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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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Schmetterte die Tür zu. Legte einen Kavalierstart hin, der seinesgleichen suchte.
    Ob das irgendwie feminin war, dass er nicht gleich nach Hause gefahren, sondern vorher noch bei Aldi einen außerplanmäßigen Stopp eingelegt hatte? Also, feminin in dem Sinne, dass er seine Frustration dadurch zu kompensieren suchte, dass er jetzt einkaufen ging? Sein Blick heftete an einer Frau, die vor dem Weinregal stand, und er negierte die sich selbst gestellte Frage aufs Schärfste. Eigentlich wusste er gar nicht, warum er hier war. Vielleicht, weil er hier abschalten konnte, vielleicht aber auch … was war das da bei den wöchentlichen Angeboten? Sah er da richtig, oder bildete er sich das nur ein? Er trat näher an das Auslagenareal heran. Tatsächlich! Es war nicht zu glauben. Ein Blaulicht! Hatte Leonie nicht neulich erzählt, dass es die Dinger inzwischen schon bei OBI gab? Er nahm das Teil in die Hand. Fünfundzwanzig Euro. Ziemlich günstig. »Made in China«, las er auf der Unterseite der Verpackung. Ob er das von der Steuer würde absetzen können? Müssten die eigentlich anerkennen. Entschlossen griff er das Blaulicht und legte es in den Einkaufswagen.
    Als er an der Kasse war, fing plötzlich jemand hinter ihm an zu rufen. Er drehte sich um und sah einer jungen Frau ins Gesicht, die einen Kinderwagen vor sich herschob.
    »Scheiße. Ich hab kein Netz!«, wiederholte die Frau.
    Klotz ging in die Knie, zog eine Plastiktüte unter dem Laufband hervor und reichte sie der genervten Mutter. Mit einem Blick, der völliges Unverständnis ausdrückte, wandte sie sich von Klotz ab. Dann sah er, wie sie ihre Hand, die sich bis dato an ihrem Ohr befunden hatte, nach unten bewegte. Ein Klappgeräusch. In der Jogginghose der Frau verschwand ein kleines rosafarbenes Handy. Er stopfte die Tüte zurück. Die Dame an der Kasse brach in schallendes Gelächter aus. Bevor er den Laden verließ, bemerkte er das Namensschild an der Bluse der Kassiererin: »Frau Übelmann«. Das passte.
    Als er im Hummelsteiner Weg angekommen war, war seine Wut verflogen. Er drehte den Schlüssel um, und das kraftvolle Röhren des Motors verstummte. Kurz bevor er ausstieg, kontrollierte er sich im Rückspiegel. Er sah verschwitzt aus. Von Leonies schöner morgendlicher Frisur war nichts mehr übrig.
    »Mann, bist du abgefuckt!«, kommentierte er sich selbst, betrachtete das Blaulicht auf dem Beifahrersitz und verließ das pinkfarbene Gefährt.
    Vielleicht war es das schrille Motorgeheul eines Rollers, das ihn dazu inspirierte, die Straßenseite zu wechseln, um durch die Scheibe eines Antiquariats zu blicken. Vielleicht war es aber auch nur eine eingebildete Beflissenheit, von der er meinte, dass man sie als Undercover-Teacher an den Tag zu legen hatte, und die ihn dazu bewog, die Auslage des Büchergeschäftes genauer zu sichten. Mit einer gewissen Verschämtheit begriff er, dass außer den Namen Schillers und Goethes kein einziger Autor oder Titel irgendeine Erinnerung oder Assoziation in ihm auslöste. Angesichts dieser peinlichen Situation, die ihm auf rücksichtsloseste Weise klarmachte, welch ein unbelesener, tumber Tor er doch war, drehte er sich unversehens um.
    Er ließ die Fassade des Hauses auf sich wirken, in dem seine Freundin und er seit einer knappen Woche eine Wohnung bezogen hatten. Eine in Sandstein gemeißelte Jahreszahl verriet, dass das Haus 1913 erbaut worden war. Besonders gut gefiel ihm das Grün der Eingangstür. Es war so schön einladend, fand er, nicht schreiend oder aufdringlich wie so viele andere Grüntöne. In der Mitte des Baus befand sich ein Erker, der mit dem ersten Stockwerk begann und nach dem zweiten bereits aufhörte. Den Abschluss des Erkers bildete ein kleiner Balkon. Klotz freute sich schon darauf, sich später einmal dort rauszusetzen und Zeitung zu lesen. Ob der Blick auf das Antiquariat auf der anderen Seite ihm den Spaß an der Lektüre vermiesen würde?
    Klotz sah weiter nach oben auf einen geschwungenen Giebel. An einer Metallstange war ein Ring angebracht. Irgendwie erinnerte ihn dieser Ring da oben an ein Fadenkreuz, an eine Zielvorrichtung. Als würde jemand auf den tiefblauen Himmel schießen wollen, auf dass er sich für immer verdunkle.
    So ein Unsinn, dachte Klotz und überquerte die Straße.
    »Ich muss mit dir reden!«
    Er wusste nicht, ob er den Tonfall, in dem Melanie diesen Satz vorgebracht hatte, als bedrohlich oder freudig deuten sollte. Dass das Gute und weniger Gute oft so unmerklich nahe

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