Klonk!
Colon. »Nenn mir eine Sache, die geschieht und von der wir nichts wissen. Na bitte, das kannst du nicht.«
Sir Reynold räusperte sich. »Das ist gewiss eine der hTheorien«, sagte er mit der typischen Vorsicht von jemandem, der den Colon-Nobbs-Braintrust in voller Aktion erlebt hatte. »Bedauerlicherweise stützen Methodia Schlingels Aufzeichnungen praktisch jede beliebige Theorie. Ich vermute, das Gemälde verdankt seine gegenwärtige Popularität der Tatsache, dass das Buch auf die alte Geschichte zurückgreift, nach der in dem Bild ein großes Geheimnis verborgen ist.«
»Ach?« Fred Colon sah auf. »Welches Geheimnis?«
»Das hweiß ich nicht. Die Landschaft ist sehr detailliert gemalt. Vielleicht existiert irgendwo ein Hinweis auf eine geheime Höhle. Es gibt viele Theorien. Recht seltsame Leute kamen mit Messbändern und wirkten hbeunruhigend
entschlossen,
aber ich bezweifle, dass sie jemals etwas entdeckt haben.«
»Vielleicht steckt einer von ihnen hinter dem Diebstahl«, spekulierte Nobby.
»Das glaube ich nicht. Meistens sind es recht heimlichtuerische Leute, die belegte Brote und eine Reiseflasche mitbringen und den ganzen Tag bleiben. Leute, die Anagramme und geheime Zeichen lieben und kleine Theorien und Pickel haben. Sie sind recht harmlos, nur nicht gegenüber ihresgleichen. Außerdem, hwarum das Bild stehlen? Wir
möchten,
dass sich Leute dafür interessieren. Und wer sich dafür interessiert, denkt wohl kaum daran, es mit nach Hause zu nehmen, denn immerhin passt es dort nicht unters Bett. Wusstet ihr, dass Schlingel von Schreien schrieb, die er manchmal mitten in der Nacht hörte? Die Geräusche der Schlacht, muss man annehmen. Wie traurig.«
»Nichts, was man über dem Kamin haben möchte«, kommentierte Fred Colon.
»Genau, Feldwebel. Selbst hwenn man einen fünfzehn Meter langen Kamin hätte.«
»Danke. Noch eine letzte Sache. Wie viele Türen gewähren Zugang zu diesem Ort?«
»Drei«, antwortete Sir Reynold sofort. »Aber zwei von ihnen sind immer abgeschlossen.«
»Wenn der Troll…«
»… oder die Zwerge«, warf Nobby ein.
»Oder, wie mein jüngerer Kollege meint, die Zwerge versuchten, nach draußen zu gelangen…«
»hWasserspeier«, sagte Sir Reynold stolz. »Zwei beobachten ständig den Haupteingang vom Gebäude auf der anderen Seite aus, und es sitzt auch jeweils einer bei den beiden anderen Türen. Und tagsüber behalten natürlich die Mitarbeiter alles im Auge.«
»Es mag dumm klingen, aber habt ihr wirklich überall nachgesehen?«
»Heute Morgen haben wir alles abgesucht, Feldwebel. Es müsste eine sehr dicke und sehr schwere Rolle sein. Dieses Gebäude ist voller Ecken und Winkel, aber eine solche Rolle hwürde gewiss auffallen.«
Colon salutierte. »Danke, Herr. Wir schauen uns ein wenig um, wenn du gestattest.«
»Ja – nach Urnen«, sagte Nobby Nobbs.
M umm ließ sich auf seinen Stuhl sinken und musterte den verdammten Vampir beziehungsweise die Vampirin. Man hätte sie für eine Sechzehnjährige halten können; es fiel schwer zu glauben, dass sie nicht viel jünger war als Mumm. So kurzes Haar hatte er noch bei keinem Vampir gesehen, und wenn sie nicht wie ein Junge wirkte, dann doch wie ein Mädchen, das für einen Jungen durchgegangen wäre.
»Bitte entschuldige meine… Bemerkung von vorhin«, sagte Mumm. »Es ist keine gute Woche gewesen, und sie wird mit jeder verstreichenden Stunde schlimmer.«
»Du brauchst dich nicht zu fürchten«, sagte Sally. »Wenn es dir was nützt: Dies gefällt mir ebenso wenig wie dir.«
»Ich fürchte mich
nicht
«, erwiderte Mumm scharf.
»Bitte um Verzeihung, Herr Mumm. Du riechst wie jemand, der sich fürchtet. Nicht
sehr
«, fügte Sally hinzu. »Aber ein wenig. Und dein Herz schlägt schneller. Es tut mir Leid, wenn ich dich beleidigt haben sollte. Ich wollte dir nur Gelegenheit geben, dich zu entspannen.«
Mumm lehnte sich zurück. »Für meine Entspannung sorge ich selbst, Fräulein von Humpeding«, sagte er. »Es macht mich nervös, wenn sich andere darum kümmern wollen. Alles, was mit Spannung zu tun hat, kannst du getrost mir überlassen. Und bitte verkneif dir Kommentare über meinen Geruch. Und es heißt Kommandeur Mumm oder Herr, verstanden? Nicht einfach Herr Mumm.«
»Und ich möchte Sally genannt werden«, sagte die Vampirin.
Sie sahen sich an und wussten beide, dass es nicht gut lief. Und sie waren auch nicht sicher, ob sie es besser machen konnten.
»Nun, Sally… du möchtest also
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