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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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zu bringen sei. Der General machte sich unterdessen keinerlei Sorge um ihn, obwohl er sich jeden Morgen darüber empörte, dass er nicht geschrieben hatte, und hatte kein dringenderes Anliegen, als den Aufenthalt von Miss Morland so angenehm wie möglich zu machen. Er äußerte in dieser Hinsicht oft seine Besorgnis, fürchtete, die Eintönigkeit der täglichen Gesellschaft und der täglichen Beschäftigungen würde ihr den Ort verleiden, wünschte, Lady Frazer wäre auf ihrem Landsitz, sprach gelegentlich davon, eine große Dinnerparty zu geben, und überschlug ein- oder zweimal sogar die Zahl der am Tanzen interessierten jungen Leute in der Umgebung. Aber leider war es eine so ereignislose Jahreszeit, kein Wild, keine Jagdpartien, und die Lady Frazers waren nicht auf ihrem Landsitz. Und es lief zu guter Letzt darauf hinaus, dass er eines Vormittags zu Henry sagte, wenn er das nächste Mal in Woodston sei, würden sie ihn bei Gelegenheit überraschen und sich bei ihm zum Essen einladen. Henry fühlte sich sehr geehrt und sehr glücklich darüber, und Catherine war von dem Plan ganz begeistert. »Und wann glaubst du, Vater, kann ich mit diesem Vergnügen rechnen? Ich muss am Montag in Woodston sein, um der Gemeindesitzung beizuwohnen, und werde vermutlich zwei oder drei Tage bleiben.«
    »Nun ja, an einem der Tage werden wir schon kommen. Wir brauchen uns nicht festzulegen. Mach nur ja keine Umstände! Was du zufällig im Haus hast, wird genügen. Ich glaube, ich kann mich dafür verbürgen, dass die jungen Damen keine großen Ansprüche an einen Junggesellenhaushalt stellen. Wir wollen mal sehen. Montag bist
du
beschäftigt, also kommen wir nicht am Montag. Und Dienstag bin
ich
beschäftigt. Ich erwarte vormittags den Inspektor aus Brockham mit seinem Bericht. Und anschließend kann ich mit gutem Gewissen den Klubabend nicht versäumen. Ich könnte meinen Bekannten nicht ins Gesicht sehen, wenn ich wegbliebe, denn da man weiß, dass ich in Northanger bin, würde es als Unfreundlichkeit aufgefasst werden. Und ich habe es mir zur Pflicht gemacht, Miss Morland, niemals bei meinen Nachbarn Anstoß zu erregen, wenn ich es durch ein kleines Opfer an Zeit und Aufmerksamkeit verhindern kann. Es sind alles sehr verdienstvolle Männer. Zweimal im Jahr bekommen sie ein halbes Reh von Northanger, und ich speise bei ihnen, wann immer ich kann. Dienstag kommt deshalb wohl nicht in Frage. Aber am Mittwoch, Henry, kannst du, glaube ich, mit uns rechnen. Und wir werden früh eintreffen, damit wir Zeit haben, uns umzusehen. In zweidreiviertel Stunden werden wir sicher in Woodston sein, spätestens um zehn sitzen wir in der Kutsche, du kannst also am Mittwoch gegen Viertel vor eins nach uns Ausschau halten.«
    Selbst ein Ball hätte Catherine nicht willkommener sein können als dieser kleine Ausflug, so stark war ihr Wunsch, Woodston kennenzulernen, und ihr hüpfte noch das Herz vor Freude, als Henry ungefähr eine Stunde später gestiefelt und gespornt ins Zimmer kam, wo Eleanor und sie saßen, und sagte: »Ich komme in einer hochmoralischen Anwandlung, meine Damen, und stelle fest, dass wir für unser Vergnügen auf dieser Welt immer teuer bezahlen und oft bares, handgreifliches Glück für einen Wechsel auf die Zukunft eintauschen müssen, der vielleicht nicht einmal eingelöst wird. Ich bin der lebende Beweis in dieser Stunde. In der bloßen Hoffnung auf das Vergnügen eures Besuchs in Woodston am Mittwoch, den schlechtes Wetter oder zwanzig andere Gründe vielleicht verhindern, muss ich umgehend aufbrechen – zwei Tage früher als beabsichtigt.«
    »Aufbrechen!«, sagte Catherine und machte ein langes Gesicht. »Und warum?«
    »Warum? Wie können Sie so etwas fragen. Weil ich keine Zeit verlieren darf, meiner alten Haushälterin einen Schreck einzujagen, weil ich aufbrechen und natürlich ein Dinner für Sie auf den Tisch bringen muss.«
    »Wie? Im Ernst?«
    »Leider ja, denn ich bliebe viel lieber hier.«
    »Aber wie kommen Sie nach dem, was der General gesagt hat, auf so etwas? Wo er doch ausdrücklich darum gebeten hat, keine Umstände zu machen, weil wir mit allem zufrieden sind.«
    Henry lächelte nur. »Für Ihre Schwester und mich brauchen Sie keinen Aufwand zu machen. Das wissen Sie doch. Und der General hat extra betont, dass Sie nichts Außergewöhnliches auf den Tisch bringen sollen – und außerdem, auch wenn er nicht so darauf bestanden hätte, isst er doch täglich ein so vorzügliches Dinner zu Hause, dass er

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