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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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weiter. Er hatte weder Kraft noch Energie noch sonst etwas, das er angreifenden Feinden hätte entgegensetzen können. Die Mörder von Linda Cordes und Maximilian Rausch hatten die Schlacht gegen ihn, den scheinbar unverwüstlichen Klotz, gewonnen. Er hatte nichts mehr. Weder Vision noch Ahnung, wie er sich aus dem Schlamassel wieder befreien konnte. Er hatte nur diese Gasse, gesäumt von billigen Bordellen, in denen gefallene Engel saßen, die ihre Seele längst verloren hatten und deshalb ihre Körper an den nächstbesten Dahergelaufenen für ein paar Euros verhökerten.
    Er hatte beinahe das Ende der Sündenmeile erreicht, da sprach ihn eine sanfte Frauenstimme an.
    »Hey du, starker Mann! Komm doch mal her!«
    Er blickte sich um und sah in ein schönes, offenes Gesicht. Ihre Haare waren voll und dunkel. Sie stellte sich ihm als »Jacqueline« vor und strich über seine Hand, als er bei ihr am Fenster angelangt war. Ihre braunen Augen leuchteten warm, und als sie ihm seine Hand an ihre großen Brüste legte und fragte, ob er nicht mit ihr nach oben gehen wolle, war Klotz bereits so vollkommen wehrlos, dass es ihm fast schon Schwierigkeiten bereitete, einen zustimmenden Laut zu murmeln.
    Die Sonne ging gerade auf, als er vor dem Haus in der Kreutzerstraße stand. Überrascht von dem Licht, das die Sandsteinfassade plötzlich in ein warmes Orange tauchte, zog er seinen Zeigefinger von dem Klingelknopf zurück. Er hatte noch nicht geläutet und überlegte jetzt, ob er es nicht vielleicht ganz lassen sollte. Im Geiste sah er die schmächtige Frau vor sich, die noch vor vierundzwanzig Stunden die Mutter eines lebendigen Jungen gewesen war. Er sah ihre traurigen Augen, ihr strähniges Haar. Er sah, wie aus diesen Augen Tränen liefen. Ein unendlicher Strom würde sich aus ihnen ergießen, in die Gassen und Straßen dieser Stadt hinein, und alle würden ertrinken. Und angesichts der Anklage, die in diesem unermesslichen Tränenstrom liegen würde, wäre seine Entschuldigung, sein verlegenes Tut-mir-leid, ein Nichts, das sich wie eine jämmerliche Ausrede anhören würde, garniert mit Jacquelines Parfum.
    Er steckte seine Hand zurück in die Hosentasche. Beschämt ob seiner Trunkenheit und Trauer, die solch abgegriffene Bilder in ihm hatten entstehen lassen. Scheiß drauf!
    Er spürte etwas Nasses in seinem Gesicht. Dann sah er schwarzes Fell und in diesem Fell zwei Augen, die ihn aufgeregt anblickten.
    »Xenia! Geh da weg!«
    Die forsche Frauenstimme kam näher. Die Hundeschnauze wurde aus seinem Gesicht gezogen. Eine Entschuldigung folgte nicht. Warum auch? Er musste wie ein abgestürzter Penner wirken, wie er hier in diesem kleinen Park auf einer Bank seinen Rausch ausschlief.
    Klotz richtete sich langsam auf. Frau und Hund entfernten sich schnell. Eine andere Frau blickte ihm dafür unverwandt ins zerstörte Gesicht. Ihr Name war Marie Juchacz, und ihr Porträt prangte auf einer metallenen Platte, die an einem Gedenkstein angebracht war. Ob ihn die Frauenrechtlerin mit der strengen Miene noch angeblickt hätte, wenn sie ihm in Fleisch und Blut gegenübergestanden wäre? Wahrscheinlich hätte sie sich schnell umgedreht und die Flucht ergriffen.
    Klotz bückte sich. Zu seinen Füßen lag eine Zigarette, die ein unachtsamer Spaziergänger hier wohl verloren hatte. Er steckte sich die Kippe in den Mund. Klopfte seine Taschen ab und begriff, dass er ja schon seit zweieinhalb Jahren Nichtraucher war und folglich auch kein Feuerzeug mit sich führte. Ein jugendlicher Passant, der Klotz’ Notlage erkannte, hielt ein brennendes Feuerzeug an das Ende der Zigarette. Klotz bedankte sich, der Junge ging weiter.
    Jetzt war er rückfällig geworden. Und das nach zweieinhalb Jahren. Doch was bedeutete das schon.
    In seinem Kopf arbeitete es. Er besann sich darauf, dass sein Name Klotz war und nicht Sissy, Pussy oder Prinzessin auf der Erbse. Er stand auf. Auf einer Bank hatte es begonnen, aber dort würde es nicht enden.
    Viele Möglichkeiten blieben ihm nicht, das war klar. Eine davon hieß Paul Cordes. Und den würde er jetzt aufsuchen. Vorher würde er noch irgendwo duschen und sich zurechtmachen müssen. Ihm fiel nur die Bahnhofsmission ein.
    Eigentlich war Klotz ganz ruhig gewesen, als er nach seiner Grundreinigung bei der Heilsarmee an der Tür von Paul Cordes geklingelt hatte. Relativ ruhig und entspannt. Cordes hatte ihn hereingebeten. Er war ihm nachgelaufen, in die schmuddelige Küche hinein. Hatte sich an den

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