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Klingenfieber: Roman (German Edition)

Klingenfieber: Roman (German Edition)

Titel: Klingenfieber: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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gesäten befestigten Städte zwei Worte als Namen.
    Nun mischte Stenrei sich wieder ein. »Wäre es denn möglich, wenn es für Euch keinen Unterschied macht, dass ich stattdessen eine Teilnehmerempfehlung …« Er brauchte den Satz gar nicht zu Ende zu sprechen, denn sowohl Erenis als auch Gerden sahen ihn bereits stirnrunzelnd an.
    »Nun, seid Ihr denn sicher, dass Ihr … alt genug seid, um … nun ja, um überhaupt teilnehmen zu dürfen?«
    »Das kommt doch überhaupt nicht infrage«, schnitt Erenis das nun folgende Hin und Her zwischen Gerden und dem Jungen einfach ab. »Du hast nicht die geringste Kampferfahrung, nicht die geringste. Ein solches Turnier ist doch nicht für Anfänger gemacht. Hektei wird teilnehmen. Und sie würde dich hohnlachend in dünne Scheiben schneiden.«
    »Vielleicht könntest du mir bis dahin ja endlich mal ein paar Dinge beibringen«, maulte Stenrei.
    Doch Erenis wiederholte nur: »Das kommt überhaupt nicht infrage«, und damit war dieses Thema einmal mehr erledigt.
    Sie verließen das Anwesen des reichen Sammlers ohne weitere Floskeln. Stenrei musste sich noch sein Schwert vom Diener zurückholen, das war das Einzige, das sie noch ein wenig aufhielt. Unterdessen schaute Erenis sich einige der Vitrinen an. Waffen sämtlicher Jahrzehnte und Kulturen. Ausgeklügelte Geräte zum Zufügen von Schmerz und Tod. Zur Erschaffung von Hinterbliebenen. Viele dieser Instrumente kamen ihr, im Vergleich zur klaren Linie eines Schwertes, willkürlich und grausam vor. Sie missbilligte Widerhaken und Segmente, die sich erst im durchbohrten Leib auffächerten. Sie verachtete das Tüfteln und Anreichern und Aufhäufen all jener, die sich dem Urteil ihrer eigenen Erzeugnisse gar nicht zu stellen wagten. Ugon Fahus war wenigstens selbst ein Krieger gewesen. Aber er hatte Kriegerinnen nur deshalb erzeugt, weil er verwachsenen alten Böcken außergewöhnliche Gespielinnen zukommen lassen wollte. Das war noch verabscheuungswürdiger, als so wie Danroth Gerden letzten Endes keine Ahnung zu haben von dem, womit man sich sein Leben lang befasste.
    Als sie das Gebäude verließen, atmete Erenis durch, als hätte sie Tage in einem Kerker zugebracht. Stenrei dagegen hantierte an seinem Schwert herum, befestigte es mal hier, mal dort und versuchte, noch verwegener zu gehen als ohnehin.
    Die Klingentänzerin verstaute das Schwerttestament dicht an ihrem Körper, zwischen Leder und Gesäß, die übrigen Papiere kamen in ihren Rucksack. Mit Ausnahme des Zettels, der Ladigleas Unterbringungsort bezeichnete. Den behielt Erenis in der Hand, als wäre er eine Karte.
    Es dunkelte bereits, und die Wege, auf die jene Passanten sie verwiesen, bei denen sie sich nach der Anschrift erkundigten, waren langwierig und verschlungen, schattig und marode. Sie durchquerten ein Gewirr kleinerer Gässchen, deren Boden mit allerlei Unrat bepflastert schien. Seltsame Geräusche herrschten hier vor. Ein Wispern und Tuscheln, nachgeahmte Käuzchenrufe, als würde vor Waffen tragenden Fremden gewarnt oder auf lohnende Beute hingewiesen. Hühner gackerten in Ställen. Ab und zu stöhnte eine Frau, und man konnte nicht erkennen, ob vor Lust oder aus Not. Erenis war stets kurz davor, ihr Schwert zu ziehen und es sicherheitshalber abwehrbereit in der Hand zu halten, aber sie wollte keine zusätzliche Schärfe ins unübersichtliche Spiel bringen. An einem Ort wie diesem waren die Einheimischen sicherlich im Vorteil, und unter denen, die über die verirrten Fremden herfielen, mochten durchaus auch jene stöhnenden Frauen sein.
    Vor ihnen rannte jemand, rannte von ihnen weg. Eine eigentümlich klobige Gestalt, die kurz darauf verschwand, in einer Seitengasse oder einem Haus. Sie konnten nicht erkennen, um wen es sich handelte, oder ob der- oder diejenige ihnen auflauerte. Das Tageslicht ging zusehends zur Neige, als würde es im glucksenden Rinnstein versickern. Plötzlich schlitterte ihnen jemand in den Weg, ein Mann, groß, muskulös, aber vollkommen nackt und mit Blut verschmiert. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten und rutschte tatsächlich in einer Pfütze aus verrottetem Erbrochenen aus. Das halb aufgerichtete Geschlecht des Nackten glänzte nass und roch stark nach Frau.
    Erenis blieb stehen, besah sich den Kerl und musste lachen. Stenrei ging hinter ihr in Deckung, der Nackte mochte schwer verwundet sein und im Sterben liegen, Blut troff ihm aus seinen langen Haaren, und dennoch ging von seinen Pranken, seinem brennenden Blick

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