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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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werden wir den Landweg einschlagen, ich will kein Wort mehr davon hören. Damit bleiben uns noch zwei Möglichkeiten, und ich möchte Harry bitten, sie euch näher zu erläutern, denn in diesem Punkt habt ihr selbstverständlich das Recht, an der Entscheidung mitzuwirken. Wie auch immer ihr entscheidet, ich kann mit beiden Möglichkeiten leben.«
    Carpenter räusperte sich auf die vornehme Art, für die er eine Schwäche hatte, und fing an: »Männer, ihr habt gehört, was Evelyn gesagt hat. Wir haben die Wahl. Wir können hier bleiben und sieben endlose Monate warten, bis der MackenzieFluß eisfrei ist, was bedeutet sieben endlose Monate in einem Grenzkaff aushalten, das sich alle Mühe gibt, eine Metropole zu werden. Das bedeutet keine Bibliotheken, kein Theater, keine Musik, kein vernünftiges Essen. Oder wir brechen morgen zum Mackenzie-Fluß auf, besorgen uns ein Boot, fahren so weit flußabwärts, wie wir kommen, und wenn der Fluß anfängt zu gefrieren, suchen wir uns eine schützende Bucht, vergraben uns für die Schneemonate wie die Bären und sehen, ob wir Manns genug sind, einem arktischen Winter nördlich des Polarkreises zu trotzen. Also, was wollt ihr lieber? Sieben Monate Edmonton?« Das Aufstöhnen war so laut - nur Fogarty blieb stumm -, daß die Antwort überdeutlich ausfiel. »Nach Norden fahren bis zum Polarkreis und Mut beweisen?« Allgemeine Zustimmung, zu der Lord Luton nur noch hinzufügte: »Männer, ich hätte sehr bedauert, wenn ihr euch anders entschieden hättet.«
    Er bat Harry, zur Seite zu treten, und übernahm wieder die Führung der Truppe: »Gentlemen, ihr habt euch für einen schwierigen Weg entschieden, aber für den einzig richtigen Weg. Wir werden ihn nur gehen können, wenn wir uns einer eisernen Selbstdisziplin unterwerfen. Wenn es soweit ist und wir vom Eis eingeschlossen sind, suchen wir die Gegend nach Holz ab, wahrscheinlich gibt es dort Treibholz, und bauen uns einen Unterschlupf, irgend etwas zwischen Zelt und Hütte. Der Platz, den wir zur Verfügung haben - er wird nicht größer sein als die Ecke da drüben. Jeder übernimmt bestimmte Pflichten. Und ich sage euch, wenn wir uns nicht gegenseitig Respekt entgegenbringen, dann werden wir scheitern.«
    Seine vier Zuhörer applaudierten leise, dann folgte der endgültige Befehl: »Morgen früh sechs Uhr aufstehen, um letzte Besorgungen machen zu können. Für ein Jahr, falls es Probleme geben sollte. Jeder muß zwei gute Bücher beisteuern.«
    Jetzt waren die Männer nicht mehr zu bremsen, sie brachen in Euphorie aus, wie es oft nach einmal getroffenen Entscheidungen der Fall ist, aber Carpenter fühlte sich bemüßigt, die Mannschaft auf den Boden der Wirklichkeit zurückzuholen.
    Auf die Karte weisend, um seinen Aussagen Gewicht zu verleihen, erinnerte er die Männer an den einzigen heiklen Punkt, den es während der Fahrt auf dem Mackenzie-Fluß zu klären galt: »Dieser Fluß, der uns lange Zeit gefangenhalten wird, verläuft parallel zum Yukon, auf den wir ja letztendlich wollen. Bleiben wir zu lange auf dem Mackenzie-Fluß, landen wir am Ende im arktischen Ozean und haben nichts erreicht. Wir wären verloren. Unser Problem ist also: An welcher Stelle auf der Fahrt Richtung Norden biegen wir nach Westen ab, um der Tyrannei des Mackenzie-Flusses zu entkommen und dem freundlicher gestimmten Yukon unsere Aufwartung machen zu können?«
    »Ich habe mich da bereits erkundigt, Harry«, warf Luton gelassen ein, »und aus der Karte geht die Antwort auch eindeutig hervor. Wir passieren auf unserem Weg Hunderte von kleinen Flüssen, die aus dem Gebiet einmünden, wo die Goldfelder liegen. Wir brauchen also nur einen dieser Flüsse aufwärts zu fahren, bis wir auf ein Gewässer stoßen, das in die entgegengesetzte Richtung fließt, was uns direkt zum Yukon bringen wird und damit auch zu den Goldfeldern ...«
    Harry hatte noch nicht zu Ende gesprochen, und nachdem er einen Finger in sein Rotweinglas getaucht hatte - »Nicht richtig temperiert«, entschuldigte er sich -, zeichnete er mit einer kühnen Handbewegung eine Linie über die gesamte Karte vom äußersten Norden Kanadas, der Beaufort-See, bis weit in den Süden der Vereinigten Staaten. Er betrachtete sein Werk, trat einen Schritt zurück, daß alle es sehen konnten, und sagte: »Die Rocky Mountains. Mal hoch, mal tief, mal sehr hoch, mal sehr tief, aber immer präsent, nicht zu umgehen, weder von Menschen noch Flüssen, noch Vögeln.« Aufmerksam schaute er in die Runde

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