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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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Mordfalles.
    ***
    Diese amerikanischen Autos, dachte Klotz, nachdem er den Tunnel Schwarzer Berg hinter sich gelassen hatte, diese amerikanischen Autos verfügten durchaus über ein imposantes Motorengeräusch und Erscheinungsbild, doch ihr Kraftstoffverbrauch war die Hölle. Er würde es definitiv nicht mehr zur Ausfahrt Haßfurt schaffen. Bei der nächsten Möglichkeit würde er von der Autobahn müssen, und er betete, dass der Wagen bis dahin durchhielt.
    Auf dem Abfahrtstreifen schaltete er den stotternden Motor aus und ließ das Auto ausrollen, bis er die Ausfallstraße erreicht hatte. Rechts erkannte er ein Schild, das einen Autohof ankündigte, der sich in unmittelbarer Nähe befand. Er betätigte den Anlasser und hoffte. Der Wagen sprang an, und mit einem Satz ließ er ihn nach vorn schnellen. Drückte das Gaspedal durch, als er in die ansteigende Straße einbog, die zu der Tankstelle führte.
    Als er den Schnorchel der Benzinpistole in die dafür vorgesehene Öffnung einführte, wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er hatte den Eindruck, als hätte er einen Tausendmeterlauf hinter sich, so abgespannt, so ausgepowert fühlte er sich.
    An der Kasse sagte man ihm, dass er genau die richtige Abfahrt gewählt habe, wenn er nach Haßfurt wolle. Er brauche gar nicht mehr zurück auf die Autobahn, das sei ein Umweg. Er könne entweder durch Knetzgau fahren oder über die Bundesstraße, das sei leichter. Man müsse nur den Schildern folgen.
    Klotz dankte für die Auskunft. Kaufte sich eine Bockwurst und eine Cola und ging zurück zu dem pinkfarbenen Camaro.
    Einer alten Gewohnheit folgend, öffnete er das Handschuhfach, um dort die Tankquittung abzulegen. Und da sah er sie, die P2000 . Seine konnte es nicht sein, die hatte er ja gestern im Rahmen seiner Suspendierung abgeben müssen. Zweifellos handelte es sich um Escherlichs Dienstwaffe, dachte er. Escherlich musste sie gestern, als sie zum Kettensteg gefahren waren, in das Fach gelegt haben. Später hatte er sie dann – vermutlich aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse – einfach vergessen.
    Klotz biss nachdenklich in die Wurst und starrte durch die Windschutzscheibe. Er las die Wörter »Wasser« und »Druckluft«. Hinter ihm hupte ein Auto. Klotz fuhr von der Zapfsäule weg und hielt wenige Meter entfernt auf einem Parkplatz.
    Escherlich war und blieb einfach ein Schlamper, dachte Klotz, als er die Dienstwaffe in der Hand wog. Das war nichts Ungesetzliches, was er hier gleich tun würde. Das war Schadensbegrenzung. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn eine unbefugte Person die Pistole in die Hände bekäme. Da wäre es auf jeden Fall besser, er hätte die Waffe am Mann. Er würde auf sie aufpassen, und wenn er Escherlich wieder traf, würde er sie ihm zurückgeben.
    Unweigerlich fiel ihm ein Spruch ein, den er vor Kurzem gelesen hatte. War wahrscheinlich vom Dalai Lama, aber da war er sich nicht sicher. Vielleicht handelte es sich auch um eine asiatische Weisheit, deren Autor anonym war. »Es genügt nicht, zum Fluss zu kommen mit dem Wunsch, Fische zu fangen. Man muss auch das Netz mitbringen.«
    Mit den Fingerspitzen strich Klotz über den Lauf der Pistole. Dann steckte er sie ein.
    Der Ort empfing ihn mit seinem Industriegebiet. Er fuhr an einem Möbelhaus vorbei, das zu einer Kette gehörte, die sich auch in Nürnberg und anderswo wiederfand. War heute doch sowieso alles gleich, dachte er, die Städte zwischen Flensburg und Füssen, zwischen Aachen und Görlitz waren ohnehin nur noch dadurch zu unterscheiden, dass jeweils ein anderes Ortsschild vor ihnen stand.
    Wahrscheinlich war es ein durch dieses Missempfinden ausgelöstes Bedürfnis, das ihn an einem Kreisverkehr nach links in Richtung Altstadt abbiegen ließ. Er folgte der Vorfahrtsstraße, die einen Bogen nach rechts beschrieb. An einer Friedhofsmauer parkte er.
    Ob es die Bockwurst war oder anderes? Auf jeden Fall fühlte er sich fürchterlich elend. Es war wohl nicht zu leugnen, dass der Alkoholexzess von letzter Nacht in seinen Auswirkungen noch nicht ganz ausgestanden war. Er spürte, dass er dringend Luft brauchte.
    Er trat in den Kirchhof, in dessen Mitte sich ein spätgotischer Sakralbau befand. Ging ein paar Schritte, atmete bewusst ein und aus. Als ihm langsam besser wurde, setzte er sich auf eine Bank und blickte auf die helle Fassade der Kirche. Oben, an der Abschlusskante, dem Fries des Bauwerks, erkannte er eine Menge farbig ausgemalter Schilde. Irgendwie gefiel

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