Klingenfieber: Roman (German Edition)
viele Fachleute kennen und stehe mit ihnen in Verbindung.«
»Was ist mit Hektei passiert?«
»Ich musste sie weiterverkaufen, weil ihre sich immer weiter steigernde Grausamkeit mit meinen Prinzipien der Menschlichkeit nicht in Einklang zu bringen war. Sie kämpft noch immer in den Arenen der Offenen Länder. Sie ist dort beliebt und gefürchtet zugleich, weil sie ihre Gegner und Gegnerinnen im Sand der Kampfbahn zu Tode foltert.«
Die kleine Schwester . Außer Kontrolle. Folternd, so wie Ugon Fahus damals vor ihrer aller Augen die Geflüchtete gefoltert hatte. Und die Freundin : zerbrochen am Feuer, an der Heimatlosigkeit, dem Weggeben an einen neuen, schwächeren Herren. Nur die Rivalin : treu bis in den Tod dem Ungeheuer dienend. Dem Ursprung. Klingentänzerinnen aber sie alle, sich ewig wiegend zur unhörbaren Musik des Todesrauschs. Erenis hasste in diesen Momenten Ugon Fahus, den Ursprung, so sehr, dass sie beinahe ganz ruhig wurde, schwebend, wie noch niemals zuvor.
»Ich will Ladiglea besuchen, an dem Ort, an den Ihr sie habt bringen lassen.«
»Das wird kein Problem sein, ich kann Euch eine schriftliche Vollmacht ausstellen. Aber Ihr müsst mir auch diesbezüglich Euer Wort geben, dass Ihr ihr nichts antun werdet, in welch erbärmlichem Zustand auch immer Ihr sie vorfinden mögt.«
»Ich gebe Euch mein Blutstabenwort, dass ich ihr nichts antun werde. Und dann will ich wissen, wo Hektei sich aufhält.«
»Ich weiß nur, wo sie vor zwei Monaten war. Bis Ihr dort eintreffen werdet, kann sie aber schon längst wieder ganz woanders sein.«
»Es ist immerhin ein Anhaltspunkt. Von dort aus werde ich sie aufspüren können.«
»Erlaubt mir die Zwischenfrage«, ließ sich nun Stenrei zum ersten Mal hören, »aber wenn diese Hektei eine wandernde Kämpferin ist – gibt es vielleicht ein demnächst stattfindendes Turnier, bei dem ihre Teilnahme sehr wahrscheinlich ist? Ich meine, dann könnten wir uns sparen, uns umständlich überall nach ihr erkundigen zu müssen. Wir könnten sie dann gleich vor Ort abpassen.«
»Ja, solche Festspiele gibt es in der Tat«, sagte Gerden und betrachtete belustigt den Blickwechsel zwischen der Klingentänzerin und ihrem jugendlichen Begleiter. »Ich gebe Euch sicherheitshalber beides: den Ort, wo sie sich zuletzt aufhielt, und den Ort, wo in zwei Wochen Festspiele stattfinden werden.«
»Können wir diesen Ort denn überhaupt in zwei Wochen erreichen?«, fragte Erenis wenig begeistert. Ihr lag das Umherstreifen von Ort zu Ort deutlich mehr als das zielstrebige Aufsuchen, deshalb sträubte sie sich noch.
»Nun, da es sich um wirklich interessante Festspiele handelt, wird es gewiss von der Hochstadt aus eine Kutsche geben, die dorthin fährt. Ich fühle mich in Versuchung, mit Euch zu reisen, in Gesellschaft der letzten ungebundenen Klingentänzerin. Aber eigentlich nehme ich dermaßen strapaziöse Wege nicht mehr gerne auf mich, vor allem nicht zu dieser Jahreszeit, es ist viel zu heiß in den Offenen Ländern. Und dann ist da noch diese unerfreulich unsichere Situation mit den Waldmenschen, und die Reise geht natürlich auch durch Wälder … nein, ich werde Euch nicht begleiten können. Aber ich notiere Euch den Zielort und den Namen und die Straße des Kutschenunternehmens, das für diese Wege zuständig ist.«
Erenis nickte nur. Der wohlhabende Mann hielt ihr Schwert jetzt schon so lange in Händen, dass ihr langsam unbehaglich wurde. Auch sie spürte – wie Stenrei – das Fehlen eines vertrauten Gewichts, aber anders als Stenrei empfand sie auch das Unbefugte von Gerdens Händen. Fast so, als würde er nicht nur ihre Waffe, sondern auch ihren Körper betasten. Überall herumfingern und auf das Unangenehmste streicheln.
Sie schluckte. »Wenn Ihr so freundlich wärt, mir jetzt diese Orte aufzuschreiben, dann könnten wir gehen.«
»Ja, sofort, meine Liebe. Ich kann mich nicht sattsehen daran, wie das Licht sich in diesen Zeichen zu verfangen scheint, so, als hätten sie winzigste Widerhaken, die … sagt mal, könntet Ihr Euch vorstellen, ein Schreiben bei Euch zu führen, welches sicherstellen würde, dass diese Klinge nach Eurem Ableben an mich geliefert würde? Oder müsst Ihr mit der Klinge bestattet werden? Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, welche Regeln Ugon Fahus für das Begraben einer Klingentänzerin vorsah.«
»Was immer er für Regeln vorsah – für mich haben sie keine Gültigkeit. Ich bin nicht mehr seine Schülerin.«
»Ich verstehe. Dann
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