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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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Gesichtszüge des Mannes erschienen traurig, und doch hatten sie gleichzeitig etwas Unbeherrschtes und Verlebtes an sich.
    »Wissen Sie«, begann der Unbekannte, »das müssen irgendwelche Schüler sein.«
    »Was sein?«
    »Na ja, die da immer vor mein Auto scheißen!«
    »Schüler, die sich vor Ihrem Wagen erleichtern?«
    »Nein, das ist natürlich Quatsch. Ich meine natürlich deren Hunde.«
    »Ja, aber wie soll das gehen? Haben die Schüler etwa ihre Haustiere dabei, wenn sie in die Schule kommen?«
    »Ach, ich weiß auch nicht!«, rief der Mann zornig aus. »Aber irgendwie ist die Sache doch nicht ganz koscher. Das ist jetzt schon das dritte Mal innerhalb von zwei Wochen, dass so was passiert. Und immer trete ich … Ich bin ja auch dämlich. Langsam sollte ich es wissen.«
    Klotz schwieg und sah dem Mann dabei zu, wie er die Beifahrertür eines weißen Golfs öffnete und aus der Seitenablage eine Packung Taschentücher holte. Nachdem er die Packung geöffnet hatte, schaute er Klotz einen Moment lang ins Gesicht und fragte dann, ob er vielleicht auch eines wolle. Klotz nahm dankend an.
    Da standen sie nun und wischten sich wortlos den Schweiß aus ihren Gesichtern. Als Klotz fertig war, sah er hinüber zum Biergarten der Villa Leon und spürte einen feierabendlichen Wunsch in sich aufkeimen.
    »Barkhoff. Theo Barkhoff. Sport, Religion.«
    Oberstudienrat Bieringer stellte sich vor.
    »Aha. Die Vertretung für die Cordes. Dass die so schnell noch jemanden gefunden haben.«
    Barkhoff holte eine Schachtel Zigaretten hervor und zündete sich eine an.
    »Wollen Sie vielleicht auch?«
    »Nein danke. Ich rauche schon seit Längerem nicht mehr.«
    »Glückwunsch.«
    Klotz bemerkte, dass Barkhoffs Wagen ein Ansbacher Kennzeichen hatte. Eine unangenehme Assoziation drängte sich ihm auf. Gerade als er sich verabschieden wollte, nahm er wahr, wie Barkhoffs Blick angestrengt etwas fokussierte, was sich hinter ihm befand. Klotz wandte sich um und erkannte d’Abottiglia-Müller, die das Schulgebäude verließ.
    »Schauen Sie sich die ruhig an, die Trampelsau.« Barkhoff kniff die Augen zusammen, während er den Rauch aus dem Mund blies.
    »Wieso Trampelsau?«
    »Die freut sich jetzt, wo die Cordes weg ist.«
    »Aha.« Klotz machte ein fragendes Gesicht.
    »Jetzt ist der Spielmann wieder zu haben.«
    »Studiendirektor Spielmann, der stellvertretende Direktor?«
    »Genau der. Die Cordes und der Spielmann.«
    Barkhoff machte mit Hilfe seiner Zigarette eine Geste, wie sie eindeutiger nicht hätte sein können.
    »Kapiert?«
    »War die Cordes nicht verheiratet? Und Spielmann, hat der keine Frau?«
    »Spielmann mag wohl irgendwo eine Frau haben, aber ich bin mir nicht sicher, ob er sich dessen noch bewusst ist. Und ob der Mann von der Cordes was weiß? Mit seinem Job als Rundfunkreporter ist der doch nie zu Hause. Außerdem kannten sich der Spielmann und die Cordes schon, da war ihr trauter Gatte noch nicht mal in Sichtweite. Die Cordes war nämlich mal die Schülerin von Spielmann.«
    Barkhoff schnippte die Asche ab und nahm einen Zug.
    Klotz sah hinüber zu der Litfaßsäule, auf der diese anzügliche Werbung für ein nordisches Bier prangte. Unweigerlich lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Inzwischen war er so weit, dass er jedes Bier getrunken hätte. Plötzlich spürte er ein Tippen auf seiner rechten Schulter.
    »Herr Bieringer?«
    Die meckernde Ziege. Klotz wusste Bescheid.
    »Anja«, rief er mit gespielter Freundlichkeit aus, »was gibt’s?«
    Die junge Frau lächelte ihn an und ließ dabei ihre dick in Tusche getränkten Wimpern klimpern. Klotz fiel auf, dass die Schminkpaste in ihrem Gesicht stellenweise verlaufen war.
    »Sie haben sich ja schon meinen Namen gemerkt«, blökte Fräulein Löterich in einem Tonfall, der wohl Koketterie und lolitahafte Weiblichkeit vermitteln wollte. Klotz fiel auf, wie sehr ihn der Sexappeal junger Frauen nervte. Wie ermüdend und einschläfernd er so etwas fand. Komisch, dass das mit Melanie so gut klappte, dachte er.
    »Wollen Sie vielleicht morgen zu unserem Band-Abend kommen?«
    Sie drückte ihm einen Flyer in die Hand.
    »Da wird echt tolle Musik gespielt, und so alt sind Sie ja auch noch nicht.«
    Anja Löterichs Hand hatte ihn an seinem Unterarm berührt.
    »Mal sehen. Vielleicht.«
    Vorsichtig zog Klotz seinen Arm an den Körper. Die junge Frau verabschiedete sich. Als sie sich in einiger Entfernung befand, meldete sich Barkhoff wieder zu Wort:
    »Meine Güte, sind das

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