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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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zwischen einem großen schweren Boot, gedacht für den Pendelverkehr auf dem Mackenzie-Fluß, und einem kleineren, stabilen, mit dem sich die Goldfelder erreichen ließen. Noch bevor sie geendet hatten, unterbrach Luton: »Wir nehmen das kleine«, aber stellte dann die gleiche Frage, die schon Carpenter geäußert hatte. »Wäre es nicht günstiger, wir warteten so lange, bis Sie ein unseren Wünschen gemäßes Boot fertig haben?« Der älteste der vier Brüder trat vor: »Sir, ich verstehe Ihre Sorge. Sie denken vielleicht, wir wollen Ihnen das Boot nur verkaufen, weil es gerade fertig ist.« Leise schmunzelnd drehte er sich um. »Sehen Sie sich die vielen Leute an. Und täglich kommen noch mehr. Wenn wir wollten, könnten wir alles, was wir anzubieten haben, bis Mitternacht loswerden.«
    »Und das Boot ist groß genug für uns alle?«
    »Ja«, lautete die knappe Antwort, und der Handel war perfekt.
    Die Deutschen waren ehrliche Handwerksgesellen und wollten natürlich, daß Luton mit seinem Kauf auch zufrieden war, also warfen sie sich für ihn noch einmal ins Zeug und fügten hier und da ein paar Verbesserungen und Verzierungen hinzu - rundum eine zusätzliche Schicht Süll, doppelt verstärkte Hüsing, in die der Masten gesteckt wurde, wenn genug Wind wehte und die beiden kleinen Segel gesetzt werden konnten -, und als alles fertig war und Lutons Mannschaft zur Begutachtung geholt wurde, erschien einer der Brüder Schnabel mit Farbe und Pinsel. »Nun, wie soll sie heißen?« Lord Luton zog die Schultern hoch, die Hände ausgestreckt, als wüßte er keinen Rat, da machte Trevor Blythe einen hübschen Vorschlag: »Es muß auf jeden Fall ein englischer Name sein. Wie wäre es mit ›Sweet Aftonc, in der Hoffnung, der Mackenzie-Fluß fließt gleichmäßig und sanft.« Der Vorschlag fand allgemein Anklang, und Luton ließ sich sogar dazu hinreißen, alle umstehenden Zuschauer zur Schiffstaufe einzuladen und Brot, Wein und Käse sowie Zigarren und die wenigen Süßigkeiten, die man in Athabaska Landing kaufen konnte, an sie auszuteilen. Eine Flasche gegen den Schiffsbug werfend, rief er aus: »Es ist zwar kein Champagner, aber ich taufe das Schiff auf den Namen ›Sweet Aftonc. Möge Gottes Schutz und Schirm stets über den Passagieren walten.«
    Die »Sweet Afton« war ein Boot, was sich nach der Erfahrung der Schnabels bestens für die Fahrt auf dem MackenzieFluß eignete: flach gebaut, um besser an Felsen und Stromschnellen vorbeimanövrieren zu können, leichtgewichtig, um die mörderisch anstrengende Arbeit des Tragens besser bewältigen zu können, und mit hohem Plankengang gegen die Wellenberge, die sich in den größeren Seen auftürmten.
    Achtern hatten die Zimmerleute eine kleine niedrige Kabine aufgebaut, hauptsächlich als Stauraum für die Ausrüstung gedacht, aber auch groß genug für zwei, allerdings nicht sonderlich bequeme Schlafplätze. Entlang der Backbordseite der Kabine verlief eine Holzbank, von der aus der Steuermann ein langes Ruder bedienen konnte, um den Schiffsrumpf zu Wendemanövern zu veranlassen und so an den durch Stromschnellen verborgenen Steinen oder im Wasser treibenden Baumstämmen vorbeizukommen, die gängigen Gefahren, mit denen man rechnen mußte.
    Die »Afton« war ein Boot, in das die Mackenzie-Kenner den ganzen Schatz ihrer Erfahrung gesteckt hatten, und als die Schnabels es jetzt dem neuen Besitzer übergaben, zeigte sich, daß es wohl das beste war, das je für die Fahrt auf diesem großen ungestümen Fluß gebaut worden war.
    Als sich die Mannschaft anschickte abzulegen, stellte Luton erstaunt fest, daß außer dem Namen des Bootes die Schnabels in derselben leuchtendroten Farbe noch eine feine Linie gezogen hatten, die in der Mitte und vertikal um den gesamten Schiffsrumpf verlief, innen und außen. »Was soll diese Linie?« fragte er, und der Schiffsmaler antwortete: »Das ist die Leitlinie beim Sägen.«
    »Wieso Sägen? Was soll ich denn zersägen?« kam die Frage zurück, und der Mann rief seinen Bruder: »Los, erzähl es ihm.«
    »Ähem, Sir, Sie segeln zwar den Mackenzie-Fluß runter, aber die schwerste Arbeit bleibt natürlich, über die Berge zu kommen, auf den Yukon ...«
    »Das habe ich schon mal gehört«, sagte Luton, wobei er Carpenter ein wissendes Grinsen zuwarf.
    »Sie müssen sich also für einen der kleinen Zuflüsse entscheiden, die von Westen her münden.«
    »Auch das ist mir bekannt.«
    »Befahrbar sind sie alle. Der Liard ist ganz günstig, der

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