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Kloster Northanger

Kloster Northanger

Titel: Kloster Northanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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zu Hause. Gott sei Dank! Wir verlassen diesen abscheulichen Ort morgen. Seit Deiner Abreise ist er mir ganz verleidet – der Staub ist nicht zu ertragen, und alle Leute, an denen einem etwas liegt, sind abgefahren. Ich glaube, wenn wir uns sehen könnten, wäre mir das gleichgültig, denn wie lieb Du mir bist, kann sich niemand vorstellen. Ich mache mir richtige Sorgen um Deinen lieben Bruder, denn ich habe seit seiner Rückkehr nach Oxford nichts von ihm gehört und befürchte irgendein Missverständnis zwischen uns. Deine freundliche Vermittlung wird alles einrenken: Er ist der einzige Mann, den ich je geliebt habe oder lieben konnte, und ich bin sicher, Du wirst ihn davon überzeugen. Die Frühjahrsmode ist zum Teil heraus, und Du glaubst ja nicht, was für grässliche Hüte man trägt. Ich hoffe, Du hast einen angenehmen Aufenthalt, fürchte aber, Du denkst gar nicht an mich. Ich will mich über die Familie, bei der Du wohnst, nicht auslassen, weil ich nicht kleinlich sein oder Dich gegen die, die Du schätzt, einnehmen will, aber man weiß ja wirklich nicht, wem man trauen soll, und junge Männer wissen keine zwei Tage lang, was sie eigentlich wollen. Ich bin von Herzen froh, dass der junge Mann, den ich mehr als alle anderen verabscheue, Bath verlassen hat. Du wirst nach dieser Beschreibung wissen, dass es sich nur um Hauptmann Tilney handeln kann, dem, wie Du Dich vielleicht erinnerst, so ungeheuer viel daran lag, mir nachzustellen und mich zu ärgern, bevor Du abfuhrst. Zuletzt wurde er immer unerträglicher und hing an mir wie eine Klette. Viele Mädchen wären darauf reingefallen, denn so wurde noch nie jemand umworben, aber ich wusste ja schon, wie launisch die Männer sind. Er ist vor zwei Tagen zu seinem Regiment zurückgekehrt, und ich hoffe inständig, dass er mich nie wieder belästigt. Er ist der größte Geck, den ich je gesehen habe, und ungeheuer aufdringlich. Die letzten beiden Tage wich er Charlotte Davis nicht von der Seite: Ich konnte seinen Geschmack nur beklagen, zeigte ihm aber die kalte Schulter. Das letzte Mal sind wir uns in Bath Street begegnet, und ich bin auf der Stelle in einen Laden gegangen, damit er mich nur nicht ansprach. Ich habe ihn keines Blickes gewürdigt. Er ging anschließend in die Brunnenhalle, aber ich wäre ihm um nichts in der Welt gefolgt. Was für ein Unterschied zwischen ihm und Deinem Bruder! Gib mir bitte Nachricht von James, ich bin seinetwegen ganz unglücklich, er machte einen so niedergeschlagenen Eindruck, als er abfuhr, eine Erkältung oder irgend so etwas muss ihm zugesetzt haben. Ich würde ihm selbst schreiben, habe aber seine Adresse verlegt und fürchte, wie ich oben schon andeutete, er hat irgendetwas an meinem Verhalten übelgenommen. Räum doch bitte alle Missverständnisse aus dem Weg; oder wenn er immer noch Zweifel hegt, könnte eine Zeile von ihm an mich oder ein Besuch in Putney, wenn er das nächste Mal in London ist, alles ins Reine bringen. Ich bin eine Ewigkeit nicht in den Gesellschaftsräumen und auch nicht im Theater gewesen, außer gestern Abend mit den Hodges zu einer Posse, zum halben Preis: Ich habe mich beschwatzen lassen, denn ich wollte auf jeden Fall vermeiden, dass man sagt, ich zöge mich zurück, bloß weil Tilney abgereist ist. Wir saßen zufällig neben den Mitchells, und sie taten so, als seien sie ganz überrascht, mich in der Öffentlichkeit zu sehen. Aber ich kenne ihre Schadenfreude – es gab eine Zeit, wo sie mich schnitten, und jetzt sind sie die Freundschaft selbst. Aber ich bin nicht so dumm, dass ich darauf hereinfalle. Ich bin nicht so leicht kleinzukriegen. Anne Mitchell hat versucht, so einen Turban aufzusetzen, wie ich ihn die Woche vorher im Konzert getragen hatte, aber sie sah furchtbar damit aus – er passte nun mal zu meinem unmöglichen Gesicht, glaube ich, jedenfalls hat Tilney das damals behauptet und gesagt, alle Welt blicke nur auf mich. Aber er ist der Letzte, auf dessen Wort ich etwas geben würde. Ich trage nur noch Dunkelrot: Ich weiß, es steht mir abscheulich, aber ganz gleich – es ist die Lieblingsfarbe Deines lieben Bruders. Beeil Dich, meine liebste, beste Catherine, ihm und mir zu schreiben,
    Deine etc.
    So viel oberflächliche Berechnung beeindruckte nicht einmal Catherine. Die Ungereimtheiten, Widersprüche und die Verlogenheit waren ihr von Anfang an klar. Sie schämte sich für Isabella, schämte sich, sie je geliebt zu haben. Die Bekenntnisse ihrer Zuneigung waren jetzt ebenso

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