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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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jedem Zuruf seines Herren unverzüglich Folge leisten zu können.
    Gerden straffte sich wieder. »Also, kommen wir zur Sache. Darf ich Euer Schwert nehmen? Ihr könnt mir unterdessen Eure Fragen stellen.«
    Erenis zog es außergewöhnlich langsam und reichte es ihm mit dem Griff voran.
    Er machte »Ahhhh«, atmete heftiger, nahm die Klinge an sich, als bestünde sie aus feinstem Glas, und betrachtete sie mit umflortem Blick, als ginge von ihr ein Duft aus, etwas ganz und gar Berauschendes. »Es ist tatsächlich noch ein Original. Ich dachte, nur drei hätten den Brand überstanden. Eines dieser drei ist später zerborsten. Eines habe ich in meiner Sammlung. Eines ist noch … in Gebrauch. Aber das stimmt ja nun nicht mehr. Zwei sind in Gebrauch. Denn Ihr … gebraucht es, ständig, nicht wahr? Jeden Tag?«
    »Wenn es sich einrichten lässt.«
    »Herrlich. Man kann das spüren. Diese Bedeutung. Die vielen Leben, die daran entlanggeflossen sind. Die vielen Geschichten, die dadurch endeten. Möglichkeiten, unwiederbringlich verloren. Mir selbst war das Kämpfen bedauerlicherweise nie vergönnt. Meine Lunge fasst zu wenig Luft, bei der kleinsten Bewegung gerate ich außer Puste, mein Leben lang schon. Aber ich habe es mir immer schön vorgestellt, erhaben. Von Tragweite. Jenseits sämtlichen Verhandlungsgeschicks. Und damit den Lügen und Erbärmlichkeiten enthoben.«
    »Es ist vor allem … schwer. Immer wieder aufs Neue.«
    Stenrei wunderte sich über diese Äußerung Erenis’. Sie schien ein wenig aufzutauen in der Nähe dieses Mannes, als könnte sie von ihm immerhin verstanden werden.
    Gerden wog das Schwert. »Ja, es ist tatsächlich schwer. Außergewöhnlich schwer sogar. Es wird immer schwerer, je länger man es führt. Weil es immer mehr Bedeutsamkeit in sich aufsaugt. Und man selber immer älter wird, natürlich. Womit kann ich Euch dienen?«
    »Mir wurde gesagt, dass Ihr zwei meiner Schwestern gekauft habt.«
    » Gekauft klingt so anrüchig. Ich habe sie Ugon Fahus abgenommen, gegen ein Entgelt, weil er keine Schule mehr besaß und keine Verwendung mehr für die beiden hatte. Ich habe beide für mich antreten lassen in verschiedenen Arenen und damit meine Investition wieder hereingeholt. Aber es ist nicht lange gut gegangen.«
    »Was ist passiert?«
    »Ladiglea wurde krank. Nicht körperlich, sondern im Kopf. Seit dem Brand schon hatte sich das als eine Art Verwirrtheit angekündigt, aber es wurde stetig schlimmer. Der Verlust der Schule. Der Verlust ihrer Schwestern. Sie hat das nicht verkraftet. Sie kämpfte drei Mal für mich und verlor drei Mal. Dann nahm ich ihr das Schwert ab und fügte es meiner Sammlung ein. Es war zu ihrem Besten. Ich habe dafür gesorgt, dass sie an einem Ort untergebracht wird, wo man sich gut um sie kümmert. Hier in der Stadt. Damit ich sie ab und zu besuchen kann.« Während er sprach, hielt Gerden Erenis’ Schwert in vielen unterschiedlichen Haltungen gegen das Licht und studierte die Spiegelungen. »Und Hektei hat ihre Klinge zerbrochen. Aus Unachtsamkeit, in einem Kampf gegen einen Kerl, der eine eigens dafür gefertigte Parierstange führte. Ich habe sie zehnmal gewarnt, aber sie wollte einfach nicht auf mich hören. Was verstehe ich denn schon davon, dachte sie wohl. Ich bin ja kein Kämpfer, nur ein Theoretiker. Also zerbrach die Kostbarkeit. Und den Kerl hat sie dann umgebracht, mit ihren Zähnen und ihren Fingern. Auch sie entglitt mir, wurde immer wilder und schrecklicher. Wahrscheinlich fehlt mir einfach die Autorität eines Kriegslehrers , um Klingentänzerinnen im Zaum halten zu können.« Er lächelte und schaute Erenis wie um Verzeihung bittend an.
    Sie schaute weg, zum Fenster, irgendwohin. Ladiglea und Hektei. Die Freundin und die kleine Schwester. Sie sah sie als Kinder vor sich. Ernste, entschlossene Kinder. Aber beide auch verletzlich. Weinend. Nicht wie Neeva. Nicht wie sie.
    »Und Neeva?«
    »Neeva blieb bei Ugon Fahus. Soweit ich weiß, ist sie noch immer bei ihm. Als seine Leibwächterin oder so etwas. Aber ich habe die beiden schon seit Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie machen sich rar, haben sich irgendwo in den Norden zurückgezogen.«
    »Hat er eine neue Schule gegründet?«
    »Davon weiß ich nichts. Aber ich glaube, wenn es so wäre, wäre es mir zu Ohren gekommen. Von Hektei zum Beispiel höre ich noch immer ab und zu. Neuigkeiten, die mit dem Kämpfen zu tun haben, werden schnell an mich herangetragen. Über meine Sammlung lerne ich

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