Klotz Und Der Unbegabte Moerder
Händen herum.
»Sollen wir den hochnehmen? Was meinst du?«, schlug Escherlich vor.
»Ach, lass doch. Wir haben Besseres zu tun. Der wird das Autofahren auch noch irgendwann mal lernen. Spätestens, wenn er wegen seiner Flensburger Punkte ins Aufbauseminar muss.«
»Na gut«, pflichtete Escherlich seiner Kollegin bei.
»Du, weißt du, was mir nicht aus dem Kopf geht?«
»Was?«
»Das PSG 1, das ist doch eine Waffe, die bei uns ziemlich verbreitet ist.«
»Stimmt. In der Ausbildung hab ich auch mal mit dem Ding geschossen. Ein ziemlich heftiges Teil. Aber eigentlich wird dieses Gewehr nur von Spezialeinheiten genutzt, SEK , MEK und so.«
»Aber trotzdem …«
»Du meinst, dass Maximilian von einem Polizisten umgebracht worden sein könnte?«
»Auszuschließen ist es nicht.«
»Das denk ich nicht. In jedem besseren Sportschützenverein wird doch mit dem PSG herumgeballert.«
»Tja. Das ist nun auch wieder wahr.«
Sie hatten die Baustelle hinter sich gelassen. Haevernick beschleunigte auf hundert. Der BMW drehte auf und zog an ihnen vorbei.
Als sie an dem Haus an der Ecke Weißgerbergasse Maxplatz angekommen waren, hatte es leicht zu nieseln begonnen. Die Stadt war unter eine Glocke aus einem weißgrauen Himmel getaucht, die die drückende Sommerhitze abzumildern versuchte.
Haevernick lehnte an der Brüstung des Erkers und sah aus ihren hellen Augen hinüber in den Biergarten des Kettenstegs. Das Flatterband der Polizeiabsperrung glänzte im Regen.
»Ob wir vielleicht noch mal die Hausbewohner befragen sollten?«
»Das haben wir doch gestern schon getan, Astrid«, antwortete Escherlich in leicht genervtem Ton.
»Und du weißt auch, was dabei rausgekommen ist.«
»Nichts.«
»Eben!«
Er kannte seine Kollegin. Er kannte sie gut. Wenn die sich erst einmal in etwas verbissen hatte, dann gab die so schnell nicht auf.
»Wenn du unbedingt willst, Astrid, dann geh von mir aus noch mal Klinkenputzen! Ich werde mich da raushalten. Da gibt es andere Sachen, die meiner Meinung nach wesentlich wichtiger wären.«
»Und zwar welche?«
Escherlich kramte ein rotes Schächtelchen hervor, aus dem er eine Zigarette herauszog.
»Du wirst doch hier nicht rauchen! Das ist ein Tatort, Peter!«
»Jetzt redest du schon wie Werner! Bald langt’s mir! Wo man geht und steht, wird man heutzutage diskriminiert als Raucher!«
Sichtlich aufgebracht zündete sich Escherlich den Glimmstängel an.
»Ist ja schon gut«, beruhigte ihn Haevernick und öffnete ein Fenster. Nach einer Kunstpause fuhr sie fort: »Was meintest du eben, als du gesagt hast, es gebe da Sachen, die wichtiger wären?«
»Na, zum Beispiel dieses Gewehr. Wir sollten mal abchecken, wer so ein Präzisionsgewehr besitzt.«
»Aber das kann doch ewig dauern!«
Escherlich öffnete den Mund. Mit einer beinahe andächtig anmutenden Geste blies er den Rauch aus dem Fenster.
»Wir beschränken uns auf die Schule. Auf alle Lehrer und erwachsenen Schüler.«
Haevernick nahm den Fenstergriff in die Hand und verschloss die Öffnung.
»Gut, einverstanden.«
Escherlich stand im Hauseingang und sah der schlanken Figur von Oberkommissarin Haevernick nach, wie diese zum Dienstwagen eilte. Wenn sie nur nicht so glücklich verheiratet wäre, dachte er und zog seine Zigarettenschachtel hervor. Nachdem er festgestellt hatte, dass diese leer war, knüllte er sie zusammen und ließ sie auf den Boden fallen.
Haevernick, die inzwischen von der Rück- zur Vorderansicht gewechselt hatte, war das ordnungswidrige Verhalten ihres Kollegen nicht entgangen. Mit einem durchdringenden Blick, der alles sagte, schaute sie Escherlich an. Der machte ein verlegenes Gesicht und ging schnell in die Knie.
»Sorry«, rief er, »war ein Versehen!«
Als er nach der Schachtel griff, fiel ihm eine Zigarettenkippe auf, die am Boden klebte. Escherlich hob sie auf und hielt sie gegen das schale Licht, das aus dem Himmel über Nürnberg kam. Auf der Banderole war noch der Markenname zu erkennen: Black Death.
»Astrid«, rief er, »wart noch mal.«
»Was ist, kannst du deinen Müll nicht alleine entsorgen?«
Er hielt ihr sein Fundstück hin.
»Vielleicht habe ich eine Idee, wie wir schneller zum Ziel kommen. Wir sollten mit unseren Recherchen beim Namen Black, ich meine …«, verbesserte er sich, »bei Barkhoff anfangen.«
Escherlich lächelte. Rauchen, so dachte er, Rauchen mochte ja schädlich für die Gesundheit sein. Aber manchmal half es eben auch bei der Aufklärung eines
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