Klotz Und Der Unbegabte Moerder
ausgebuffte Biester! Passen Sie da bloß auf, Bieringer, sonst kommen Sie noch in Teufels Küche.«
Barkhoffs Blick war auf den Hintern der Schülerin geheftet und funkelte vor Begehren. Klotz wandte sich angeekelt ab. Wieder fiel ihm Barkhoffs Autokennzeichen auf.
»Sie kommen aus Ansbach?«
»Ja. Wie der Chef auch.«
AN – TB 69 – offensichtlich ein Wunschkennzeichen.
»Also, Bieringer«, Barkhoff schnippte seine Kippe weg, »ich muss jetzt los. Wir sehen uns.«
Der Kollege legte einen Kavalierstart hin und rauschte mit heulendem Motor vom Platz. Wenn das da neulich in der Nähe des Bahnhofs dieser Barkhoff gewesen sein sollte, dann würde er ihn kriegen, schwor sich Klotz.
Von Ferne sah er Anja Löterich, die in einen neuen Mini einstieg. Ob sie auch ein Wunschkennzeichen hatte, konnte er nicht erkennen.
»Das darf doch nicht wahr sein!«
Klotz ließ seine Tasche fallen und lief zu seinem Wagen.
»Diesem Barkhoff scheißen sie vors Auto, und mir sprühen sie die Motorhaube voll! Was ist das überhaupt für ein Drecksladen hier?«
Fassungslos starrte er auf die Aufschrift: »Pussy Wagon« stand da in großen Lettern, mit schwarzer Sprühlackfarbe aufgetragen.
»Scheiße, ich brauch jetzt unbedingt ein Bier.«
»Noch so ein Pyraser, bitte«, rief Klotz der Bedienung zu, die gerade an seinem Tisch vorbeiging. Wischte sich den Schaum vom Mund und trank mit drei tiefen Zügen aus. Vor ihm lag ein grünliches Gewässer, das in seiner Trübheit Klotz’ momentaner Verfassung entsprach.
Als das zweite Bier eingetroffen war, kramte er diesen Flyer aus seiner Sakkotasche. »Moloch Morlock rockt – Bandabend im coolsten Gymnasium der Stadt – Mittwoch achter Juli – Einlass ab neunzehn Uhr dreißig.« Also, wenn er da hingehen sollte, dann bestimmt nicht wegen dieser Löterich. Klotz fiel die Zangenberg ein, und er fragte sich, warum Leonies Aufgemascheltheit anders war als die von dieser Anja. Nach ein paar Schlucken kam er drauf. Leonie war nicht ordinär, sie hatte Niveau. Diese Pumps, diese Lingeriekleider, diese Spitzenbustiers, in denen sich eine ansprechende Auslage befand. Das war einfach eine andere Kategorie. Und es war deshalb eine andere Kategorie, weil Leonie Herz besaß. Genau, das war es. Das war ausschlaggebend für Niveau und Klasse. Letztendlich kam es nur darauf an, ob jemand Herz hatte, ob jemand gütig, ehrlich und echt war. Und was dieses Fräulein Löterich anging, da musste man ganz eindeutig feststellen, dass da nichts von alldem vorhanden war. Dieses Mädchen, dieser Teenager, strahlte eine Falschheit und Kälte aus, wie sie Klotz bei einem jungen Menschen bisher nur sehr selten angetroffen hatte. Das Handy klingelte.
»Klotz … Grüß dich, Peter, … in die Gerichtsmedizin? Jetzt gleich? … Okay, ich bin unterwegs.«
»Sag mal, gibt’s jetzt in der Schule schon Bier als Pausenbrot?«
Escherlich wedelte mit einer Zeitung, um den Geruch zu vertreiben.
»Das war ein Dienstbier. Dienstlich absolut notwendig und ansonsten auch. Und außerdem: Noch ein Wort, und ich verbiete dir das Rauchen.«
»Oh, oh, da ist aber einer heute total humorfrei.«
»Komm, hör auf jetzt. Ich bin wirklich nicht zu Scherzen aufgelegt. Mach endlich deine Kippe aus, damit wir reingehen können.«
Escherlich machte noch zwei schnelle Züge und warf die Zigarette in den Aschenbecher.
Dann öffnete er die Tür des gerichtsmedizinischen Instituts.
»Nach dir. Alter vor Schönheit.«
»Bringen wir’s hinter uns.«
Nein, er wollte da nicht hinsehen, auf diesen Sektionstisch. Er wollte sie nicht sehen. Ihr blondes, fülliges Haar. Ihre schweren, wunderschönen Brüste. Ihre perfekte Figur. Und diese Nähte, die jetzt ihren Körper durchzogen. Aufgeschlitzt von oben nach unten, von rechts nach links. Nein, er wollte das nicht. Und deswegen sah er Ron Lackner fest in das müde Alkoholikergesicht.
»Todesursächlich war eindeutig der Pfeil. Nachdem er den Brustkorb hinter sich gelassen hatte, drang er in die rechte Herzkammer ein. Man kann also davon ausgehen, dass der Herzmuskel schlagartig zum Erliegen kam. Beim Austritt aus dem Herzen hat’s auch noch die Aorta erwischt. Durch den Sauerstoffmangel im Gehirn kam es dann zu einem –«
»Es reicht, Lackner, es reicht«, unterbrach ihn Klotz.
Lackner sah ihn überrascht an.
»Geht es dir nicht gut, Werner?«
»Nein, nein. Sag einfach nur, gibt es irgendetwas Ungewöhnliches? Etwas, was wir wissen müssten?«
»Hm.«
Und plötzlich war
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