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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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zum nächsten Tag. Dann muss entweder eine Verhaftung erfolgen oder die Freilassung. Insofern war es auch noch kein allzu schlechtes Zeichen, als Keller – oder war es Stein? – zu Gregor sagte: »Sie bleiben erst einmal hier, Kollege.«
    Eben hatte mich das Fehlen des Wörtchens Kollege noch betrübt, jetzt klang es zynisch.
    Gregor reagierte nicht. Er starrte in den leeren Kaffeebecher und schwieg.
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Ich meine, abgesehen davon, dass Gregor seine Ex verschrottet haben sollte. Natürlich könnte Gregor einen Menschen killen, wenn es sein müsste – genau wie jeder andere auch. Aber wir reden hier von Gregor, dem abgebrühtesten Kommissar diesseits des Atlantiks. Wir reden von Katrins Lover und Martins bestem Freund. Wir reden von dem Mann mit Intuition, der öde Polizeiarbeit ebenso beherrscht wie einen blitzschnellen Zugriff und der dabei noch einen coolen Spruch auf den Lippen hat.
    Ich glaubte nicht, dass dieser Gregor die Alte ausgeknipst hatte. Aber was ich überhaupt nicht kapierte, war sein Schweigen. Warum sagte er nicht, dass er es nicht war, und fertig?
    Warum forderte er Keller und Stein nicht freundlich auf, weiter im Keller ihres grottigen Präsidiums kekswichsen zu üben, statt gestandenen Kollegen ans Bein zu pinkeln?
    Warum stand er nicht einfach auf und verschwand?
    Gut, das ging jetzt nicht mehr, weil es da diese sogenannte Ingewahrsamnahme gab. Aber auch die konnte es doch nur geben, weil Gregor sich zierte wie der Bräutigamauf dem Standesamt. Nur dass hier nicht die Regel galt: Wer schweigt, gewinnt.
    Diese Gedanken ließen mich nicht los, während ich Gregor in das Überstellungsfahrzeug, zur JVA, durch den Eingangscheck und in seine Zelle begleitete. Die JVA war ziemlich neu und die Zelle wenigstens kein Sammelbunker, aber richtig gemütlich wirkten die zehn Quadratmeter mit Bett, Tisch, Stuhl und Klo nicht. Gregor sah sich nicht einmal alles an, sondern warf sich auf das Bett, legte die Hände hinter den Kopf und stellte jede weitere Bewegung ein. Da er leider auch nicht anfing, laut mit sich selbst zu quatschen, drehte ich nach einer Weile mangels Unterhaltung frustriert ab. So eine stumme Depri-Nummer brachte mich nicht weiter, also beschloss ich, umgehend mit meinen eigenen Ermittlungen zu beginnen.
    Ich verließ den Knast und düste zu Martin und Birgit. Sie lagen im Bett, wo Martin ein Massageöl in Birgits Bauch zwickte. Echt jetzt. Er massierte nicht, rieb nicht, sondern zwickte das Zeug in die Haut. Das sollte gegen Schwangerschaftsstreifen helfen und für Intimität zwischen den werdenden Eltern sorgen. Zumindest hatte die Geburtshelferschachtel im Geburtsvorbereitungskurs das behauptet. Ich persönlich finde eine Runde Zipfeln irgendwie intimer, aber Martin zupfte mit Leidenschaft – unter dem Elektrosmogschutznetz. Das Ding sieht aus wie ein Moskitonetz und hält unerwünschte, elektromagnetische Impulse von den Schlafenden fern. Also mich. Na toll. Von Martin war also keine Hilfe zu erwarten. Ich musste mit meinen Ermittlungen offenbar schon mal ohne ihn anfangen, denn wie jeder weiß, sind in einer Mordermittlung die ersten Stunden und Tage die wichtigsten, wobei der Mord bereits vor achtundvierzig Stunden geschehen war. Wenn nach dieser Zeit Gregor der einzig Verdächtigewar, hatten die Bullen zwei Tage lang ins falsche Klo gefasst.
    Eine Mordermittlung beginnt immer mit dem Opfer, weil man am Anfang sonst nix hat. Ich düste also in meinen Schrank auf dem Speicher, in dem Martin mir einen Computer installiert hatte, und googelte Susanne Hauschild. Nach einiger Suche bekam ich ein Foto von ihr präsentiert, bei dem in meiner Denkschüssel alle möglichen Glöckchen losklingelten. Ich hatte die Tussi erst vor wenigen Tagen gesehen. Lebend. Mit Gregor.
    Ich beschloss, Gregors Aktivitäten in der Woche vor dem Mord an Susanne Hauschild zu rekonstruieren. Das würde mir nicht allzu schwerfallen, denn seit Martin und Birgit nur noch über Kindernamen, Kinderzimmerdekoration, Kindererziehung, Kinderkrankheiten, Kinderkotze und verwandte Themen redeten, hatte ich immer seltener Lust, mich in ihrer Nähe aufzuhalten. Natürlich brauchte ich Martin weiterhin als Gesprächspartner, aber wenn es nur darum ging, den Tag zu vertrödeln, hatte ich mich in letzter Zeit verstärkt an Gregor gehalten.

ZWEI
    18. Juni, 9 Tage vor Gregors Verhaftung
    An dem Tag, an dem Gregor Susanne Hauschild treffen sollte, kam ich gegen zehn Uhr in Gregors Büro. Es war ein

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