch mit eiserner Hand zwang er es nieder. »Ihr alle seid mit Armbrusten ausgerüstet und darin geübt. Ich möchte euch nun anweisen, von diesen Armbrusten bei einer Begegnung mit der Klingentänzerin unbedingt Gebrauch zu machen. Ich kann sehen, wie es euch hinter den Augen lodert: Ach, so wild wird es schon nicht sein. Lasst mich der Mann sein, der sie in die Knie zwingt . Aber diesen Fehler haben alle gemacht, die sich mit ihr angelegt haben. Deshalb verbiete ich euch, hört ihr, ich verbiete euch, mit diesem Weibsteufel in den Nahkampf zu gehen! Selbst dann, wenn ihr auf offenem Feld zu zehnt oder zu zwanzigst oder zu dreißigst gegen sie vorrücken könnt. Sie wird Lücken in eure Reihen reißen, bis sie euch ausgedünnt und verunsichert hat. Und irgendwann werdet ihr so ausgedünnt und verunsichert sein, dass sie leichtes Spiel mit euch haben wird. Nein: Wenn wir sie finden, werdet ihr schießen ! Und ihr werdet aufhören zu schießen, sobald zwei oder drei von euch sie getroffen haben. Sie ist gewiss ein zähes Miststück, also wird sie einen oder zwei Bolzen überstehen. Und ich will sie lebend, hört ihr? Ich will sie hilflos und schmerzverzerrt und weinend, aber am Leben!« Damit ich sie noch als Weib in Besitz nehmen und brechen kann, bevor sie hingerichtet wird , vollendete er in Gedanken und spürte dabei eine starke Erregung in seinen Lenden. Das ständige Aufbäumen und Kollern des Pferdeleibes zwischen seinen Schenkeln trug in keinster Weise zur Linderung bei. »Und wir werden nicht den Fehler machen, uns aufzuteilen. Darauf lauert sie nur. Sie will uns vereinzeln und in der Vereinzelung niederringen. Wir aber werden zusammenbleiben, eine

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