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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Tischnachbarn an. »Woher kommen diese Menschen bloß alle?« fragte Trevor, und einer ihrer beiden Gesprächspartner, nacheinander auf die Paare im Wagen zeigend, fing an: »Die beiden sind Deutsche, ich habe sie zufällig kennengelernt. Die Leute da drüben sind vermutlich Anhänger einer religiösen Gemeinschaft aus Rußland, die hier Zuflucht gefunden haben. Und die daneben? Könnten alles mögliche sein.« Trevor lehnte sich zurück und fragte: »Können Sie uns wohl sagen, woher Sie kommen?« Aber kaum hatte der Mann Luft geholt, als Trevor dazwischenrief: »Skandinavien, stimmt’s?« Und der Mann entgegnete: »Norwegen.«
    Als Lutons Gruppe in Calgary die Hauptstrecke der Canadian Pacific verließ, um in den Anschlußzug nach Edmonton umzusteigen, wurde alles noch schlimmer, denn annähernd tausend Goldgräber waren aus allen Teilen der Vereinigten Staaten hier zusammengeströmt und trafen nun auf die Massen, die aus dem
    Osten Kanadas eingefallen waren. Als sich der kleine Zug Richtung Norden nach Edmonton in Bewegung setzte, waren alle Plätze bereits besetzt, so daß zusätzlich noch drei Waggons angehängt werden mußten, die normalerweise für den Viehtransport reserviert waren.
    Hunderte von Menschen legten die hundertneunzig Meilen nach Edmonton im Stehen zurück und waren noch glücklich, daß sie es überhaupt geschafft hatten.
    Nachdem Lord Luton sich einen Überblick über das Menschengewimmel verschafft hatte, stellte er fest: »Wie die Meanderlinien eines großen Stroms; kleinere Bäche aus entlegenen Gebieten münden in den Fluß, bis aus dem Rinnsal eine Flut wird.« Kaum hatte er zu Ende gesprochen, als jemand mitbekam, wie Fogarty ihn mit Milord anredete.
    Sofort verbreitete sich das Gerücht in der Menge, ein echter britischer Lord sei im Zug. Wenig später drängelten sich blöd glotzende Amerikaner nach vorn, die unbedingt sehen wollten, wie ein britischer Edelmann aussah, während die erfahreneren Kanadier das Geschehen beifällig aus der Ferne verfolgten.
    Die Flucht ergreifend, suchte Luton sein Privatabteil auf, aber später, beim Abendessen, traten wildfremde Menschen an seinen Tisch, um dem Lord ihren Respekt zu bezeugen und ihm alles Gute zu wünschen. Er war so entnervt, daß er sich zurückzog, mit seinem spöttischen Naserümpfen nicht sparte und betete, die Reise möge bald ein Ende finden. Elf Stunden später vernahm er wildes Gejohle, das aus den Viehwaggons kam; er schaute aus dem Fenster und sah Edmonton vor sich liegen, eine Stadt, deren Bevölkerung seit jenen verhängnisvollen Worten - »Schiff mit über einer Tonne reinem Gold eingefahren!« - von ehemals fünfhundert Einwohnern lawinenartig auf über zweitausend angewachsen war.
    Lutons erster Eindruck von Edmonton war, daß es sich um eine Stadt aus lauter Zelten handelte, denn entlang der Niederungen des Saskatchewan zog sich ein Lager aus Tausenden von Unterkünften aus Segeltuch, die von den Goldsuchern dort als Provisorien errichtet worden waren. Geschäfte jeder Art waren auf geheimnisvolle Weise aufgetaucht, die meisten mit auffallenden Schildern versehen, die jedem Neuankömmling versprachen, daß er hinter dieser Tür alles Nötige für seine bevorstehende Reise an den Klondike finden würde. Die Bürger von Edmonton genossen es, aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen zu sein, während Hausierer auf den unbefestigten Straßen Fremde belästigten und versuchten, sie in den einen oder anderen Laden zu locken. Einer dieser Halsabschneider, gekleidet in der Kluft eines Schreiners, mit Overall und Schürzenlatz, überfiel die Reisenden mit einem Wortschwall und verteilte kleine Zettel, auf denen gewarnt wurde, auf keinen Fall ohne vernünftiges Werkzeug gen Norden zu ziehen. Eine Minimalausrüstung könne man im Geschäft seines Bruders erwerben, für 43 Dollar, sie bestünde aus den wichtigsten Geräten wie Schaufel, Spitzhacke, Schrotsäge, Hammer, Seil, Axt, Ziehmesser, Meißel, Eimer und einer Pfanne zum Goldwaschen. Er persönlich empfehle jedoch die sogenannte Komplettausrüstung, die hier auf dem Zettel minuziös aufgelistet sei, über hundertzehn Einzelteile für nur 125 Dollar. Zu dieser Ausrüstung gehörten so nützliche Dinge wie eine Bohrleiter, ein Flaschenzug, ein Vergrößerungsglas und ein flacher Bratenofen.
    Philip ließ sich einen dieser Zettel in die Hand drücken, und als er zum Hotel zurückkehrte, empfahl er seinem Onkel, für ihre Truppe die 125-Dollar-Ausrüstung zu erwerben, aber Luton

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