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Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Titel: Klotz Und Der Unbegabte Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Klier
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sich an einem benachbarten Tisch befand, baute die Sitzgelegenheit vor Spielmann auf und nahm Platz.
    »Bieringer, das war mal. Mit dieser Ära habe ich abgeschlossen, und das wissen Sie auch. Mein Name ist Klotz, Hauptkommissar Werner Klotz. Ich bin der leitende Ermittler im Fall Linda Cordes, Ihrer Kollegin und Geliebten.«
    Spielmann sah Klotz aus einem Gesicht an, das tief beunruhigt wirkte.
    »Das haben Sie aber gut recherchiert, Herr äh …«
    »Klotz.«
    »Ja. Linda und ich haben ein Verhältnis. Das ist allseits bekannt, ein offenes Geheimnis sozusagen.«
    »Ich glaube, Sie verwechseln da was, nämlich Präsens und Präteritum.«
    Spielmann lehnte sich zurück und fuhr sich mit den Fingern seitlich durch das grau melierte Haar.
    »Sind Sie etwa doch Deutschlehrer?«
    »Nein, bin ich nicht. Da haben Sie recht. Aber wenn Sie schon an meiner Kompetenz in Grammatikfragen zweifeln, dann lassen Sie mich einen zweiten Versuch unternehmen: Ich glaube nicht, dass die Beziehung, die Sie mit Ihrer Geliebten bis zu deren Ableben hatten, öffentlich war. Ganz im Gegenteil. Ich glaube vielmehr, dass es in Ihrem allergrößten Interesse war und noch ist, dass Ihre Frau, der Sie so viel zu verdanken haben, nicht einmal ansatzweise etwas von Ihrer Affäre mit Linda Cordes mitbekommt. Ist es nicht so?«
    Spielmann verschränkte die Hände hinter seinem Kopf.
    »Birgit und ich führen eine vollkommen offene Ehe miteinander. Sie hat ihre Freiheiten und ich die meinen.«
    »Gut. Wenn das so ist, dann ist ja alles in Ordnung. Dann haben Sie auch nichts zu befürchten. Ich habe übrigens zwei meiner Beamten zu Ihnen nach Hause geschickt. Die dürften sich gerade lebhaft mit Ihrer Gattin über das Thema austauschen.«
    Klotz konnte nicht umhin, etwas schadenfroh in sich hineinzugrinsen, als er sah, dass Spielmann seine betont lässige Haltung brüsk auflöste und die Hände nach unten fallen ließ.
    »Sie haben was ?«
    Jetzt grinste Klotz auch nach außen. Der erste Beschuss hatte Wirkung gezeigt. Nun galt es, die Bombe zu zünden. Er griff in die Tasche, zog das Foto hervor und hielt es Spielmann unter die Nase.
    »Was ist das? Können Sie mir das erklären?«
    Spielmann schwieg.
    »Reden Sie!«
    »Das ist ein Adlerrochen, eine Fischart, wie sie zum Beispiel im Roten Meer vorkommt.«
    Klotz mahnte sich zur Beherrschung. Er rief sich den Führungsstil des Max-Morlock-Gymnasiums ins Gedächtnis und erwiderte: »Lieber Herr Studiendirektor Spielmann, Sie sind doch nicht etwa Lehrer für Biologie, oder?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich unterrichte Deutsch und Geschichte«, antwortete Spielmann, der ganz offensichtlich die Ironie in Klotz’ Aussage und Ton nicht erkannt hatte. Lehrer und Witz, ärgerte sich Klotz, das war wie Feuer und Wasser, wie Himmel und Erde, wie Zucker und Salz. Das eine bedingte das andere, aber zusammen schlossen sie sich kategorisch aus.
    »Genau, Herr Spielmann, sehr gut, Note Eins«, kommentierte Klotz, »ich will auch gar nicht wissen, welchen Fisch Sie da auf dem Foto in die Kamera halten. Mich interessiert das Gerät in der anderen Hand!«
    »Ein Sportgerät, eine Harpune. Damit erlegt man Fische wie diesen Rochen da.«
    »Oder Menschen. Vielleicht sogar die eigene Geliebte, nicht wahr?«
    Spielmann schwieg. Man konnte seinen Pupillen dabei zusehen, wie sie langsam größer wurden.
    »Herr Spielmann, es hat keinen Zweck mehr. Wir haben ein Überwachungsvideo, auf dem der Täter zu sehen ist. Wir werden die biometrischen Daten der Person auf dem Video mit den Ihrigen vergleichen. Ich bin mir sicher, dass wir da fündig werden.«
    Spielmann starrte auf seine Hände, die er in seinem Schoß gefaltet hatte. »Gut«, brachte er endlich heraus. Er musste sich räuspern. »Ich war’s. Ich habe Linda getötet.«
    »Und?«, hakte Klotz nach.
    »Nichts und.«
    »Jetzt machen Sie mir doch nichts vor. Wir sind uns inzwischen sicher, dass Sie Linda Cordes gar nicht töten wollten. Wer war Ihr eigentliches Ziel?«
    Spielmann löste seine Hände, öffnete sie, starrte auf deren Innenfläche.
    »Was hab ich getan? Was haben diese Hände bloß getan? Ich habe das Größte, das Einzige vernichtet, was auf dieser Erde für mich von Bedeutung war. Den einzigen Menschen, den ich wirklich, wirklich geliebt habe.«
    Stimmt, dachte Klotz, aber du hast nicht nur die Cordes geliebt, sondern auch das Geld deiner Frau, deine Karriere und vor allem dich selbst, du kleiner, selbstloser Narziss. Und du bist ja noch

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