Knappheit: Was es mit uns macht, wenn wir zu wenig haben (German Edition)

können als eine Kündigung.
    Wir haben gesehen, dass im Allgemeinen die meisten der Schocks, die zum Jonglieren führen und Scheuklappen erzeugen, vorherzusehen sind. Einerseits zählt es als Schock, plötzlich Geld für die Düngerrechnung zu brauchen, auf der anderen Seite ist das aber ganz und gar vorhersehbar. Es passiert jedes Jahr, aber wer mit Jonglieren beschäftigt ist, sieht es nicht kommen. Das verweist auf den großen potenziellen Wert, Wege zu finden, um sich gegen solche Schocks abzupuffern. Ein Weg ist, Finanzprodukte zu schaffen, die den Armen helfen, Ersparnisse aufzubauen. Wir können das mit einigen der Techniken zum Management der Knappheit tun, die wirschon diskutiert haben. Zum Beispiel können wir die Scheuklappen zu unserem Vorteil benutzen. Wir können beispielsweise teure Kredite ausgeben, um die aktuellen Brandherde zu bekämpfen. Diese Kredite sind im Tunnel attraktiv, und wir können die hohen Zinsen verwenden, um ein Sparkonto zu füttern.
    Noch besser ist es, Produkte zu schaffen, die den Brand verhindern. Wir haben gesehen, wie Knappheitsfallen und Jonglieren oft aus dem allzu großzügigen Management während der Zeit relativen Überflusses stammen. Warum dann nicht helfen? Es muss ein Finanzprodukt geschaffen werden, das die Ernteerträge eines Bauern verwaltet, sodass er ein festes monatliches Einkommen erhält. Das ist nur ein Beispiel. Allgemeiner gesehen verwenden wir gewaltige Ressourcen auf die finanzielle Absicherung des Rentenalters. Den Armen helfen, aus dem lebenslangen Jonglieren und Brandbekämpfen herauszukommen, könnte ebenso strukturverändernd sein.
    All das verweist auf eine tiefere und etwas unterschiedliche Perspektive auf die Armut. Sie ist nicht auf die offensichtlich knappe Ressource Geld fixiert, sondern jene andere, weniger auf der Hand liegende, aber ausschlaggebende Ressource Bandbreite. Abschätzungen der Bandbreite zeigen, dass Geld zur rechten Zeit zu geben große positive Auswirkungen haben kann. Macht man es richtig, können 100 Dollar für jemanden reichen, um inneren Frieden zu erzeugen. Und dieser Friede erlaubt es dieser Person, viel mehr Dinge gut zu machen und teure Fehler zu vermeiden. Ein Geldtransferprogramm in Malawi zeigte eine Reduktion von 40 Prozent bei den psychischen Notlagen der Teilnehmer mit niedrigem Einkommen. 10 Zu verstehen, Transfers zur rechten Zeit zu leisten und die tieferen Auswirkungen zu bestimmen, sind weitere Wege zu einer Politik, die für die Bandbreite sensibilisiert ist.
    All dies ist eine radikale Neuaufstellung der Armutspolitik. Sie zwingt uns, die vielen Wege wahrzunehmen, mit denen die unterschiedlichsten Verhaltensweisen verknüpft sind. Wir verstehen, dass Miete, Essen und Schulgebühren Teil eines privaten Haushaltsbudgets sind. Statt nun auf Erziehung, Gesundheit, Finanzen und die Kinderbetreuung als gesonderte Probleme zu schauen, müssen wir erkennen, dass sie alle einen Teil der Bandbreite einer Personbilden. Und wie die Steuern in unserem Budget Verheerungen anrichten können, ist es auch mit der Steuer auf die Bandbreite. Die Verminderung der Bandbreite kann Fehler in jedem der vielen Bereiche verursachen, in denen wir agieren müssen. Umgekehrt kann die Reparatur solcher Engstellen weitreichende Konsequenzen haben. Die Kinderbetreuung bietet nicht nur die Betreuung der Kinder, und das richtige Finanzprodukt bewirkt weit mehr als das Bilden von Ersparnissen für Schlechtwettertage. Beides kann Bandbreite freimachen, den IQ nach oben schrauben, die Selbstkontrolle verstärken, die Klarheit des Denkens fördern und sogar für besseren Schlaf sorgen. Ist das weit hergeholt? Die Daten sagen Nein.
ein dauerproblem
    Der Kampf gegen die Armut wird immer mühseliger. Programm auf Programm hat sich als entweder erfolglos oder bestenfalls mäßig erfolgreich erwiesen. Die sozialen Netze erweisen sich als zu starr. Ist in den USA einmal jemand ins soziale Netz gefallen, fällt er immer wieder hinein. 11 Trainingsprogramme scheinen bestenfalls mittelprächtig effektiv. Forscher, die ihren Einfluss bestimmen wollten, haben bestenfalls einige wenige Segnungen gefunden: Sie sind die Investitionen wert, aber sie sind nicht in der Lage, den Verlauf der Armut zu ändern. Auch ein Wechsel der Wohngegend hilft nur wenig. In einem Experiment in den USA wurden Tausende Familien mit niedrigem Einkommen in Viertel mit höherem Einkommen verlegt. Man fand nur geringe Auswirkungen, hauptsächlich auf den Stress und die