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Klostergeist

Titel: Klostergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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Bürgermeister Manfred Engel tot ist, noch nicht bestätigt bekommen. Wir halten euch auf dem Laufenden, und wenn es was Neues gibt, dann hört ihr es auf der Donauwelle sofort.
    Bis dahin und bis zu den Nachrichten in wenigen Minuten halten euch Snow Patrol mit ›Chasing Cars‹ bei Laune.
     
    Dass Arthur Hafen auf dem Weg zu seinem Wagen in eine Pfütze trat und damit die Lederschuhe endgültig ruinierte, merkte er nicht. Er übersah, wie er ein Stoppschild missachtete, nahm nicht wahr, dass er am Fußgängerüberweg beim Primcenter nicht anhielt, als eine Mutter samt Kinderwagen eben die Straße überqueren wollte. Um Haaresbreite verfehlte Hafen den Kinderwagen – doch auch das ging an ihm vorbei. Er kam erst wieder zu sich, als er seinen Wagen vor dem ›Bären‹ abstellte und mit großen Schritten in die Schankstube polterte.
    »Jetzt guck naaa, der Schuh-Hafen, hosch koi Gschäft heut Morga?«, frotzelte Winfried Hecht. Der Kämmerer und Archivar der Stadt hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, seine Frühstückspause im ›Bären‹ zu verbringen, wann immer die Arbeit es zuließ. Wozu sonst fing er um 6.15 Uhr zu arbeiten an, wenn er sich seine Gleitzeit nicht so angenehm sollte einteilen können?
    »Wir haben gleich alle mehr Gschäft, als uns lieb ist«, grummelte Hafen und rutschte auf einen freien Stuhl am Stammtisch. Neben Kämmerer Hecht saßen dort bereits Schorsch und Erich, die beide aussahen, als seien sie gestern gar nicht erst nach Hause gegangen, sowie Michael Ritter. Der Redakteur des Bergboten, allgemein nur als ›rasender Mike‹ bekannt, war mit seinen 32 Jahren mit Abstand der Jüngste in der Runde – und mit Sicherheit der Einzige, der hier im Dienst war.
    »Soso, viel Gschäft, plant die Stadt mal wieder einen Markttag und sollen wir Brötle und Gutsle verkaufen?«, witzelte Erich.
    »Oder sollen wir für die Patres auf dem Berg was für den nächsten Basar stricken?«, setzte Schorsch eins drauf. Beide nuckelten an ihren Biergläsern, nachdem sie grinsend ihre Bemerkungen abgelassen hatten.
    »Morgen, Arthur, was darf ich dir bringen?« Wie aus dem Nichts war die Wirtin aufgetaucht.
    »Einen Kaffe, bitte«, beeilte Hafen sich zu sagen in der Hoffnung, sie möge so schnell als möglich wieder verschwinden, obwohl sie wie immer einen leckeren Anblick bot, noch immer jugendlich, knackig und eben genau so, wie ein Trinker sich seine Wirtin wünschte. Die dunklen Ringe unter Bärbels Augen nahm keiner der Männer wahr und wenn doch, dann schoben sie es auf das Wetter, auf einen langen Abend oder auf ein typisches Frauenleiden.
    Kaum war Bärbel hinter dem Tresen verschwunden und kaum brummte und zischte die erst vor Kurzem installierte italienische Profimaschine, beugte Mike sich über den Tisch zu Hafen hin. »So ohne Grund lassen Sie doch den Laden nicht allein, Herr Hafen«, sagte er und zwinkerte verschwörerisch mit den Augen.
    Diesen und noch viel mehr Tricks hatte er einst auf der Journalistenschule gelernt – und viel zu selten konnte er sie in diesem Kaff einsetzen. Hauptversammlungen und Auftritte des Kirchenchores waren eben etwas anderes als der investigative Journalismus, nach dem Ritter sich sehnte. Und dass die Badgers mit dem Rollhockey in die Bundesliga gestürmt waren, nutzte ihm wenig, der Sport fiel nicht in sein Ressort. Vielleicht passierte ja doch endlich mal etwas in Spaichingen – auch wenn die Aussicht darauf mehr als gering war.
    »Oh nein, ich hab einen Grund, einen verdammt guten sogar«, versicherte Hafen und rückte sich auf dem Stuhl zurecht.
    »Jetzt machen Sie es nicht so spannend, ich muss gleich ins Rathaus zurück«, brummte Winfried Hecht und rührte in seiner mittlerweile ausgetrunkenen Tasse, um den letzten Rest des Milchschaums zu erwischen.
    »Wenn Sie das hören, dann haben Sie sicher Zeit«, orakelte Hafen.
    »Na, meine Herren, konspirative Sitzung?«, grinste Bärbel, als sie den Kaffee mit dem enormen Schaumberg auf der Tasse vor Hafen auf den Tisch stellte. »Na, dann will ich mal nicht stören. Wenn keiner was braucht, würde ich in die Küche gehen.«
    »Schon recht, Bärbel, die Mittagsgäste wollen auch ihr Essen, wir haben alles«, sagte Hafen, der dabei Schorsch und Erich ignorierte, die beinahe entsetzt ihre fast ausgetrunkenen Biergläser anstarrten. »Wir rufen dich, wenn wir was brauchen«, rief Hafen der Wirtin noch nach.
    »So, Arthur, und jetzt raus mit der Sprache! Was ist los?« Schorsch trommelte ungehalten mit den

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