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Knapp am Herz vorbei

Knapp am Herz vorbei

Titel: Knapp am Herz vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Moehringer
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Epidemie von Bankpleiten erleben.
    Ja, klar, sagt Eddie spöttisch.
    Ich möchte Ihnen versichern, dass die Banken sich um alle Belange kümmern werden, natürlich mit Ausnahme der hysterischen Forderungen von Hamsterern.
    Eddie kichert und zielt mit dem Finger aufs Radio. Hysterische Forderungen wie zum Beispiel: Öffne den Tresor, oder ich blas dir dein Scheißhirn weg.
    Dem landesweiten Bankfeiertag folgen viele bundesstaatliche Bankfeiertage. Eine gute Zeit für Willie und Eddie, um auch ein paar freie Tage einzulegen. Um am Drehbuch zu feilen, die Routine zu optimieren. Die Arbeit effizienter zu gestalten. Vor allem diskutieren sie über den Umgang mit Helden. Nichts jagt Willie mehr Angst ein.
    Es kommt bei ungefähr jedem vierten Job vor. Irgendein Direktor oder Kassierer oder Wachmann will nicht kooperieren. Weil Willie niemanden verletzen möchte, sind das für ihn die schlimmsten Momente. Alles kann passieren, und früher oder später wird es das auch. Willie und Eddie besprechen das Problem und kommen zu dem Schluss, dass Bankangestellte, ähnlich den Leuten in ihrem alten Viertel, eine eingeschworene Clique sind. Wenn ein Angestellter nicht spurt, nützen Drohungen nichts. Da sind sie sich einig. Dann sollten sie lieber seine Kollegen bedrohen.
    Eddie schlägt eine weitere Änderung vor. Schärfere Waffen. Die Leute fürchten sich nicht mehr vor Taschenpistolen. Sie haben zu viele Filme gesehen. Aber eine Thompson hat was – die dicke Trommel, der dünne Lauf. Und nichts lässt die Leute schneller verstummen als eine abgesägte Schrotflinte.
    Am Ende kommen Willie und Eddie zu dem Schluss, dass ihre Arbeit mit einem dritten Mann entspannter wäre. Es ist zu viel für Eddie, Willie beim Inschachhalten der Angestellten und beim Geldeinsammeln zu helfen und dann auch noch zu fahren.
    Ich kenne genau den richtigen Mann, sagt Eddie. Joey Perlango. In Dannemora waren wir im selben Zellenblock.
    Perlango?
Du
empfiehlst einen
Spaghettifresser
?
    Warum nicht? Er ist in Ordnung.
    Oktober 1933 . In einem Diner an der Straße findet das erste Treffen mit Perlango statt. Er ist ein paar Jahre älter als Willie und Eddie, hat herabhängende Lider und eine Nase, die aussieht wie plattgebügelt, eindeutig das Werk zahlreicher Boxhandschuhe. Seine Zähne sind groß, weiß und gleichmäßig, aber mit breiten Lücken dazwischen. Wenn er lächelt, muss Willie an die Nähte eines Footballs denken. Während Willie redet, holt er aus der Seitentasche seines silbergrauen Anzugs, der glänzt wie die Stoßstangen an einem neuen Auto, einen Nagelknipser und benutzt ihn.
    Also, Joey, was uns vorschwebt –
    Knips
. Ein Fingernagel fliegt über den Tisch, hängt wie eine kleine Mondsichel mitten in der Luft und landet in der Zuckerschale. Nenn mich Plank.
    Wie bitte?, sagt Willie.
    Alle nennen mich Plank. Sogar meine Familie.
    Und warum?
    Weil ich mal einen Kerl verprügelt hab.
Knips
. Mit einem Brett.
    Ein weiterer Fingernagel fliegt durch die Luft und landet auf Willies Ärmel. Er zupft ihn weg und sieht Eddie an.
    Die Bedienung kommt. Willie bestellt drei Kaffee.
    Ich möchte
Tee
, sagt Plank.
    Willie blickt zur Seite. Tee. Gütiger Himmel.
    Die Bedienung bringt ihre Bestellung und geht wieder. Willie neigt sich über den Tisch. Wir haben vor, die Corn Exchange auszurauben. Hier in Philly.
    Die verteilen Füllfederhalter.
    Hä?
    Wenn du ein Konto eröffnest, kriegst du einen Füllfederhalter.
    Aha. Schön. Wenn du das sagst.
    Willie breitet eine Karte aus. Mit einem roten Stift zeichnet er Kreuze und Zahlen ein. Die Stelle, an der Plank parken soll, markiert er mit einem x.
    Ich geh zuerst rein, sagt Willie. Als Cop verkleidet. Ein paar Minuten später lass ich Eddie rein, ebenfalls als Cop verkleidet. Zehn Minuten später startest du das Auto und fährst hierher. Wir steigen ein, und du fährst entlang dieser Route davon. Die ganze Sache sollte keine fünfzehn Minuten dauern.
    Plank gießt Tee in seine Untertasse und pustet darauf. Und was soll ich anziehen?
    Was du – wie?
    Welche Verkleidung?
    Du trägst keine Verkleidung.
    Plank schaut in seine Untertasse. Och.
    Stimmt was nicht?
    Na ja. Ich dachte, ich bin Briefträger, Feuerwehrmann oder so was. Eddie hat es so erzählt, als würde es Spaß machen.
    Nein. Du fährst. Mehr nicht. Aber das ist viel. Eine sehr wichtige Aufgabe, Plank.
    Plank nickt. Eine Weile sagt niemand etwas. Plank hebt die Untertasse an die Lippen und schlürft. Und eine Chauffeursuniform?, sagt er. Du

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