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Klonk!

Klonk!

Titel: Klonk! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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verlief gerade. Zu jenem Zeitpunkt schienen sie gewusst zu haben, wohin sie graben mussten.
    Angua setzte den Weg fort und musste sich immer wieder ducken, um nicht an die niedrige Decke zu stoßen. Schließlich gab sie auf und verwandelte sich wieder in einen Wolf. Der Tunnel wurde gerade, und gelegentlich zweigten Seitengänge ab, denen Angua keine Beachtung schenkte, obwohl sie lang rochen. Der Vampirgeruch war noch immer ein ärgerliches Thema in der nasalen Symphonie und überlagerte fast den Gestank des schmutzigen Wassers, das aus den Wänden tropfte. An einigen Stellen hatten Vürmer die Decke kolonisiert. Fledermäuse ebenfalls. Sie bewegten sich.
    Und dann bemerkte Angua einen weiteren Geruch, als sie an einer Tunnelöffnung vorbeikam. So schwach er auch war, er enthielt eindeutig Fäulnis. Ein frischer Tod…
    Vier frische Tode. Am Ende eines kurzen Seitengangs fand sie die Leichen von zwei, nein, von drei Zwergen, halb im Schlamm begraben. Sie
glühten.
Vürmer hatten keine Zähne, wusste Angua von Karotte. Sie warteten, bis sich die in Aussicht stehende Mahlzeit verflüssigte. Und während sie auf den größten Glücksfall warteten, den sie jemals erlebt hatten, feierten sie. Hier unten, in einer weit von den Straßen entfernten Welt, würden sich die Zwerge in Licht auflösen.
    Angua schnüffelte.
    Sehr
frisch…
    »Sie haben etwas gefunden«, sagte jemand hinter ihr. »Und dann hat es sie getötet.«
    Angua sprang.
     

     
    D er Sprung war keine Absicht. Ihr Hinterhirn arrangierte ihn ganz allein. Das Vorderhirn – der Teil, der wusste, dass ein Feldwebel nicht versuchen sollte, einen Obergefreiten zu zerfleischen, ohne provoziert worden zu sein – versuchte, den Sprung mitten in der Luft zu stoppen, doch in dieser Phase ging es nur noch um Ballistik. Es gelang ihr, sich in der Luft zu drehen, wodurch sie mit der Schulter gegen die Wand stieß.
    Flügel schlugen ein Stück entfernt, und ein lang gezogenes organisches Geräusch vermittelte die Vorstellung von einem Schlachter, der Schwierigkeiten mit einem Stück Knorpel hatte.
    »Weißt du, Feldwebel«, ertönte Sallys Stimme, als wäre überhaupt nichts geschehen, »ihr Werwölfe habt es leicht. Ihr bleibt ein Geschöpf und habt keine Probleme mit der Körpermasse. Hast du eine Ahnung, auf wie viele Fledermäuse ich mein Gewicht verteilen muss? Mehr als hundertfünfzig. Und natürlich verirrt sich immer eine oder fliegt in die falsche Richtung. Man kann erst wieder klar denken, wenn man alle seine Fledermäuse beisammen hat. Und sich dann wieder zusammenzusetzen… ist wie das größte Niesen, das du dir vorstellen kannst.
Rückwärts

    So etwas wie Scham hatte hier unten in der Dunkelheit keinen Sinn. Angua zwang sich zurück in menschliche Gestalt – alle Gehirnzellen drängten sich zusammen, um Reißzähne und Krallen niederzuringen. Zorn half.
    »Was zum Teufel machst du hier?«, fragte sie, als sie einen funktionierenden Mund hatte.
    »Ich habe dienstfrei«, erwiderte Sally und trat vor. »Ich habe beschlossen, mich ein wenig umzusehen.« Sie war völlig nackt.
    »So viel Glück kannst du nicht gehabt haben!«, knurrte Angua.
    »Deine
Nase
fehlt mir natürlich, Feldwebel«, sagte Sally mit einem süßen Lächeln. »Aber ich hatte hundertfünfundfünfzig fliegende kleine Nasen zur Verfügung, und die können einen großen Bereich absuchen.«
    »Ich dachte, Vampire könnten ihre Kleidung rematerialisieren lassen«, sagte Angua vorwurfsvoll. »Otto Chriek ist dazu imstande!«
    »Frauen können das nicht. Wir wissen nicht, woran es liegt, vermutlich an dieser ganzen Nachthemd-Geschichte. Da bist du wieder im Vorteil. Wenn man in den Körpern von hundertfünfundfünfzig Fledermäusen steckt, fällt es schwer, sich daran zu erinnern, dass zwei von ihnen eine Hose tragen sollen.« Sally sah zur Decke hoch und seufzte. »Hör mal, ich weiß, wohin dies führt. Es geht um Hauptmann Karotte…«
    »Ich habe gesehen, wie du ihn angelächelt hast!«
    »Entschuldige! Wir können sehr charmant sein! Das gehört zur Vampirnatur!«
    »Wolltest ihn wohl unbedingt beeindrucken.«
    »Und du nicht? Er ist eben ein Mann, den man gern beeindruckt!«
    Sie musterten sich wachsam.
    »Er gehört
mir
«, sagte Angua und spürte, wie sich ihre Fingernägel in Krallen verwandeln wollten.
    »Du gehörst ihm, meinst du wohl!«, erwiderte Sally. »Du weißt, wie es funktioniert. Du läufst ihm nach.«
    »Entschuldige! Das ist eine Werwolfsache!«, rief Angua.
    »Halt!«

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