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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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freier Marktwirtschaft gefaselt? Der feine Mediziner hatte das Ehepaar Cordes gnadenlos über den Tisch gezogen. Hatte über ein Vierteljahr eine Behandlung durchgeführt, von der er schon wusste, dass sie keinerlei positive Ergebnisse würde zeitigen können. Um den schnöden Mammon war es dem Arzt gegangen, um nichts weiter. So viel zu der Moral der ach so sauberen Mediziner in unserem Land, dachte Klotz und sagte:
    »Blieb also die Frage, von wem Ihre Frau tatsächlich schwanger war, wenn nicht von Ihnen.«
    »Und genau das war der Punkt! Genau das hat mich ja so auf die Palme gebracht.«
    »Und dann haben Sie Ihre Frau zur Rede gestellt.«
    Cordes schwieg.
    »Haben Sie nicht?«
    »Nein«, antwortete der Mann des geschriebenen Wortes kleinlaut. »Aber ich habe meine Frau nicht umgebracht. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Mal sehen, ob ich Ihnen das glaube. Reden Sie weiter.«
    »Es war am Donnerstag, dem 21. Mai. Linda hatte Elternsprechtag in der Schule. Als sie fertig war, hat sie mich angerufen, dass sie jetzt kommen würde. Ich konnte in etwa abschätzen, wie lange sie von der Schule nach Hause brauchen würde.«
    »Viel mehr als zehn Minuten dürften das nicht sein.«
    »So ist es. Ich bin also runter auf die Straße. Den ganzen Tag über hatte ich schon durchdacht, wie ich es anstellen sollte. Ich bin in eine Seitenstraße gegangen und habe einen alten Renault geknackt. Habe mich in eine Querstraße zur Brettscheidstraße gestellt. Ich wusste, dass meine Frau an dieser Kreuzung vorbeifahren würde. Nur über die Brettscheidstraße ist nämlich die Tiefgarage zu erreichen, die zu unserem Haus gehört. Ich wartete also, mit laufendem Motor und ausgeschalteten Scheinwerfern. Als ich den Wagen meiner Frau erkannte, fuhr ich los.«
    »Wie kann das gehen? War das nicht schwierig, das Auto Ihrer Frau zu erkennen und dann in dieser Schnelligkeit zu reagieren?«
    »Der ganze Bereich ist Dreißigerzone, und außerdem gilt rechts vor links. Meine Frau war schon immer eine sehr vorsichtige Fahrerin. Und ich wusste, dass sie, lange bevor sie in den Kreuzungsbereich fahren würde, abbremsen würde.«
    »Und dann sollte sie sterben!«
    »Nein! Nein! Ich glaube nicht mal, dass das überhaupt hätte passieren können. Ich wollte ihr einfach einen Denkzettel verpassen. Ich wollte noch nicht einmal, dass sie das Kind verliert. Bitte glauben Sie mir das!«
    Klotz fragte sich, ob es sich bei dem von Cordes begangenen Delikt um Körperverletzung oder einen Mordversuch handelte. Im Prinzip waren alle Merkmale eines Mordversuchs erfüllt. Die niederen Beweggründe waren da und die Planung. Was wollte man mehr? Einzig und allein die Aussage, dass er seine Frau nicht habe umbringen wollen, entlastete den Journalisten. Wenn Klotz katholisch gewesen wäre, hätte er in dem Ableben des Fötus allerdings einen vollendeten Mord erkennen können.
    Aber das war er nicht, und leider musste er feststellen, dass er Cordes glaubte.
    »Warum haben Sie nicht einfach mit Ihrer Frau geredet?«
    Cordes setzte zu einer Antwort an, dann zögerte er. Offensichtlich hatte er Schwierigkeiten, das, was in seinem Kopf vorging, in Worte zu fassen.
    »Ich … Es war nicht so einfach, mit meiner Frau zu reden. Ich meine, Linda hatte da ein Problem.«
    »Was für ein Problem?«
    »Na, so eine Sache …«
    »Eine Sache? Jetzt machen Sie mich aber schon neugierig!«
    »Linda war …«
    »Ja?«
    »Linda war promiskuitiv veranlagt.«
    Cordes sackte zwischen den Flaschen und dem anderen Müll in sich zusammen.
    »Sie wollen sagen, sie hat mit anderen Männern herumgevögelt?«
    Der Witwer drehte seinen Kopf angewidert zur Seite und schloss die Augen.
    »Mit wem hatte Ihre Frau ein Verhältnis, Herr Cordes?«
    Der Angesprochene schrie auf. Diesmal nicht aufgrund eines äußeren Schmerzes, der ihm zugefügt worden war.
    »Lassen Sie mich doch bitte in Ruhe, Herr Hauptkommissar! Muss das sein?«
    »Das muss sein. Da führt kein Weg dran vorbei! Entweder Sie haben Ihre Frau getötet. Oder einer von den Männern, mit denen Ihre Frau sexuell verkehrt hat.«
    »Scheiße, Mann!«
    »Ja, das ist scheiße. Aber so ist das Leben. Also!«
    »Am Anfang hatte ich noch die Idee, einen Privatdetektiv auf meine Frau anzusetzen. Doch dann wollte ich gar nicht mehr wissen, wann und mit wem sie …«
    Cordes war der typische Fall eines Menschen, der stets nach bestem Wissen und Gewissen bestrebt war, sein Leben möglichst harmonisch zu gestalten. Und deshalb verschloss er die

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