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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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und fuhr dann in fast drohendem Tonfall fort: »Von welcher Richtung wir auch kommen, wie wir uns auch nähern - um an die Goldfelder zu kommen, müssen wir an einer Stelle unsere gesamte Ausrüstung, vielleicht sogar unsere Boote, huckepack nehmen und die Rocky Mountains überqueren. Daran kommen wir nicht vorbei, es sei denn, wir kehren um und entscheiden uns für den Anmarsch, den die anderen wählen, durch Alaska.«
    Lord Luton, erhobenen Hauptes, die Arme auf dem Rücken verschränkt, erwiderte mit eindringlicher Stimme: »Wir befahren den Mackenzie-Fluß in nördliche Richtung, suchen uns den günstigsten Fluß westwärts, die niedrigste Erhebung der Bergkette, überqueren sie - und sind am Ziel.« Das geklärt, faltete er die Karte zusammen und empfahl sich seinen Männern: »Dank eures gesunden Menschenverstandes und auch des Ihren, Fogarty, haben wir einen tödlichen Irrtum vermeiden können und uns gegen den Landweg entschieden. Möge Gott uns den richtigen Weg auf dem Fluß zeigen.«
    Am nächsten Morgen schwärmten die Männer aus und durchstöberten die Geschäfte, um letzte notwendige Besorgungen zu machen, darunter eine Axt und einen Extravorrat Ascorbinsäure. Zwei ihrer Erwerbungen sollten sich als besonders bedeutsam erweisen. Harry Carpenter, der bereits diverse Reisen und Safaris hinter sich hatte, suchte einen Laden auf, der alte Bücher verkaufte, und erstand drei Werke, deren Einbände er zum Entsetzen des Verkäufers sogleich entfernte: »Große Erwartungen« von William Makepeace Thackeray, die Gedichte von John Milton und eine Bibel.
    Philip Henslow erledigte seine Besorgungen in dem Laden, der den ausgestopften Bären im Schaufenster stehen hatte und wo Peter Randolph sein Verkaufstalent erprobte. Der Verfasser der Warenliste, die an alle Neuankömmlinge verteilt wurde, überredete ihn, er müsse unbedingt ein Paar Stiefel kaufen, die speziell für den Gebrauch im hohen Norden geeignet seien.
    Die Stiefel waren aus Gummi, kräftig genug, Kälte abzuhalten, wie Randolph betonte, und reichten bis weit über die Knie. Sie waren blankgeputzt, und wenn man dazu die Hosenenden in den Schaft steckte, erinnerten sie irgendwie an Schuhwerk aus dem siebzehnten Jahrhundert. Als Carpenter sie jedoch an
    Philips Füßen sah, geriet er in Wut: »Wer hat dir diese Schuhe aufgeschwatzt?« Philip wollte nicht antworten, aber Harry blieb unnachgiebig: »Mein Junge, solche Gummistiefel sind für Bauern, die im Dreck arbeiten. Was du brauchst, sind deftige, schwere Lederstiefel, hochgeschnürte wie meine.«
    »Mir gefallen sie aber«, entgegnete Philip, worauf Harry es auf die weiche Tour versuchte. »Sie sehen zwar kräftig aus. Aber auf so einer Reise, wie wir sie vorhaben, trägt man keine Gummistiefel.«
    »Sie sind wasserdicht. Das hat der Verkäufer jedenfalls gesagt. Und wir werden doch ziemlich lange auf dem Wasser bleiben, nach unserer Marschroute zu urteilen.«
    Carpenter war es schließlich leid und trug die Sache Luton vor, der seinen Neffen schalt: »Wenn du dich unbedingt mit diesen schweren Schuhen abplagen willst, bitte schön. Aber sag hinterher bloß nicht, wir hätten dich nicht gewarnt.«
    Mitte August des Jahres 1897, als aus der ganzen Welt Abenteurer zum Klondike aufbrachen, setzten sich Lord Luton, seine drei Freunde und der Ire Fogarty mit zwei gemieteten einachsigen Red-River-Karren in Marsch, bis ihnen neunzig Meilen nordwärts der Athabaska den Weg abschneiden sollte. Dort angekommen, wollten sie ein Boot in Auftrag geben, mit diesem das Gewässer hinuntersegeln und hatten so, aber auch aufgrund der sorgfältigen Planung von Luton und Carpenter gute Chancen, im Juni des darauffolgenden Jahres an die Goldfelder zu kommen, falls sie die richtige Wahl träfen zwischen den zahlreichen Flüssen, die aus dem Westen einmündeten.
    Etwa zur gleichen Zeit verließen drei Österreicher die Stadt über den Landweg, ebenso ein Zahnarzt aus Sah Lake City und drei Begleiter. Wenig später machten sich auch ein Franzose, ein Norweger, zwei Deutsche und etwa fünfzig Männer und Frauen aus den unterschiedlichsten Landstrichen der Vereinigten Staaten sowie unzählige Kanadier und zwei weitere englische Mannschaften auf den Weg. Keiner dieser Glücksritter, die der Landroute folgten, kamen auch nur in die Nähe des Klondike.
    Ein Mann, der Edmonton in jenem turbulenten Sommer verließ, benutzte für die Reise einen alten Farmkarren mit zwei riesigen Rädern, gezogen von zwei Ziegenpaaren, die er auf

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