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Klostergeist

Titel: Klostergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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Doch Manfred Engel war schneller. Wie ein Blitz schoss seine Hand nieder, die Klinge zerriss Bärbels Nachthemd, ruckte über die gespannte Haut und fuhr in ihren schwangeren Bauch …
    Bärbel schrie. Gellend hallte das Kreischen durch das Haus. Sie schrie und schrie und konnte sich nicht regen.
    »Was ist denn los? Um Gottes willen, was schreien Sie denn so?« Verena Hälble riss die Tür auf und stürzte auf das Bett zu. Das T-Shirt mit dem verwaschenen Snoopy-Aufdruck über der Brust war zerknautscht, die Unterhose der Kommissarin klemmte zwischen ihren Pobacken.
    »Bärbel, kommen Sie zu sich, so wachen Sie doch auf!« Verena war versucht, der Träumenden eine schallende Ohrfeige zu verpassen, doch da riss die Wirtin die Augen weit auf.
    Mit einem Schlag erstickte der Schrei in ihrer Kehle. Benommen und mit zitternden Händen strich Bärbel über die Bettdecke, die sie wie einen Ball vor dem Bauch hielt. »Ich … ich habe geträumt … es ist nichts, alles gut«, stammelte sie.
    »Das klang aber gar nicht gut«, konstatierte die Kommissarin und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen.
    Bärbel strich sich die verschwitzten Haare aus dem Gesicht und setzte sich auf. »Ich habe nur geträumt, Frau Kommissarin, alles ist gut, wirklich«, beteuerte sie, was sie selbst nicht glaubte.
    »Kann ich etwas für Sie tun? »
    »Nein, nein. Gehen Sie schlafen, Frau Hälble. Das ist mir jetzt aber arg unangenehm.« Die Wirtin zog das Nachthemd über die Knie.
    Verena seufzte und wandte sich zum Gehen.
    Heftig atmend ließ Bärbel sich in die Kissen zurücksinken. Sie sah kaum, dass die Kommissarin mit einer raschen Handbewegung ihren Slip geradezog.
    »Können Sie mir morgen ein Rührei machen?«, fragte Verena, als sie schon halb aus dem Zimmer war.
    »Natürlich, Rührei«, murmelte Bärbel.
    »Gute Nacht.« Verena zog leise die Tür zu.
    Bärbel lauschte ihren Schritten, bis sie verklungen waren. Dann tastete sie mit zitternden Händen nach ihrem Bauch. Er war flach. Stramm. Kein Ballon war da. Bärbel schlug die Hände vor das Gesicht und stöhnte. Noch flach. Noch straff. Und ganz bald schon ein dicker, fetter Ballon.
    Die Nachttischlampe ließ sie in dieser Nacht brennen.
 

Tag 2
    Hier ist Radio Donauwelle, euer Sender für den Kreis Tuttlingen! An einem eiskalten Novembermorgen begrüßt euch euer Morgenmann Steven. Bleibt ruhig noch eine Weile in den Federn, wir wecken euch mit dem Besten aus dem Musikarchiv.
    Für alle Frühaufsteher ein Hinweis von unserem Werbepartner Optik Suttner: Heute gibt es nochmals saftige Rabatte, und zwar 30 Prozent auf alle Brillenfassungen. Und unser Partner Drogerie Maier erinnert euch an die Dufttage. Reinkommen, schnuppern und schon jetzt ein kräftig reduziertes Parfüm für die Weihnachtstage kaufen!
    Runter vom Gas heißt die Devise aus Spaichingen kommend Richtung Aldingen: Auf Höhe des Bauernmarktes steht ein Blitzer.
    Und hier kommt für alle Ausgeschlafenen die ›Bohemian Rhapsody‹ von Queen.
     
    »Himmelarschundzwirn!« Arthur Hafen presste den herzhaften Fluch durch die zusammengebissenen Zähne. Sein großer Zeh pulsierte und die Kappe des rechten Schuhs zierte eine tiefe Schramme. »Wer streicht denn einen Betonkübel wie Holz an!«, brüllte der Bürgermeister-Stellvertreter und starrte auf das Pflanzgefäß, dem er eben einen herzhaften Tritt verpasst hatte. Ein Holzkübel wäre die Treppen hinuntergeschlittert – konnte er ahnen, dass Familie Engel einen bemalten Betonklotz vor der Haustür stehen hatte? Die weiß blühenden Erikapflanzen schienen ihn hämisch anzugrinsen.
    Noch einmal und noch einmal stach Hafen mit seinem Zeigefinger auf den Klingelknopf ein. Schon dreiviertel neun und der Schultes pennt immer noch, dachte er. Missmutig starrte er auf den zerschrammten Schuh. Den würde er schwerlich als neu und ungetragen wieder zurück in das Regal seines Ladens stellen können. Da war eine ganze Menge Schuhcreme fällig, ehe er dieses Paar Lederschuhe mit unverwüstlicher Gummisohle an einen Käufer bringen könnte.
    »Verdammtundzugenäht«, wollte Hafen gerade zu einer zweiten Tirade ansetzen, als der Summer ertönte. Ein leichter Druck mit dem eben noch dauerklingelnden Zeigefinger genügte, schon schwang die Haustür auf. Arthur Hafen blinzelte gegen das Dämmerlicht im Flur an. Gewohnheitsmäßig scharrte er mit den Füßen auf der Strohmatte, ehe er eintrat.
    »Saget Se mol, wissed Sie, wie schbäd des isch?«, rief der Schuhhändler der noch

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