Kloster Northanger
geistert, stellt sich als ihr Großvater heraus. So endet das wenig straff konstruierte, mit Nachahmungen anderer gotischer Romane gespickte und die schauerlichen Höhepunkte entbehrende Buch mit der Hochzeit von Enrico und Lauretta.
Horrid Mysteries. A Story Translated from the German of the Marquis of Grosse by Peter Will
(1796; Titel des deutschen Originals von Karl Grosse, eines bei Erscheinen 1791–95 ungeheuer populären Romans:
Der Genius. Aus den Papieren des Marquis C. von G.
): Der Roman kreist um einen geheimnisvollen Orden, der immer wieder auf schauerliche Weise in das von ihm selbst erzählte Leben des Marquis Carlos von G. eingreift. Ursprünglich von G.s Onkel zu seinem Schutz gegründet, ist der Orden in die falschen Hände geraten und tyrannisiert ihn nun, um sich seinen Besitz anzueignen. Zweimal wird seine Frau scheinbar ermordet, alle Freunde stellen sich immer wieder als Agenten des Ordens heraus. G. versucht auf immer neuen Reisen die Geheimnisse zu erforschen, er wird Einsiedler, Diplomat, gründet einen kurzlebigen Gegenorden usw. Zum Schluss stellt sich sein treuer Diener Alphonso als der geheimnisvolle Genius Amanuel, der ihn wiederholt gewarnt hat, und als sein Onkel heraus.
15 Samuel Richardsons (1689–1761) letzter großer Briefroman
The History of Sir Charles Grandison
(1754), der die Geschichte und Liebe eines moralisch integren Edelmannes erzählt. Nach der biographischen Notiz ihres Bruders Henry vor der ersten Ausgabe von
Northanger Abbey
schätzte Jane Austen Richardson und vor allem
Grandison
sehr.
16 Drei der beliebtesten Kutschen der Zeit in England werden namentlich aufgeführt:
Gig
, ein leichter, offener, zweirädriger Wagen, Einspänner mit Gabeldeichsel, häufig mit einem rückwärtigen Bedienten-oder Notsitz; seit dem 17. Jahrhundert. Ähnlich
Curricle,
allerdings ein Zweispänner. –
Phaeton
, ein leichter, offener, vierrädriger Zweispänner ohne Türen, meist zwei Sitze mit einem Faltdach für den vorderen; im 19. Jahrhundert bevorzugt. – Die von General Tilney benutzte Reisekutsche war ein
Landauer
, ein vierrädriger Vierspänner mit einem in der Mitte zu öffnenden, zurückschlagbaren Verdeck, zwei Türen, vier Sitzen (je zwei einander gegenüber) und einem erhöhten Fahrersitz vorne; seit dem 17. Jahrhundert bei den vornehmen Familien sehr geschätzt.
17 Die englischen Studenten wohnten während ihres Studiums in Oxford oder Cambridge in »Colleges«, die auf unideologische Weise fast den Charakter von Studentenverbindungen hatten.
18 Henry Fieldings (1707–54) Roman
The History of Tom Jones. A Foundling
(1749) stellt die Geschichte des angeblichen Findlings Tom dar, der als charmanter Tunichtgut in immer neue Abenteuer verwickelt wird, wobei ein satirisches Bild der englischen Gesellschaft im 18. Jahrhundert entworfen wird.
19 Vgl. zu diesem gotischen Roman Nachwort, Abschn. 2 und 3.
20 John meint Francis (»Fanny«) Burney (1752–1840), die seit 1793 mit dem französischen Offizier Alexandre d’Arblay verheiratet war. Sie ist mit ihren Romanen
Evelina, or, Young Woman’s Entrance into the World
(1778),
Cecilia, or, Memoirs of an Heiress
(1782) und
Camilla, or, a Picture of Youth
(1797) die prominenteste Vertreterin des Frauenromans in England eine Generation vor Jane Austen. Die beiden ersten sind Briefromane, der früher schon erwähnte dritte ist ein handlungsarmer, über tausend Seiten ausgedehnter Roman, in dem die Liebe zwischen Camilla Tyrold und Edgar Mandlebert sich nicht entwickeln kann, weil er der schönen Indiana Lynmore versprochen ist und Camilla ihre Gefühle verbergen muss.
21 Johns Charakterisierung des Anfangs von
Camilla
enthüllt seine Oberflächlichkeit. Das Schaukeln des alten Mannes führt zu einer Tragödie. Durch seine Unachtsamkeit fällt seine achtjährige Nichte Eugenia von der Wippe, wodurch sie ihr Leben lang ein Krüppel bleibt und obendrein ihre Pocken ausbrechen, so dass auch noch ihr Gesicht entstellt wird. Die Gestalt des alten Mannes, Sir Hugh Tyrold, ist die Karikatur des unbedarften englischen »Country Squire«.
22 Meyers Großes Konversationslexikon, Bd. 11, Leipzig/Wien: Bibliographisches Institut, 6 1905, S. 541: »
Kotillon
(franz., spr. = iljóng), ein Gesellschaftstanz, der ursprünglich aus Frankreich stammt, beginnt mit einer großen Ronde, der zunächst eine große Quadrillentour (chaînes en quatre, croisée) zu folgen pflegt. Andre beliebige Touren schließen sich an; zu Ende einer jeden wird von
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