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Klostergeist

Titel: Klostergeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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eines der besten Geschäfte in Spaichingen. Ich hab mal ganz klein angefangen, wissen Sie, mit einem überschaubaren Sortiment. Aber immer war alles beste Qualität. Von Salamander. Rieker. Nur gute deutsche Marken. Aber die Leute wollen ja immer mehr und so kamen dann im Lauf der Jahre italienische und französische Modelle dazu. Wussten Sie übrigens, dass die meisten Schuhe italienischer Marken in Lizenz bei deutschen Firmen hergestellt werden?«
    Verena schüttelte den Kopf und überlegte, wann sie das letzte Mal Pumps getragen hatte.
    »Jedenfalls kann man heutzutage Schuhe nicht einfach so ins Regal stellen. Die Präsentation muss passen. Das sehe ich jedes Jahr, wenn ich auf die Messen gehe. Tolle Ausstellungsmöbel gibt es da, ich bin überzeugt, das kurbelt den Umsatz an, wenn man seine Waren so präsentiert.« Hafen war offensichtlich in seinem Element und erzählte von ungarischen Schreinern und mazedonischen Teppichherstellern, von spanischen Beleuchtern und französischen Innendesignern. Verena ließ ihn gewähren.
    »Und jetzt frage ich Sie, Frau Hälble, wie ich das alles in meinem Laden unterbringen soll? Wenn ich nicht mit der Zeit gehe, dann kann ich mit der Zeit gehen. In kurzer Zeit.« Hafen ließ ein gequältes Lachen hören.
    »Ich habe mich seit Langem bemüht, das Nebengebäude zu erwerben. War beim Architekten, habe Umbaupläne in Auftrag gegeben.« Mit dem Finger auf dem Tisch skizzierte der Schuhhändler, wo der neue Eingang, wo der Durchbruch ins Nachbarhaus geplant war.
    »Meine Frau und ich haben seit Jahren auf Urlaub verzichtet. Essen gehen? Höchstens mal an Geburtstagen. Neues Auto? Haben wir uns verkniffen. Jeden Cent haben wir gespart, um ihn in den Hauskauf und den Umbau zu stecken. Und ich sage Ihnen, das war keine einfache Zeit. Unsere Ehe hat gelitten, das können Sie mir glauben. Stehen Sie mal den ganzen Tag im Laden, an sechs Tagen die Woche, und am Sonntag machen Sie die Abrechnung. Und dann gönnen Sie sich nichts, absolut nichts. Weil Sie ja einen Plan haben.« Hafen stockte und ballte die Hände zu Fäusten.
    »Im Gemeinderat stand der Verkauf des Gebäudes an mich auf der Tagesordnung. Ich dachte: Jetzt geht es bald los, das Leben wird besser. Pustekuchen! Immer weniger Kunden kamen in meinen Laden. Wer will denn schon in einer alten Baracke einkaufen? Und dann höre ich, dass der werte Herr Engel das Haus bereits veräußert hat. Futsch. Aus. Weg!« Hafen hieb mit der Faust auf den Tisch, dass der Kaffeebecher ins Wanken geriet.
    »Und da soll ich keine Wut haben auf den sauberen Herrn Bürgermeister?«, brüllte Hafen und sprang auf. Laut polternd fiel der Stuhl nach hinten. »Ich hätt ihn umbringen können, das geb ich zu, jawohl, umbringen!« Hafens Stimme überschlug sich. Verena stand ebenfalls auf, hob beschwichtigend die Hände. Doch der Schuhhändler schrie weiter, griff nach dem halb vollen Plastikbecher und schleuderte ihn an die Wand. Braune Spritzer verteilten sich auf der Raufasertapete.
    »Herr Hafen!«, hob nun Verena die Stimme. »Beruhigen Sie sich!«
    Aber der andere schien sie gar nicht wahrzunehmen. Wieder und wieder trat er mit den weichledrigen Schuhen gegen den Tisch, den Stuhl. Verena kam es vor, als seien Stunden vergangen, ehe die Tür aufgerissen wurde. Wachtmeister Weckerle stürmte herein, stürzte sich auf Hafen und drehte ihm die Arme auf den Rücken. Der Schuhhändler schrie und zeterte.
    »Abführen«, bat Verena matt und ließ sich auf den Stuhl fallen. »Herr Hafen, Sie bleiben erst einmal in Gewahrsam.«
    Weckerle grinste und schob den wetternden Mann aus der Tür. Im Keller wartete ein Zimmer im Café Gitterle auf den Schuhhändler. Für heute allerdings ohne Verpflegung, denn nach 17 Uhr wurde in den Polizeisuiten keine Vesper mehr serviert.
     
    Hier ist noch immer eure Svenja von Radio Donauwelle, dem Sender für den Kreis Tuttlingen. Richtig, eigentlich sollte jetzt Nachteule Regina das Programm übernehmen. Aber die war den ganzen Tag mit Steven in Spaichingen unterwegs. Ich habe für euch die neuesten News zum Fall Engel. Und einen Hinweis in eigener Sache: Wenn der Techniker von Kabel-TV morgen nicht kommt, dann kaufe ich mir eine Sat-Schüssel.
    Meine Versicherung hat im Studio angerufen. Die glauben mir nicht, dass es im Parkhaus springende Pfeiler gibt. Gibt’s aber. Ehrlich. Der ist in Sekundenschnelle in mein Auto gehüpft.
    Unglaublich ist auch das Angebot unseres Werbepartners Optik Suttner. Dort gibt es am Samstag

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