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Klotz, Der Tod Und Das Absurde

Titel: Klotz, Der Tod Und Das Absurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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der Tür
geklingelt, und sie hatte sofort gewusst, dass etwas Schlimmes geschehen war.
Als sie dann die beiden uniformierten Polizeibeamten vor ihrer Gartentür sah,
wusste sie, was los war.
    »Seit diesem Augenblick, Herr Klotz, ist alles anders geworden. Ich
habe etwas gespürt, was stärker war als das, was man allgemeinhin als Schmerz
bezeichnet. Hier«, sie deutete auf ihr Herz, »und hier«, der Zeigefinger war
auf den Kopf gerichtet.
    »Vorne, an der Kreuzung, ist es passiert. Da, beim Schloss von
diesem Faber-Castell, auf der Ansbacher Straße. Jürgen kam aus Richtung
Nürnberg. Ein Lkw, der auf der Querstraße fuhr, erfasste ihn. Jürgen hatte
Grün. Das haben alle Zeugen bestätigt. Grün. Verstehen Sie?«
    »Und der Lkw-Fahrer?«
    »Er wurde nie gefasst. Sehen Sie, das ist es eben. Und da gibt es
noch eine andere Sache, die mich an der offiziellen Darstellung zweifeln
lässt.«
    »Was denn?«
    »Die beiden Polizisten, die mir damals die Todesnachricht überbracht
haben.«
    »Was war mit denen?«
    »Sie sagten, sie müssten noch Sachen aus Jürgens Arbeitszimmer
holen. Wichtige Unterlagen, die mit den Fällen zu tun hätten, an denen er dran
war.«
    »Und?«
    »Sie haben nicht nur Jürgens Arbeitszimmer durchsucht, sondern das
ganze Haus auf den Kopf gestellt. Sogar die Gartenlaube und die Garage. Wenn
Sie mich fragen, da ging es nicht nur um irgendwelche Arbeitsunterlagen.«
    »Seltsam. Sagen Sie, haben die Polizisten gefunden, wonach sie
gesucht haben?«
    »Ich hatte nicht den Eindruck. Sie waren ziemlich ärgerlich, als sie
gegangen sind. Zwei Wochen später sind sie dann wiederaufgetaucht. Haben davon
gesprochen, dass sich in der Fahndung nach dem flüchtigen Lkw-Fahrer was getan
hätte. Aber was Genaues wussten Sie auch nicht. Dann haben sie noch mal alles
durchsucht und sich doppelt so viel Zeit gelassen wie beim ersten Mal. Aber
auch diesmal offensichtlich ohne Erfolg.«
    »Und Sie, Frau Schulze? Haben Sie etwas gefunden?«
    »Nein. Und ich habe mir all die Jahre über immer wieder Gedanken
darüber gemacht, was es wohl war, nach dem die beiden Beamten gesucht hatten.
    »Und was glauben Sie?«
    »Es muss mit dem Fall zu tun gehabt haben. Irgendwelche
persönlichen, inoffiziellen Aufzeichnungen von Jürgen. Ich habe natürlich auch
selber gesucht, aber da war nichts.«
    »Können Sie sich an die Namen der zwei Polizisten erinnern?«
    »Natürlich. Ich habe alles aufgeschrieben. Warten Sie einen Moment.«
    Nachdem Klotz den Zettel mit den Angaben zu den beiden Beamten
eingesteckt hatte, brachte Frau Schulze ihn zur Tür. Er bedankte sich und gab
ihr seine Karte. Er versprach, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Diesem
schwachen Hoffnungsschimmer in den Augen dieser gebrochenen Frau fühlte er sich
irgendwie verpflichtet.
    Als er das Haus verließ, sah er noch mal hoch auf das Dach, zu
diesem schrägen Wetterhahn. Der Wind hatte gedreht. Funktionierte also noch,
der alte Bursche.
    Die Rückfahrt gestaltete sich unwesentlich schneller als die Hinfahrt.
Frau Schulze hatte gesagt, dass ihr Mann am bewussten Abend in die
Gerichtsmedizin gegangen sei. Der untersuchende Pathologe im Fall Elisa Morvan
war, das hatte er ja anhand des rechtsmedizinischen Befundberichts gesehen,
sein Vater gewesen. Was hatte der mit der Sache zu tun gehabt? Und was,
verdammt noch mal, hatten diese beiden Polizisten gesucht?
    Klotz war gerade ins Büro gekommen und sah, wie ein zerknülltes
Blatt in Richtung Papierkorb flog und auf dem Fußboden landete.
    »Kann mir mal einer sagen, warum dieser Scheiß-Drucker schon wieder
nicht richtig funktioniert? Die Zangenberg kümmert sich echt um gar nichts!«
    Klotz nahm Escherlichs Wutausbruch gleichmütig zur Kenntnis.
Irgendwie musste er ihm im Stillen sogar ein wenig recht geben, was seine Kritik
an der Sekretärin betraf. Zumindest in der Sache, nicht in dem Ton, in dem
Escherlich seine Beurteilung vortrug.
    Der Hauptkommissar zog die beiden Strickjacken aus, die er sich als
Ersatz für den verhunzten Mantel und die verdreckte orangefarbene Jacke
übergezogen hatte, und ihm fiel ein, dass er vergessen hatte, bei der Reinigung
vorbeizuschauen, um nach seinem Mantel zu fragen.
    Er ging rüber zur Kaffeemaschine und wunderte sich.
    »Du, sag mal, Peter, hast du irgendwo die Kaffeekanne gesehen?«
    »Nee. Die ist schon seit gestern verschwunden. Möchte auch gerne
wissen, welcher Depp uns das Ding geklaut hat.«
    Escherlich hatte die Druckerklappe geöffnet und riss an
irgendwelchen

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