Klotz Und Der Unbegabte Moerder
beieinanderlagen, ärgerte er sich und beschloss, einer diffusen Mutmaßung durch klare Worte entgegenzuwirken.
»Schieß los!«
»Ich weiß jetzt wieder, woher ich diesen Cordes kenne.«
Klotz sah seiner Freundin erwartungsvoll in die dunklen Augen.
»Es war am Donnerstag. Vor dem Wochenende von Stefanies Geburtstag.«
»Wer ist Stefanie?«
»Na, du weißt schon. Franks neue Freundin. Die, die letztes Jahr von Hamburg hierhergezogen ist.«
Aha. Diese Hamburger Deern . Klotz erinnerte sich dunkel.
»Also, Birgit und ich waren auf jeden Fall im ›Miracles‹ um zu besprechen, was wir Steffi schenken könnten. Sie hatte sich doch ernsthaft eine Körperfettwaage von uns gewünscht.« Melanie machte eine Geste, die vollkommenes Unverständnis ausdrückte. »Also so was, das geht ja gar nicht.«
Klotz hoffte, dass sie jetzt nicht zu allem Überfluss noch auf sein Übergewicht zu sprechen kommen würde. »Und?«
»Birgit und ich, wir sind also heftigst im Gespräch, als plötzlich dieser Cordes reinkommt.«
»Da kanntest du ihn also schon?«
»Nein. Eben nicht. Den Namen weiß ich doch von dir, du Schlaubär!«
Klotz brummte.
»Also, dieser Cordes kommt rein. Stürmt an die Bar und bestellt sich einen doppelten Wodka.«
»Hm. Und was ist daran jetzt besonders?«
»Na, der war total durch den Wind irgendwie. Machte einen völlig verwirrten Eindruck. Also, einen Blick hatte der drauf, das hättest du mal sehen sollen! Als ob der grad jemanden um die Ecke gebracht hätte.«
»Okay. Jeder hat vielleicht mal einen schlechten Tag.«
»Gut, aber das war ja nicht alles. Der bestellt sich also den Wodka, schüttet ihn runter. Sagt zum Barkeeper, dass er gleich die ganze Flasche Gorbatschow dalassen kann. Wirft dem verdutzten Barmann einen Hundert-Euro-Schein hin, greift sich die Flasche und verlässt den Laden so schnell, wie er gekommen ist.«
Das erschien Klotz nun doch etwas seltsam. Er überlegte.
»Du, weißt du noch das Datum?«
»Na, das war – wie gesagt – der Donnerstag vor dem Wochenende, an dem Steffi ihren Geburtstag gefeiert hat.«
»Und wann war das?«
»Moment, lass mich nachdenken. Das war das vorletzte Wochenende im Mai. 23., 24. müsste das gewesen sein.«
Klotz hatte inzwischen seinen Kalender hervorgeholt. Die Begebenheit, von der Melanie berichtete, hatte sich also am 21. Mai ereignet. Plötzlich war er hellwach.
»Weißt du vielleicht noch, wie viel Uhr es war, als Cordes in diese Bar kam?«
»Warte. Also, auf jeden Fall schon später, aber auf keinen Fall schon Mitternacht. Ich schätze mal, dass es irgendwann zwischen zehn und elf gewesen sein muss.«
Er drückte sie fest an sich und gab ihr einen Kuss, dass es schmatzte.
»Danke, Melanie!«
Klotz kam frisch geduscht aus dem Bad. Erst jetzt bemerkte er, was für einen Durst er hatte. Ohne Umwege begab er sich in die Küche. Beinahe wäre er über einen Lampenschirm gestolpert. Er war gerade dabei, den Kühlschrank zu durchsuchen, als es klingelte.
»Machst du bitte auf, Schatz? Das ist bestimmt die Pizza, die ich uns bestellt habe. Das Geld liegt auf der Kommode im Flur«, rief Melanie aus dem Wohnzimmer. Klotz schloss den Kühlschrank wieder und ging an die Tür. Nahm einen Pizzakarton in Familiengröße in Empfang, gab dem Pizzafahrer achtzig Cent Trinkgeld und schlappte ins Wohnzimmer. Melanie lag auf dem Sofa und schaute fern.
Als sie ihren Freund in kurzer Sporthose, Glubberer-Shirt und mit Pizza kommen sah, lachte sie laut auf.
»Du spielst also für den Club?«
»Ja klar.«
»Und welche Position hast du da?«
»Na, ich spiele meistens hinter den Linien. Unterstütze den Verein eher moralisch, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ich glaub, ich weiß, was du meinst.«
Melanie nahm sich ein Stück von der Thunfisch-Pizza und biss beherzt hinein.
»Da, guck mal«, sie zeigte auf den Bildschirm, »das wäre auch mal was für dich. Täte deiner Linie bestimmt nicht schlecht.«
Klotz, der es sich inzwischen neben Melanie bequem gemacht hatte, legte das Pizzastück zurück in den Karton. Er wandte seine Aufmerksamkeit der Fernsehshow zu. Dort konnte man gerade einem jungen Mann dabei zusehen, wie er einem Moderator wutentbrannt einen Eishockeyschläger vor die Füße knallte, um im nächsten Moment auf seinem gepolsterten Hintern zu landen.
»Der ist auch Lehrer«, nuschelte Melanie zwischen halbzerkauten Pizzastücken hervor, »kommt sogar hier aus der Gegend. Aus Fürth.«
»Und was unterrichtet
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