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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Mundwerk.
    Birgit zuckte zusammen. »Wie viel ist es denn?«
    »Sie schuldet zwei Monate Geld für die Kaffeekasse, zwanzig Euro für das Geschenk für die Wenger, einen Zehner für die Espressomaschine …«, sie deutete auf einoffenbar neues Gerät in der Ecke, »… und vom Grillfest sind auch noch acht Euro offen.«
    »Ich habe ihr fünfzig Euro geliehen«, piepste das dritte Persönchen. Die Frau erinnerte mich an eins dieser Tierchen, die vor ein paar Jahren auf Madagaskar entdeckt worden waren. Eine Affenart, winzig klein, Fell in Tarnfarben, aber mit riesigen, schwarzen Augen. Mausmakis hatten die Forscher sie getauft, und wenn ich mir das Huschelwesen vor Birgit so ansah, wusste ich genau, warum die Maus im Namen an prominenter Stelle erschien.
    »Wie blöd ist das denn?«, ätzte die Blonde.
    »Tja, dumm gelaufen«, krächzte die Körnerkrähe. »Leider geht für uns der Stress weiter, zumal Paulina nicht mehr da ist. Die Pause ist vorbei. Auf Wiedersehen.«
    Birgit verließ den Zickenkäfig gleichzeitig mit den drei Weißlatschen, die eilig davonquietschten. Das Mausmaki allerdings ließ sich zurückfallen und drehte sich, als die anderen beiden um eine Ecke verschwunden waren, zu Birgit um.
    »Haben Sie mit Yuri gesprochen?«
    Birgit zog eine Augenbraue hoch.
    »Wenn Sie ihn sehen, richten Sie ihm bitte mein Beileid aus, ja?«
    Birgit zog die Augenbraue noch höher.
    Das Mausmaki knetete die Hände und blickte sich gehetzt im Flur nach heimlichen Lauschern um. »Ich weiß nicht, warum Paulina ihm den Laufpass gegeben hat. Yuri ist ein guter Kerl, trotz seines Jobs.«
    Die riesigen Äffchenaugen schwammen in Tränen.
    Birgit legte dem Tierchen eine Hand auf die Schulter.
    »Ich habe Sorge, dass er sich etwas antut.«
    »Hatten Sie näheren Kontakt mit Paulina?«, fragte Birgit.
    Das Mausmaki schüttelte den Kopf. »Sie war – ein bisschen arrogant, ehrlich gesagt. Aber mit Yuri habe ich ein paar Mal gesprochen, wenn er auf Paulina gewartet hat.« Sie wurde rot. »Er hat sie wirklich vergöttert.«
    »Können Sie mir sagen, wo ich Yuri finde?«, fragte Birgit.
    »Ich kenne nur seinen Vornamen, aber er arbeitet im Karpi Diem .«
    Ich hätte Birgit gern auf die Schulter geklopft, aber das ging ja leider nicht. Auch konnte ich ihr nicht sofort per SMS gratulieren, denn erstens hätte ich dafür in meinen Schrank düsen müssen, und außerdem hätte sie sich sicher gefragt, woher ich schon wusste, was sie gerade erst erfahren hatte. Ich folgte ihr also in die Eingangshalle zurück, wo sie kurz überlegte und sich dann dem Café zuwandte. Sie ließ sich an einem der Bistrotischchen nieder, zog ein Notizheft aus der Tasche, notierte die Neuigkeiten, kringelte den Namen Yuri ein und blickte auf, als die Platine an ihren Tisch trat.
    »Hallo, kann ich Ihnen etwas bringen? Kaffee, Tee, Kuchen?«
    Oh, Mist, warum konnte ich Birgit jetzt nicht schnell erzählen, dass dieses Perlhuhnküken Sahne hinterherspioniert hatte, als sie die Arzneidatenblätter kopierte? Martin war zwar als Ermittler voll peino und wegen seines ständigen Widerspruchs auch ziemlich anstrengend, aber wenigstens konnte ich ihm spontan neue Anweisungen geben. Mit Birgit war ich so hilflos wie ein Modellautofahrer, der feststellt, dass seine Karre einer fremden Fernsteuerung gehorcht. Und dieses Gefühl ist eindeutig scheiße.
    »Ja, ich hätte gern einen Milchkaffee und ein riesiges Stück Kuchen.«
    Die Platine lächelte. »Welchen Kuchen? Apfelstreusel, Kirschstreusel, Schwarzwälder Kirsch, Käsekuchen, Käsesahne, Frankfurter Kranz oder Schokoladenkuchen?«
    Birgit überlegte, dann zuckte sie die Schultern. »Welchen würdest du empfehlen?«
    »Ganz ehrlich?«
    Birgit nickte.
    »Käse und Schoko zusammen. Geniale Ergänzung.«
    »Gut, das nehme ich.«
    Sollte ich jetzt eine SMS schicken? Falls du zufällig ein platiniertes Perlhuhn triffst, dann frag sie doch bitte, ob sie mehr über Sahnes seltsames Verhalten weiß? Vielleicht hat sie mit ihr gesprochen? Oder sie ist derselben Spur gefolgt wie sie? Aber welcher Spur? Ich musste mit jemandem sprechen, der sich mit diesen medizinischen Dingen auskannte. Was war an den Datenblättern interessant? Alles lief darauf hinaus, dass ich Martin brauchte. Ohne ihn kam ich einfach nicht weiter. Ein grässliches Gefühl.
    Als hätte Martin meine intensiven Gedanken seine Person betreffend wahrgenommen, meldete er sich. Allerdings nicht bei mir, sondern bei Birgit.
    »Wo bist du?«, fragte er mit Panik in

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