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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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der Stimme. »Geht es dir gut?«
    »Natürlich geht es mir gut«, flötete Birgit in ihr Handy. »Ich hatte Heißhunger auf Kuchen. Was gibt es denn?«
    »Du wolltest doch noch einkaufen fahren«, sagte Martin. »Ich habe mir den Rest des Tages freigenommen.«
    »Super«, jubelte Birgit. »Ich bin in einer halben Stunde zuhause.«
    Und wer schaute mal wieder in die Röhre? Richtig.
    Birgit und Martin beim zehntausendsten Kinderklamottenkauf, Katrin nicht mehr vertrauenswürdig und ich allein auf weiter Flur, um Gregor zu retten. Moment, vielleichtwar ja auch Jenny noch im Boot? Immerhin war sie noch mit dem Fall beschäftigt, der Gregor und seine Ex zusammengeführt hatte, vielleicht ergab sich ja aus dieser Richtung etwas Neues. Ich düste zu Jenny. Sie erklärte gerade ihrem Chef, warum sie die Akte Paulina Pleve geschlossen hatte.
    »Keine eindeutigen Hinweise auf Fremdverschulden. Die Sache mit den Talkumspuren ist weniger seltsam, als zunächst gedacht. Wenn sie an den Händen nicht geschwitzt hat, dann halten sich die Puderspuren viele Stunden lang. Insofern können die Spuren ebenso gut noch von der Arbeit stammen, wo sie üblicherweise Handschuhe trägt. Zudem kommt die Tatsache, dass der Speicher von innen abgeschlossen war. Daher denke ich, dass wir die Akte schließen sollten.«
    Der Chef nickte.
    Ich war frustriert. Irgendwie hatte ich eine gewisse Hoffnung auf den Fall Paulina Pleve gelegt, weil Gregor in diesem Fall ermittelte, als er ausgetrickst wurde. Wenn der Fall Pleve nun ein einfacher Selbstmord war, hatte ich überhaupt keine Idee mehr, aus welchem Grund jemand Gregor den Mord an seiner Ex in die Schuhe schieben sollte. Ich stöhnte also laut auf, was aber natürlich niemanden beeindruckte, weil es ja keiner hören konnte.
    Zurück in ihrem Büro blickte Jennymaus auf die Uhr, schnappte sich ihre Tasche und eilte zum Parkplatz. Dort stand Offermännchen an seine Karre gelehnt, ein Audi TT, der von den neidischen Kollegen wahlweise Tuntentasse, Transentrecker oder Turbotrabbi genannt wurde.
    »Was sagt der Chef?«, fragte Offermann.
    Jenny grinste ihn an. »Eine von innen versperrte Tür ist ein ziemlich deutlicher Beweis für Selbstmord.«
    »Dann ist der Fall also damit abgeschlossen.«
    Jenny nickte.
    »Gut, das muss gefeiert werden. Currywurst oder Brathähnchen?«
    Jenny lachte. »Currywurst.«
    Offermann hielt ihr die Tür auf. »Musst du nachher noch mal rein?«
    Jenny schüttelte den Kopf. »Ich habe hundertzwanzig Überstunden, die ich abfeiern muss.«
    »Gut. Dann fahre ich dich zur besten Currywurst der Welt.«
    »Wo ist das?«, fragte Jenny mit einem Leuchten in den Augen wie ein Kind an Weihnachten.
    »Anschnallen«, sagte Offermann, dann fuhr er los.
    Ekelhaft, diese hormonverseuchte Anschleimerei, während Gregor im Knast verschimmelte. Ein bisschen mehr Loyalität zum Teamkollegen hätte ich von Jenny schon erwartet. Aber nein, ihr Blut war förmlich überschwemmt mit Adrenalin und Kortisol, ihre Nasenflügel bebten, als sie die Pheromone erschnüffelten, die Offermann produzierte. Die beiden waren ein einziger Chemieunfall.
    Ich folgte ihnen bis hinter Aachen, dann hatte ich keinen Bock mehr auf das Gesülze. Es war offensichtlich, dass Jenny sich auf dem nächsten Autobahnparkplatz flachlegen lassen würde, aber statt anzuhalten und eine Runde zu zipfeln, schwaddelte Offermann sie mit Anekdoten aus seinem Leben voll. Aber bitte, es gab sie immer noch, diese Romantiker, die sich selbst das Leben unnötig schwermachten und erst wochenlang Schampus kübelten oder Currywurst fraßen, bevor sie der Tussi an die Wäsche gingen. Ich würde mich wieder einklinken, wenn es so weit wäre.

VIERZEHN
    Nachdem nun auch das zweite Team aus dem Rennen war, schaute ich kurz bei Katrin vorbei, aber sie schlitzte Leichen im Akkord auf, seit es auf der A3 gekracht hatte. Wenigstens verbrüderte sie sich nicht mit den Düsseldorfer Kripos, während Gregor langsam im Knast versteinerte. Er hockte wieder in seiner Zelle, während fast alle anderen Knackis irgendwo im Bau unterwegs waren. Manche arbeiteten in einer Holzwerkstatt, andere waren in der Küche oder der Wäscherei beschäftigt, wieder andere schwitzten in der Sporthalle. Nur Gregor hockte allein auf seiner Zelle. Wenn er in Köln gesessen hätte, hätte ich es ja noch kapiert, da will man den Kunden ja nicht über den Weg laufen. Anders gesagt: Ein Kölner Bulle hat in einem Kölner Knast nicht viele Freunde. Aber hier kannte ihn doch

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