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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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der Zwischenstopps umverpackt und wieder in den deutschen Handel eingeschleust. Bei anderen ist es genau andersherum. Das ist zwar theoretisch alles wahnsinnig klar geregelt, aber so komplex, dass eine effiziente Kontrolle unmöglich ist.«
    Die ganze gesetzlich geregelte Pillenparade klang deutlich unseriöser als eine von einem hierarchischen Kartellkontrollierte Lieferkette von Koks oder Opium, aber das mochte auch nur mir so scheinen.
    »Was machen wir jetzt mit unserem neuen Wissen?«, fragte Martin. Er wirkte orientierungslos. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Meine schöne Idee vom Todesengel, der Heimbewohner reihenweise umbringt, hatte sich schon lange in Wohlgefallen aufgelöst, und nun schien auch die Theorie von Krämpel, dem Dealer legaler Drogen auf Rezept, den Bach runterzugehen. Was blieb dann noch? Ein Arzneimittelhersteller, dessen Pillen gefälscht wurden. Wie unspektakulär war das denn? Und, viel wichtiger: Hatte diese Fälschung überhaupt etwas mit unseren Mordfällen zu tun?
    Ich verließ Martin, der sich bereits vor den Computer geklemmt hatte, um über das Thema Arzneimittelfälschungen zu recherchieren, und schaltete mich ins Präsidium, wo ich Offermann zu finden hoffte. Immerhin war er jetzt mit der Suche nach Yuri und Krämpel beauftragt und hatte vielleicht mehr Glück als Jenny. Nicht, dass ich Jenny grundsätzlich nichts zutraue … aber ich traute ihr nicht sehr viel zu. Okay, nennen Sie mich einen Macho, aber Jenny ist eine Maus. Und eine Maus fängt keinen Tiger.
    Offermann war nicht an seinem Schreibtisch und auch sonst nirgendwo im Präsidium. Schade. Wie sollte ich ihn finden?
    Ich konnte natürlich auch noch mal versuchen, Yuri und Krämpel zu finden. Bisher hatte ich mir mit der Suche nach der Jagdhütte keine große Mühe gegeben, aber da die anderen beiden Adressen Nieten waren, könnte ich es doch noch einmal versuchen. Ich machte mich also auf Richtung Sauerland.
    Das Sauerland ist erschreckend groß und erschreckend bewaldet. Immerhin wusste ich, dass die Jagdhütte imArnsberger Wald liegen musste, also düste ich die A46 entlang Richtung Arnsberg. Konnte ja so falsch nicht sein. Ich war nie bei den Pfadfindern gewesen, lehnte zu Lebzeiten jeden Weg ab, der nicht asphaltiert und mit mindestens fünfzig Sachen befahrbar war, und konnte mich nie anhand irgendwelcher Naturphänomene wie Sonnenstand, Moosbewuchs an Bäumen oder anderem esoterischem Hexenkram orientieren.
    Genau deshalb kam ich auch zu spät. Dabei brauchte ich die letzten paar Kilometer gar nicht mehr selbst zu suchen. Wenn im tiefsten Sauerland eine Horde vom Sondereinsatzkommando mit Vollgas über Feldwege brettert, könnte mal wieder der internationale Terrorismus zwischen den Tannen zugeschlagen haben. Es könnte aber auch das gewaltsame Ende einer Geiselnahme bevorstehen. Wobei die Gewalt … aber der Reihe nach.
    Die Action war vorbei, als ich eintraf. Offermann stand mit rauchendem Colt in der Hütte, direkt bei der Tür. Das mit dem rauchenden Colt ist natürlich nur bildlich gemeint. Tatsächlich hielt er seine Dienstwaffe in der Hand. Die Dinger rauchen nicht. In der Mitte der Hütte, auf Offermanns Seite des umgestürzten Tisches, lag Yuri auf dem Boden. Seine Augenlider flatterten. Am anderen Ende der Hütte flatterte nur eins, nämlich Krämpels Seelchen geradewegs an mir vorbei.
    »Das Schwein«, jammerte das Seelchen. »Dieses elende, miese Schwein.«
    »Hey, reg dich ab«, antwortete ich.
    Das Seelchen stutzte.
    »Auf dieser Ebene ist das Leben auch nicht schlecht. Bleib hier, dann zeig ich dir …«
    Aber nein, Krämpels Seelchen zischte jammernd von dannen.
    Krämpels Körper blieb zurück. Ein Einschussloch zierte seine Brust, eins seine rechte Schulter.
    Ich wandte mich zu Yuri um. Bei ihm lag das Einschussloch in der linken Brust. Aus meiner reichhaltigen Erfahrung in Sachen Obduktion, die meine eigene einschließt, und Notfallmedizin, in deren Genuss ich selbst nie gekommen war, wusste ich, dass er ebenfalls tot sein musste. War er aber nicht. Seine Augenlider flatterten immer noch. Das sah auch Offermann. Er wollte sich gerade über den umgeworfenen Stuhl zu Yuri durcharbeiten, als der Befehl kam, stehen zu bleiben. Offermann stoppte mitten in der Bewegung. Dann wuselten die schwarzen Klonkrieger in die Hütte.
    »Scheiße, Mann, was soll das?«, meckerte der Obermufti in Schwarz, nachdem Offermann seine Waffe abgegeben und sich ausgewiesen hatte. »Hast du Rambo gespielt?«
    »Ich

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