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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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hatten sie noch nie zuvor gesehen. Aus einem der Gärten wehte lieblich der Klang eines mit einem Bogen gestrichenen Saiteninstrumentes.
    Der Palast von Danroth Gerden hatte keinen derartigen Park, aber dafür ein bemaltes Messingschild. Sammlung Gerden stand darauf. Seltene Waffen und Einzelstücke.
    Das Eingangstor war geöffnet. Ein Diener in einem reich verzierten Waffenrock wollte sowohl von Erenis als auch von Stenrei zwei Münzen kassieren, doch Erenis bezahlte kurzerhand für Stenrei mit. »Wir möchten Danroth Gerden sprechen«, sagte sie zu dem Diener.
    Der lächelte, als hätte sie ihm eine Handvoll Regenwürmer hingehalten. »Das … wird sich nicht so einfach machen lassen, Verehrteste.«
    »Sagt ihm«, und sie zog ihr blutbeschriftetes Schwert, »dass ich etwas habe, von dem er nicht glauben wird, dass es noch existiert.«
    »Wir haben ein solches Stück … in unserer Sammlung!«
    »Ich weiß. Und es ist jetzt offensichtlich kein Einzelstück mehr.«
    Der Diener verständigte umgehend einen anderen Diener. Dieser lief sofort zu ihrer beider Herrn.
    Es dauerte nicht lange, bis Danroth Gerden erschien. Er trug einen Hausmantel in der Farbe verrottenden Flieders. Sein beinahe kahler Kopf war von einem Kranz sorgfältig arrangierter Haare umgeben. Erenis erkannte ihn sofort. Er sie auch. Er erbleichte und blieb stehen.
    Sie machte zwei rasche Schritte auf ihn zu. »Eine Unterredung nur. Ich gebe Euch mein Blutstabenwort darauf.«
    Er war keiner von den Männern gewesen, die sich in dem Siegesraum an ihr zu schaffen gemacht hatten. Wäre es so, hätte er jetzt nicht mehr am Leben sein können. Selbst falls Erenis’ Zorn dort einen verschont hatte, war dieser gewiss ein Opfer der sich rasch ausbreitenden Flammen geworden.
    Aber Gerden war mehrmals Zuschauer bei den Turnieren gewesen, hatte stets in der Nähe von Ugon Fahus gesessen. Es sprach für ihn, dass er sich nicht am Beschmutzen der Siegerin beteiligt hatte. Sein Interesse hatte wohl wirklich immer nur dem Kampf und den Waffen gegolten. Also konnte Erenis ihm getrost ihr Wort geben, dass sie ihn am Leben lassen würde, ohne sich dabei als eine Verräterin an ihren Schwestern zu fühlen.
    Gerden straffte sich. Er bedeutete seinen Dienern, die bereits hatten eingreifen wollen, zurückzubleiben. Er musterte Erenis, aber sein Blick galt nicht ihrem Ausschnitt oder ihrer engen Hose, wie das bei fast allen Männern der Fall war, sondern ihrer Klinge. Beinahe leckte er sich die Lippen, als er die Verzierungen betrachtete.
    »Ich dachte, ihr seid alle ums Leben gekommen. Haben noch weitere überlebt?«
    »Nur ich. Und die drei, die mit Euch entkamen.«
    »Ihr wisst also Bescheid …«
    »Ich weiß nicht alles. Deshalb bin ich hier.«
    »Wer ist das?« Gerden machte eine Kopfbewegung in Stenreis Richtung.
    »Er begleitet mich. Er darf alles mithören.«
    »Also gut. Eine Unterredung. Mit Eurem Blutstabenwort, dass Ihr mir und meiner Sammlung nichts antun werdet.«
    Mir und meiner Sammlung . »Ich habe nur ein paar Fragen.«
    »Und als Gegenleistung darf ich Euer Schwert in Händen halten.«
    Erenis zögerte. Schließlich rang sie sich durch. »Für ein paar Momente werde ich es entbehren können.«
    »Dann folgt mir. Der Junge sollte sein Schwert aber vorher einem meiner Diener aushändigen. Ich will den guten Ruf meines Hauses nicht durch den unerlaubten Waffenbesitz eines Jugendlichen gefährden.«
    Stenrei wollte protestieren, doch Erenis’ Blick bedeutete ihm, keinen Ärger zu machen. Also gab er seinen kostbarsten Besitz an einen seine Belustigung kaum verbergen könnenden Diener ab und fühlte sich anschließend nackt und viel zu leicht.
    Danroth Gerden ging voraus über schwarz-weiß gekachelte Gänge. Er vertraute Erenis, denn er war oft genug in Ugon Fahus’ Schule zu Gast gewesen, um zu wissen, was ein Blutstabenwort bedeutete. Und sie fürchtete sich nicht vor ihm, auch wenn er ihr Schwert haben wollte, denn sie würde es ihm jederzeit wieder abnehmen können. Er war beinahe dreimal so alt wie sie und sah nicht so aus, als wäre er jemals selbst ein Kämpfer gewesen.
    Über mehrere Flure voller Vitrinen mit Waffen führte er sie in ein Geschäftszimmer, in dem es bequeme Sitzgelegenheiten und einen Tisch gab, aber überwiegend Pergamentrollen und Buchkladden in Wandfächern. Gerden bot die Sitze an, aber Erenis und Stenrei wollten lieber stehen bleiben. Ein Diener schloss die Tür von außen und blieb sicherlich direkt dahinter stehen, um

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