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Klostergeist

Titel: Klostergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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Karl, Optikerfachgeschäft: Am Samstag erhalten alle, die sich zum kostenlosen Sehtest einfinden, zusätzlich zur Rabattaktion und einem kostenlosen Brillenetui eine Frühstücksbrezel.
    Der nächste Song ist für Caroline aus Wehingen. Ja, auch auf dem Heuberg gibt’s fesche Mädels! Caroline ist aber schon vergeben an Dietmar. Und der grüßt sie mit Whitney Houston und ihrem Chartbreaker ›I wanna dance with somebody‹.
     
    Der Türöffner summte. Pater Pius drückte gegen die Klinke und die schwere, in grün und weiß angestrichene Tür schwang auf. Einen Moment lang war der Geistliche versucht, sich auf der Holzbank, die an der rechten Wand des kleinen Vorraumes stand, auszuruhen. Doch schon tauchte hinter dem Panzerglas des Schalters ein Gesicht auf. Blechern tönte Wachtmeister Weckerles Stimme durch den in die Scheibe eingelassenen Lautsprecher.
    »Gott zum Gruße, Pater Pius«, polterte der Polizist.
    »Grüß Gott, Herr Weckerle«, entgegnete Pius und rieb sich die Hände. Selbst auf dem kurzen Weg vom Parkplatz bis ins Polizeirevier hatte es die klirrende Novemberkälte geschafft, seine Glieder in Eiszapfen zu verwandeln.
    »Ich würde gerne mit Frau Hälble sprechen.«
    Weckerle zuckte mit den Schultern. »Das tut mir leid, Pater, die Kommissarin ist vor fünf Minuten gegangen.«
    »Ach«, bedauerte Pius, der sich insgeheim schon auf eine heiße Tasse Kaffee – wenn auch aus dem Automaten – mit einer ordentlichen Portion Zucker gefreut hatte.
    »Ich weiß au net, wann sie wieder kommt«, nuschelte der Polizist durch den Lautsprecher. Im Hintergrund der Wache rauschte das Funkgerät.
    »Na, dann richten Sie ihr bitte aus, dass ich da war«, bat Pius und zog den schwarzen Mantel enger um seinen Körper. »Sie soll mich bitte anrufen.«
    »Mach ich gern, Pater«, strahlte Weckerle und notierte eilfertig einiges auf einem schmalen Block. »Mach ich sehr gerne, sobald die Frau Hälble vom Herrn Hafen zurück…« Weckerles Wangen liefen rot an, als habe er sie in Ketchup getunkt. Die Ohren des Polizisten leuchteten im selben Ton. »Ach, das hätt ich vielleicht net saga dürfa«, murmelte er. »Aber Sie als Mann Gottes, also als Kirchenmann, also …«
    »Schon gut, schon gut«, beruhigte ihn Pius und klopfte mit dem Zeigefinger leise gegen die Scheibe. »Ich hab nichts gehört.«
    Der Wachtmeister grinste erleichtert. Pius aber hatte sehr wohl vernommen, wo Verena hingegangen war. Zu Hafen also. Hatte der womöglich etwas mit Engels Tod zu tun? Selbst auf dem Berg waren den Patres Gerüchte über die schiefe Finanzlage des Schuhbarons zu Ohren gekommen. Der ›Bergfunk‹, wie Pius jene Damen mittleren Alters heimlich nannte, welche wöchentlich zum Gottesdienst mit anschließendem Kaffeeklatsch auf den Dreifaltigkeitsberg pilgerten, tauschten sich über alles und jeden in Spaichingen aus – und das nicht immer ganz so gottgefällig, wie es sich im Schatten des Kirchturmes geziemen würde.
    Pius war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, dass er den falschen Weg eingeschlagen hatte. Statt zum Parkplatz gegenüber der Sparkasse zu gehen, fand er sich nach einem Marsch entlang der Hauptstraße und vorbei am Marktplatz und der neuen Berufsschule vor dem ›Bären‹ wieder. Drinnen war die Deckenbeleuchtung eingeschaltet und lockte mit warmgelbem Licht.
    »Wenn ich schon mal da bin,«, sagte Pius zu sich selbst und fingerte in seiner Manteltasche. Ein paar Münzen klimperten gegen den Autoschlüssel. »Für einen heißen Tee wird’s schon reichen.«
    Der Pater stapfte in die Gaststube und sah sich um. Verwundert registrierte er, dass kein anderer Gast da war. Nicht einmal Schorsch und Erich saßen an ihren angestammten Plätzen. Pius schälte sich aus dem Mantel, warf ihn über einen Stuhl am Fenstertisch und setzte sich. Der typische Fritteusengeruch stieg ihm in die Nase. Lustlos blätterte Pius in der auf dem Tisch aufgestellten Karte und rechnete sich aus, wie viele Wurstsalate er von seinem monatlichen Taschengeld kaufen könnte. Achteinhalb lautete sein Ergebnis. Der Pater lächelte dankbar – Bruder Johannes wäre bitter enttäuscht, wenn er seine 30 Euro in auswärtiges Essen investieren würde, anstatt, wie üblich, in ein gutes Buch oder eine klassische CD. Oder, was Pius immer noch am liebsten war, in Schokolade, vorzugsweise Nuss Nugat.
    Pius lauschte in Richtung Küche und meinte, leises Geschirrklappern zu hören. Dann schaute er aus dem Fenster. Ein breites Grinsen

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