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Klostergeist

Titel: Klostergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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gewertet.«
    »Das möglicherweise auch«, beschied Verena und bemühte sich, ihre Ungeduld im Zaum zu halten. Seit einer halben Stunde drückte ihre Blase. Am liebsten wäre sie aufgestanden, zum Klo gerannt und danach in die Dönerbude. Ihr Magen knurrte. Stattdessen atmete sie tief durch.
    »Wir sitzen jetzt seit fast zwei Stunden hier«, stellte sie fest. »Und wir können auch noch bis heute Abend hier sitzen.« Innerlich trat Verena dem Schuhhändler gegen die Schienbeine. Mit größter Anstrengung gelang es ihr, ein süffisantes Lächeln aufzusetzen. »Ich habe Zeit.«
    »Ich aber nicht, Frau Kommissarin!«, blaffte Hafen. »Sie stürmen in meinen Laden, stören ein Kundengespräch und haben dann noch die Chuzpe, mich aufs Revier zu schleppen.«
    Verena staunte – einem Mann wie Hafen hätte sie ein Wort wie ›Chuzpe‹ niemals zugetraut. Aber jeder Verdächtige war stets für eine Überraschung gut, das hatte sie in all den Jahren gelernt.
    »Sie können sich gerne beschweren«, entgegnete sie und beschloss, das Programm ›zickige Kommissarin‹ zu fahren. Das übliche ›böser Polizist – guter Polizist‹, das sich in Verhören bewährt hatte, fiel aus. Dank Fischer, der sich garantiert irgendwo mit der Fernsehtante ein opulentes Mittagessen gönnte. Verena entschied sich, ihren aufsteigenden Groll gegen den Kollegen, die drückende Blase und den hungrigen Magen gegen den sturen Hafen einzusetzen. Sie stand so schwungvoll auf, dass der Stuhl beinahe umgekippt wäre. Mit den Händen stützte sie sich auf dem Tisch ab und sah Hafen direkt in die Augen. »Ich werde jetzt dieses Diktiergerät einschalten. Und ich kann gerne das, was ich glaube, als bewiesene Fakten aufsprechen.«
    Hafen schnaubte spöttisch. Ein Grinsen spielte um seine Mundwinkel. Verena roch seinen säuerlichen Atem.
    »Und nach jeder meiner Aussagen werde ich hinzufügen …«, Verena beugte sich noch näher zu Hafen, obwohl ihr dessen Atem beinahe die Luft nahm, »… dass der Verdächtige die Aussagen mit einem Kopfnicken bestätigt.«
    Hafen schluckte trocken und Verena hoffte inständig, dass er niemals etwas von diesem Gespräch nach außen dringen lassen würde – eine Dienstaufsichtsbeschwerde wäre das Geringste, was sie zu erwarten hätte.
    »Ich gehe jetzt zu Frau Haller, Sie hören ja selbst, dass sie noch da ist. Sie kann dann gleich das Protokoll abtippen.« Verena hörte, wie Hafen nach Luft schnappte. Hastig eilte sie aus dem Zimmer, sauste den Gang hinunter und verschwand auf dem Klo. Wenig später kam sie erleichtert und mit zwei Bechern frischem Automatenkaffee zurück. Hafen stand am Fenster und starrte auf die Hauptstraße.
    »Also gut«, knurrte der Schuhhändler, als er sich schließlich umdrehte. »Aber eins ist klar – ich mache meine Aussage freiwillig. Ich habe nichts zu verbergen und genau das werden Sie ganz fett ins Protokoll aufnehmen.«
    Verena nickte und startete die Aufnahmekassette. Hafen schlenderte zum Tisch, setzte sich mit übereinandergeschlagenen Beinen hin und nahm erst einmal einen großen Schluck Kaffee.
    »Mit Milch und Zucker, danke«, konstatierte er. »Also, Frau Kommissarin, was wollen Sie von einem unbescholtenen Bürger wissen?«
    Verena Hälble verdrängte das Magenknurren und konzentrierte sich auf das Verhör.
    »Laut einer Zeugenaussage wurden Sie, Herr Hafen, gesehen, und zwar mit dem verstorbenen Manfred Engel.«
    Hafen grinste. »Ach, was? Welch Wunder!«
    »Herr Hafen, bitte«, meinte Verena mit Nachdruck. »Laut Zeugenaussage waren sie und der verstorbene Bürgermeister in einen lauten Streit verwickelt, der in einem Handgemenge endete.«
    »Sososo. Und darf man wissen, wer dieser Zeuge sein soll?«
    »Nein, darf man nicht. Also, was sagen Sie dazu?«
    »Muss ich denn etwas dazu sagen?« Hafen nahm den Plastikbecher und pustete hinein. Ehe er einen Schluck trank, kniff er die Augen zusammen. Seine Hände zitterten, als er den Becher zum Mund führte.
    »Ich würde Ihnen raten, zu sprechen, Herr Hafen. Es ist nur meine persönliche Empfehlung, doch wenn Sie nichts zu verbergen haben …« Verena beugte sich vor und schob das Diktiergerät näher zu dem Mann hin.
    »Ich? Zu verbergen? Dann wohl doch eher der Engel.« Hafen schnaubte. Sein Gesicht wechselte von hell- zu dunkelrot. Unter dem Tisch scharrte er mit den Designerschuhen über das abgetretene Linoleum.
    Verena nickte aufmunternd.
    Und dann sprudelte es förmlich aus Hafens Mund: »Ich betreibe seit Jahrzehnten

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