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Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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war’s in Berlin?«
    »Langweilig«, sagt Rocco und schiebt seine Mütze ein Stück nach hinten.
    Er sieht ein bisschen fertig aus um die Augen. Das haben alle, die eine Weile in Berlin waren. Die Hauptstadt scheint müde zu machen.
    Die beiden umarmen sich.
    Ich würde Rocco auch gerne in den Arm nehmen, hab aber keine Lust, weiter so blöd hinter Klatsche herzudackeln, und so bleibe ich noch blöder im Türrahmen stehen.
    »Chastity, alte Staatskanone, lass dich küssen!«
    »Hey, Rocco«, sage ich, reiße mich am Riemen und gehe doch zu ihm.
    »Wie geht’s dir?«, frage ich.
    »Schlecht«, sagt er, und er legt ein herzzerreißendes Gesicht auf, »ich leide. Da bin ich ein ganzes Jahr weg, in der kalten großen Stadt, und ich schaue keine einzige Frau an, weil ich nur an deine wunderschöne Freundin Carla denken kann, und dann komme ich zurück und schmeiße mich vor ihr in den Hamburger Staub, und sie ist kaltherzig und gemein wie eh und je.«
    Carla steht mit spitzen Augenbrauen hinterm Tresen und sortiert Kaffeetassen in die Spülmaschine. Ich zünde mir eine Zigarette an und versuche zu lächeln. Mann, Rocco Malutki, was willst du von mir? Bin ich jetzt auch noch für die Gefühle anderer zuständig? Ich weiß doch nicht mal, in welchem Fach ich meine eigenen ablegen soll.
    »Ich muss telefonieren«, sage ich, gehe vor die Tür und rufe den Calabretta an.
    »Chastity«, sagt er, »schön, dass Sie anrufen.«
    »Wie läuft’s denn so?«, frage ich.
    »Wir stochern so was von im Scheißnebel rum«, sagt er, »das glauben Sie nicht.«
    Was für ein blöder Tag. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn. Jetzt ist das auch noch so verdammt schwül. Wird Zeit, dass es mal wieder regnet.

Sie stand mit ein paar Freundinnen am Autoscooter und kuckte. Machten alle so. Da waren zwei Jungs, die fuhren besonders wild. Rummsten sich ordentlich an und so. Der eine lächelte immer, wenn er an ihr vorbeibretterte. Irgendwann lächelte sie zurück. Sie fand ihn süß. Er stieg aus und kaufte ihr Zuckerwatte. Er spazierte mit ihr über den Rummelplatz. Er spendierte eine Runde im Riesenrad. Er war schon neunzehn. Als das Riesenrad für eine Weile anhielt, ganz oben, fing er an, sie zu küssen. Fasste ihr unter den Pulli. Das war nicht schlimm, aber es ging ihr ein bisschen fix. Dann war plötzlich seine Hand in ihrer Hose. Sie wollte das nicht, schob die Hand weg. Er ließ sich nicht wegschieben. Die Hand blieb, wo sie war. Er sagt: Stell dich nicht so an. Ich will doch nur schnell mal ficken.
    Vaterfiguren
    Ü ber Nacht ist eine Wolkenfront aufgezogen. Die Elbe sieht kalt und schmutzig aus. Finster, schlecht gelaunt und aufgewühlt.
    »Der war noch jung«, sagt der Calabretta.
    »Maximal Mitte zwanzig«, sagt der Brückner.
    Wir stehen zu dritt um die Leiche rum und warten wieder mal auf die Spurensicherung. Die beiden Kollegen von der Streife haben die kleine Werft mit rot-weißen Plastikbändern abgesperrt.
    Der Werftarbeiter, der die Leiche gefunden hat, ist zusammengeklappt. Er wird zu Hause von einem unserer Psychologen betreut. Endlich ein normaler Zeuge.
    Das Gesicht des Toten wirkt irgendwie elegant, fast sogar arrogant. Dazu passen die gepflegten, feinen Hände. Die hellblonden Haare sind vorne etwas länger als hinten, das war wohl eine Frisur, bei der man die Haare mit einem Produkt aus der Stirn streichen muss. Er trägt ein hellblaues Ralph-Lauren-Hemd und eine von diesen Jeans, die nicht unter zweihundertfünfzig Flocken zu haben sind. Der Junge sieht aus, als hätte er keine Geldsorgen gehabt.
    Und er ist in einem Stück zu uns gekommen.
    Ich schaue zum Himmel. Die Wolken rutschen immer tiefer. Der Wind bläst ordentlich. Der Hamburger Sommer ist zurück. Ich hätte meinen Trenchcoat mitnehmen sollen.
    *
    »So«, sagt der Hollerieth, klappt seine Akte auf und streicht das Papier glatt. Er hat den Platz an der Stirnseite besetzt, und seinem Gesichtsausdruck nach hat er vor, gleich ordentlich den Dicken zu machen. Sein Rücken ist ganz offensichtlich wieder in Ordnung. Zumindest sitzt er völlig entspannt auf seinem Stuhl. Und den verkrampften Zug um den Mund hat er ja immer.
    Ich sitze zwischen dem Calabretta und dem Brückner, der Schulle ist nicht da, der geht mit den Fotos unserer neuesten Wasserleiche sämtliche Kripodateien durch. Bei den Vermissten kann unser Mann noch nicht abgelegt worden sein, dafür war er insgesamt zu gut in Schuss, und er sah noch zu frisch aus.
    Herr Borger lutscht ein Eis am

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