Klonk!
Toten, und das Tüpfelchen auf dem i war die Morgenausgabe der
Times
, die er gerade in den Händen hielt. Der Leitartikel bedauerte die durch die Stadt ziehenden Banden und fragte, ob die Wache »ihrer Aufgabe gerecht werden konnte«, für Ordnung zu sorgen.
O
ja, ich glaube, das können wir, du aufgeblasener Heini.
Mumm rieb ein Streichholz an einer Plinthe und zündete sich eine Zigarre an, um einen kleinen, aber dunkle Genugtuung bringenden Triumph zu genießen. Bei den Göttern, sie hatten diesen Erfolg gebraucht. Während der verdammten Koomtal-Sache war die Wache immer wieder unter schweren Beschuss geraten, und es war gut, den Jungs endlich einmal etwas geben zu können, auf das sie stolz sein konnten. Sie hatten definitiv ein
Resultat
erzielt…
Mumm starrte auf die Plinthe. Er erinnerte sich nicht daran, welche Statue hier einst gestanden hatte. Generationen von Graffitikünstlern hatten sich an der Plinthe ausgetobt.
Ein Stück Trollgraffiti schmückte sie jetzt und tilgte alles, was von Künstlern geschaffen worden war, die nur Farbe benutzt hatten. Mumm las:
Minenzeichen, Stadtgekritzel, dachte er. Es wird brenzlig, und die Leute nehmen das zum Anlass, an Mauern zu schreiben…
»Kommandeur!«
Er drehte sich um. Hauptmann Karotte, sein Brustharnisch makellos glänzend, eilte auf ihn zu. Wie üblich verriet sein Gesichtsausdruck hundertprozentigen Eifer.
»Ich habe doch alle Wächter, die nicht im Gefangenendienst sind, ins Bett geschickt, Hauptmann«, sagte Mumm.
»Ich bringe nur noch einige Dinge in Ordnung, Herr«, erwiderte Karotte. »Lord Vetinari hat dem Wachhaus eine Nachricht übermittelt. Er möchte einen Bericht. Ich dachte, ich sollte dich besser darauf hinweisen, Herr.«
»Ich habe nachgedacht, Hauptmann«, sagte Mumm aufgeschlossen. »Sollen wir hier eine kleine Gedenktafel anbringen? Etwas Schlichtes? Mit der Aufschrift ›Hier fand am 5. Gruni des Jahrs der Garnele nicht die Schlacht des Koomtals statt‹? Könnten wir vielleicht eine verdammte Briefmarke herausgeben lassen? Was meinst du?«
»Ich glaube, du solltest dich hinlegen und schlafen, Kommandeur«, sagte Karotte. »Und eigentlich ist der Koomtaltag erst am Samstag.«
»Denkmäler für Schlachten, die nicht stattgefunden haben, sind vielleicht ein bisschen übertrieben, aber eine Briefmarke…«
»Lady Sybil macht sich wirklich Sorgen um dich, Herr«, sagte Karotte behutsam.
Das Zischen in Mumms Kopf ließ nach. Der Hinweis auf Sybil ließ die Gläubiger seines Körpers Schlange stehen und mit ihren überfälligen Schuldscheinen winken. Füße: todmüde, brauchten dringend ein Bad; Magen: knurrend; Rippen: brennend; Rücken: schmerzend; Gehirn: trunken von eigenen Giften. Ein Bad, schlafen, essen… gute Ideen. Aber gewisse Dinge erforderten noch immer seine Aufmerksamkeit…
»Wie geht’s unserem Herrn Pessimal?«, fragte er.
»Igor hat ihn in Ordnung gebracht. Er staunt noch immer ein bisschen über all die Aufregung. Nun, ich kann dir nicht befehlen, dich auf den Weg zu Seiner Lordschaft zu machen…«
»Nein, das kannst du nicht, weil ich der
Kommandeur
bin, Hauptmann«, sagte Mumm, noch immer berauscht vor Erschöpfung.
»… aber
er
kann das, und er
hat
es getan, Herr. Und deine Kutsche wird vor dem Palast bereitstehen, wenn du ihn wieder verlässt. Das sind
Lady Sybils
Befehle, Herr«, sagte Karotte und berief sich auf höhere Autorität.
Mumm sah zu der hässlichen Masse des Palastes auf. Saubere Laken erschienen ihm plötzlich sehr verlockend. »Ich kann ihm nicht so gegenübertreten«, murmelte er.
»Ich habe mit Sekretär Drumknott gesprochen, Herr. Heißes Wasser, ein Rasiermesser und eine große Tasse Kaffee warten im Palast auf dich.«
»Du hast an alles gedacht, Karotte…«
»Das hoffe ich, Herr. Mach dich jetzt besser auf den Weg…«
»Aber ich habe mir etwas
einfallen
lassen«, sagte Mumm und schwankte zufrieden. »Besser sinnlos betrunken als sinnlos tot.«
»Es war ein klassischer Trick, Herr«, sagte Karotte anerkennend. »Einer für die Geschichtsbücher. Geh jetzt, Herr. Ich mache mich auf die Suche nach Angua. Sie hat nicht in ihrem Bett geschlafen.«
»Um diese Zeit im Monat…«
»Ich weiß, Herr. Aber sie hat auch nicht in ihrem Korb geschlafen.«
I n einem feuchten Keller, der einst eine Mansarde gewesen und jetzt halb mit Schlamm gefüllt war, strömten die Vürmer dort aus einem kleinen Loch, wo Bretter seit langer Zeit vermoderten.
Eine Faust schlug
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