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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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entgegnete: »Harry erledigt das Notwendige, er hat mehr Erfahrung, was die Ausrüstung von Expeditionen betrifft, als dein Schreiner.«
    Während sich die vier Gentlemen um die Gerätschaften kümmerten, mischte sich Fogarty unauffällig unter das Ladenpersonal von Edmonton und erfuhr durch seine Gespräche mit den Verkäufern und Angestellten höchst beunruhigende Dinge.
    Als er sich in einem Werkzeugladen einmal beiläufig nach dem Experten erkundigte, der das Schreiben geschickt hatte, das man seiner Mannschaft in der kanadischen Vertretung in London ausgehändigt hatte, fragte ein junger aufgeweckter Bursche, der dort aushalf: »Was für ein Experte?« Und Fogarty fuhr fort: »Ich glaube, sein Name war Halverson.« Der Verkäufer grinste abfällig: »Ach, der.« Und nachdem Fogarty auch noch den Namen des angeblichen Experten des Mackenzie, Desbordays, genannt hatte, mußte der Junge lauthals lachen: »Das ist ein und derselbe, Peter Randolph. Er schreibt für die Zeitung.«
    »Ist er überhaupt schon mal in Dawson gewesen?«
    »Er ist nicht mal so weit nördlich gekommen, wie der Athabaska verläuft.«
    »Wie hat er dann den Artikel fertiggebracht? Fragen gestellt, oder was?«
    »Was für Fragen?«
    »Na, sich mit Leuten unterhalten, die schon einmal da waren.«
    »Von hier ist keiner jemals so weit gekommen. Den Mackenzie-Fluß vielleicht mal ein Stück runter, zum Angeln, das ja.«
    »Und zu den Goldfeldern?«
    »Kein einziger. Bis jetzt jedenfalls nicht. Nächstes Jahr soll angeblich eine Expedition der Regierung dorthin aufbrechen. Aber nicht jetzt, wenn der Winter vor der Tür steht.«
    Fogarty, nicht willens, solch entmutigende Auskünfte einfach hinzunehmen, suchte nacheinander auch die anderen Geschäfte auf, fragte stets die Verkäufer, nicht die Ladenbesitzer, was es mit den Routen zum Klondike auf sich hätte, und bekam immer dasselbe zu hören, daß nämlich Peter Randolph niemals über Edmonton hinausgekommen sei und daß sich auch niemand sonst aus Edmonton jemals nach Dawson durchgeschlagen habe, denn, wie einige erläuterten: »Dawson hat es ja nicht einmal gegeben, bevor das alles hier angefangen hat.«
    »Können sie nicht am Klondike gewesen sein?«
    »Den Namen hat es ja bis letztes Jahr noch gar nicht gegeben, erst als die Amerikaner kamen und den Fluß so genannt haben.«
    Während er ziellos durch die staubigen Straßen von Edmonton wanderte, wurde Fogarty klar, daß er zwei Dinge tun mußte: versuchen, mit diesem Peter Randolph, der die Artikel verfaßt hatte, zu sprechen, und sodann unverzüglich Lord Luton über alles in Kenntnis zu setzen. In der Redaktion der örtlichen Zeitung erkundigte er sich nach Randolph, aber es wurde ihm mitgeteilt, daß er nicht mehr dort arbeitete. Als er wissen wollte, wo er denn jetzt tätig sei, hieß es: »Er hat ‘n Job im Laden angenommen, der letzte Woche aufgemacht hat. Gibt den Goldgräbern gute Ratschläge.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Fogarty herausgefunden hatte, welches der zahlreichen neuen Geschäfte diesen gerissenen Mann eingestellt hatte, und als es schließlich soweit war, stellte sich der Ire als angehender Goldgräber vor. »Aber ja, natürlich!« rief Randolph begeistert. »Natürlich kommen Sie noch bis zu den Goldfeldern, bevor alles zugefroren ist. Wir statten Sie mit der besten Kleidung aus, mit der besten Ausrüstung, die es gibt, und wir liefern Ihnen die besten Vorräte. Sie brauchen dann nur noch ein Pferd besorgen, und schon sind Sie ein gemachter Mann.«
    Nachdem Fogarty eine Weile mit ihm geredet hatte, regte sich in ihm der Verdacht, daß nicht ein Funken Wahrheit an dem war, was der Mann erzählte. Vielleicht war sogar der ganze Betrieb in und um Edmonton ein gigantischer Schwindel, organisiert und aufrechterhalten von raffgierigen Geschäftsleuten und nachlässigen Stadtvätern. Es sah so aus, als ob auch nicht einer auf den Gedanken kam, daß es ein sicheres Todesurteil bedeutete, in dieser Zeit des Jahres, in der sich die Sommertage lang hinzogen, Alleinreisende nach Norden in die Klauen des herannahenden Winters zu schicken, und daß man
    Unheil heraufbeschwor, selbst sorgfältig vorbereitete Mannschaften wie die von Lord Luton ohne weiteres losziehen zu lassen.
    Mit dieser unvollständigen, aber dennoch niederschmetternden Beobachtung kehrte Fogarty zum Hotel zurück und trat vor Lord Luton. »Wenn Sie entschuldigen, Milord, ich habe Ihnen etwas mitzuteilen, aber ich glaube, wir sollten auch die anderen

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