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Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition)

Titel: Knast oder Kühlfach: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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schimmelte und irgendjemand sich von morgens bis abends scheckig lachte, weil er ihn so schön gelinkt hatte. Ein beschissenes Gefühl, das kann ich Ihnen sagen.
    11. Juli, Tag 14 nach Gregors Festnahme
    Martin arbeitete auch am Sonntag, nachdem die Nacht in der Altstadt in einer Massenschlägerei mit zwei Toten geendet hatte, und mich schloss er konsequent aus seinen Gedanken aus.
    Ich war frustriert und beschloss daher, wenigstens eine Sache voranzutreiben, für die ich Martin nicht brauchte: Die Sache mit der Platine. Ich checkte Birgits Handy, stellte erleichtert fest, dass es eingeschaltet war, düste in meinen Schrank und schrieb Birgit eine SMS: Die Kaffee-Fee im Altenheim ist eine Ausreißerin. Haust im Keller. Kannst du ihr helfen?
    Birgit simste zurück: Wer bist du?
    Hol Gregor aus dem Knast, dann erfährst du es.
    Birgit legte ihr Handy aus der Hand und wandte sich wieder ihren Zehen zu. Ich hatte sie beim Lackieren der Fußnägel unterbrochen. Sowieso Schwerstarbeit für eine Hochschwangere, wenn der Babyballon einem die Sicht versperrt, außerdem war sie jetzt auch nicht mehr richtigbei der Sache. Zweimal rutschte ihr das Pinselchen ab und sie lackierte einen ganzen Zeh statt nur den Nagel. Hektisch rubbelte sie daran herum und bekam die Farbe fast vollständig wieder ab, aber dafür musste sie auch den Nagel noch mal lackieren. Unkonzentriert schielte sie dabei immer wieder zu ihrem Handy, das in Reichweite neben ihr lag. Endlich griff sie danach.
    Wer ist sie?
    Lila.
    »Lila wer? Mann, ist das hier heiteres Namenraten oder was?«, rief sie genervt aus, aber dann tippte sie: OK .
    Bitte, geht doch!
    Etwas später hockten die beiden zusammen an einem Tisch im Park und tranken Milchkaffee. Birgit hatte außerdem einen Teller mit drei Stücken Kuchen vor sich stehen, die sie langsam und systematisch in sich hineinschaufelte.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte die Platine gefühlt zum siebzigsten Mal.
    Birgit mampfte einfach weiter.
    »Sind Sie vom Sozialamt?«
    Birgit schüttelte den Kopf.
    »Von der Polizei?«
    »Nö.« Das war das einzige Wort, eigentlich mehr ein Geräusch, das um die Schokotorte herumpasste.
    »Mein Vater hat Sie geschickt.«
    Birgit schluckte mehrmals. »Ich habe keine Ahnung, wer du bist, aber deine Reaktion zeigt mir, dass meine Ausreißertheorie stimmt. Du versteckst dich hier im Heim. Clever von dir. Aber kein Dauerzustand. Ich möchte dir helfen.«
    »Warum?«
    Birgit zeigte lächelnd auf ihren Bauch. »Ich mag Kinder.«
    Zum ersten Mal, seit ich sie kannte, ließ die Platine denwinzigen Hauch eines Lächelns sehen. Ziemlich süß, ehrlich gesagt.
    »Sie schicken mich aber nicht zurück, oder?«
    Birgit schüttelte den Kopf und hob die Hand. »Großes Indianerehrenwort.«
    »Ich heiße Lila Weiz. Mein Vater ist der Typ, der das Schülerprogramm ins Leben gerufen hat.«
    Birgit stoppte die Kuchengabel auf halbem Weg zum Mund. »Lila Weiz? Aber … ich habe doch in den Nachrichten gehört, dass du …« Birgit wurde rot.
    Lila nickte. »Dass ich tot bin. Hat mich auch gewundert.«
    Birgit starrte das Kuchenstück auf ihrer Gabel an, als könne sie sich nicht erklären, wie es dorthin gekommen sei, steckte es sich dann aber entschlossen in den Mund und kaute gemächlich. Birgit ist eine der wenigen Frauen, die wissen, dass sie mehr erfahren, wenn sie selbst die Klappe halten.
    »Ich habe mein Portemonnaie und mein Handy einem Mädchen geschenkt, das mir ähnlich sieht. Sie hängt immer mit ziemlich kaputten Typen auf so einem total abgeranzten Spielplatz in der Nähe meiner Schule herum.«
    Die Tussi sollte ihr ähnlich sehen? Wenn ich mich richtig erinnerte, war die Tote ein Gruftie gewesen. Alles schwarz gefärbt, also Haare, Augen, Lippen, Fingernägel. Dazu haufenweise Blechpickel im Gesicht. Ich betrachtete die Platine genauer und fand tatsächlich winzige Löcher in den Augenbrauen und in der Nase. Okay. Dazu schwarz gefärbte längere Haare, dann konnte das schon passen. Außerdem hatten beide Küken eine auffallend schmale Nase und ein spitzes Kinn.
    »Wenn mein Vater mich gesucht hätte, wäre er bei ihr gelandet. Geldabhebungen vom Konto, Handylokalisierung und so.«
    Sie war höchstens dreizehn, aber verdammt clever. Haare abgeschnitten und von Schwarz auf Platinblond gefärbt, das Gesicht vom Schrott befreit, falsche elektronische Spuren gelegt, die würde mal eine glänzende Karriere machen. Die Frage war, ob diesseits oder jenseits des Gesetzes.
    »Aber er hat mich

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