Kloster Northanger
gebracht zu werden, und da Henry die Unterhaltung geschickt auf andere Themen brachte, während einer seiner Diener ein Tablett mit Erfrischungen herumreichte, fand der General bald seine Selbstzufriedenheit und Catherine ihre ganze frühere Unbefangenheit wieder.
Das Zimmer, in dem sie saßen, war geräumig, wohlproportioniert und geschmackvoll als Esszimmer eingerichtet. Und auf dem Weg nach draußen, wo man einen Gang ums Haus machen wollte, wurde sie zuerst in ein kleineres Zimmer geführt, das speziell dem Hausherrn gehörte und für den besonderen Anlass ungewöhnlich aufgeräumt war, und anschließend in das zukünftige Wohnzimmer, das, obwohl noch unmöbliert, Catherine so entzückte, dass selbst der General zufrieden war. Es hatte ein ansprechendes Format, und die bis auf den Boden reichenden Fenster erlaubten einen hübschen Blick nach draußen, wenn auch nur über grüne Wiesen. Catherine drückte ihre Bewunderung sogleich mit all der ungekünstelten Ehrlichkeit aus, die sie dabei empfand. »Oh! Warum richten Sie dieses Zimmer nicht ein, Mr. Tilney? Was für ein Jammer, dass es nicht eingerichtet ist! Solch ein hübsches Zimmer habe ich noch nie gesehen, es ist das hübscheste Zimmer auf der Welt!«
»Ich vermute«, sagte der General mit einem Lächeln voller Genugtuung, »dass es umgehend möbliert wird: Es wartet nur auf den sicheren Geschmack einer Dame.«
»Also, wenn es mein Haus wäre, ich würde nie woanders sitzen. Oh! Was für eine süße kleine Hütte dort zwischen den Bäumen steht, und noch dazu Apfelbäume! Eine so hübsche kleine Hütte!«
»Sie gefällt Ihnen? Sie finden sie nicht deplatziert? Das genügt. Henry, denk daran, dass wir mit Robinson sprechen. Die Hütte bleibt.«
Dieses Kompliment ließ Catherine zur Besinnung kommen und augenblicklich verstummen, und obwohl der General sich ausdrücklich nach ihrer Lieblingsfarbe bei der Wahl der Tapeten und Vorhänge erkundigte, war aus ihr keine Meinung zu diesem Thema herauszulocken. Unter dem Einfluss von neuen Eindrücken und frischer Luft dauerte es allerdings nicht lange, bis diese peinlichen Assoziationen vertrieben waren, und als sie den dekorativen Teil des Gartens erreicht hatten, der aus einem Rundgang um eine Wiese bestand, den Henry mit seinem gärtnerischen Genie vor einem halben Jahr in Angriff genommen hatte, war sie so weit wiederhergestellt, dass sie es für die hübscheste Anlage hielt, die sie je betreten hatte, obwohl nicht ein einziger Busch höher war als die grüne Bank in der Ecke.
Nach einem gemütlichen Spaziergang über Wiesen und durch einen Teil des Dorfes, einem anschließenden Besuch der Ställe, um einige Verbesserungen zu begutachten und einer ausgelassenen Tollerei mit einem Wurf junger Hunde, gerade alt genug zum Herumtapsen, war es vier Uhr, als es Catherine kaum wie drei vorkam. Um vier wollten sie essen und um sechs die Rückfahrt antreten. Nie war ein Tag so schnell vergangen.
Es entging ihr nicht, dass die Üppigkeit des Dinners beim General nicht das mindeste Erstaunen hervorrief, ja, dass er auf dem Beistelltisch sogar nach kaltem Braten Ausschau hielt, der nicht vorhanden war. Die Beobachtungen seines Sohnes und seiner Tochter waren anderer Art. Sie hatten ihn noch an keinem Tisch außer seinem eigenen so herzhaft zulangen und noch nie so wenig ungehalten darüber gesehen, dass die geschmolzene Butter ölig war.
Als der General seinen Kaffee getrunken hatte, nahm die Kutsche sie um sechs Uhr wieder auf. Und so erfreulich war der Tenor seines Verhaltens während des ganzen Besuchs gewesen, so sehr glaubte sie seinen Ansprüchen gerecht geworden zu sein, dass sie Woodston unbesorgt über das Wie oder das Wann einer eventuellen Rückkehr verlassen hätte, hätte sie im Hinblick auf die Wünsche seines Sohnes ebenso zuversichtlich sein können.
Kapitel 27
Am nächsten Morgen empfing sie folgenden völlig unerwarteten Brief von Isabella:
Bath, im April …
Meine liebste Catherine,
ich habe Deine beiden lieben Briefe mit dem größten Entzücken erhalten und muss mich tausendmal entschuldigen, dass ich sie nicht eher beantwortet habe. Ich schäme mich entsetzlich über meine Faulheit, aber an diesem grässlichen Ort findet man ja für nichts Zeit. Beinahe jeden Tag, seit Du Bath verlassen hast, habe ich den Federhalter in der Hand gehabt, um einen Brief an Dich zu beginnen, bin aber immer von irgendeinem lästigen Störenfried daran gehindert worden. Schreib mir bitte gleich an meine Adresse
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