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Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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knochig.
    »Bist du okay?«, frage ich.
    »Geht schon«, sagt sie.
    Die Tische auf dem Gehsteig sind fast alle besetzt. Drinnen sitzt keiner.
    »Krieg ich ’n Kaffee?«
    »Klar«, sagt sie. Wir gehen rein.
    Sie schlüpft hinter den Tresen und hantiert an der Kaffeemaschine.
    »Sag mal, Carla, du warst aber noch nicht wieder im Keller, oder?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Nee«, sagt sie, »da will ich auch nie wieder rein. Am liebsten würde ich das Loch zumauern.«
    »Soll ich dir deine Vorräte da rausholen?«, frage ich.
    »Hat Klatsche mir schon angeboten«, sagt sie, »der wollte heute Abend vorbeischauen und das regeln.«
    »Ach«, sage ich.
    »Hat er dir das nicht erzählt? Ich dachte, ihr kommt dann zusammen.«
    »Nee«, sage ich, »hat er mir nicht erzählt.«
    Kuck an. Mein Freund und armer Frauen Helfer.
    »Ich hab vorhin bei der Tante angerufen, die meine Aussage aufgenommen hat«, sagt Carla. »Ich glaub, die haben sich da noch gar nicht drum gekümmert. Sie sagte nur, sie hätten ja ein paar Spuren aus meinem Keller, und die hätten sie durch den Computer gejagt, durch die Datei mit den Sexverbrechern, aber da hätte es leider keine Übereinstimmung gegeben. Das ist doch Scheiße.«
    Sie stellt mir einen Espresso hin, Zucker und ein Kännchen mit heißer Milch.
    »Wir waren doch erst am Freitag da«, sage ich, »und heute ist Montag. Die haben ’ne Fahndung rausgegeben und deinen Keller gefilzt, und jetzt ermitteln sie. Das dauert ein bisschen. Und übers Wochenende ist da wahrscheinlich nicht viel gelaufen.«
    »Wieso nicht?!«
    Sie ist sofort auf hundertachtzig.
    »Weil die wie alle unterbesetzt sind und gerade im Sommer auch mal Ferien machen«, sage ich. Auf die Kripo lasse ich nichts kommen.
    »Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
    Ihre Augen blitzen.
    »Immer auf deiner«, sage ich. »Das weißt du.«
    »Würdest du auf meiner Seite stehen, dann würdest du da jetzt anrufen und Druck machen.«
    »Ich kann da keinen Druck machen«, sage ich. »Ich hab denen nichts zu sagen. Das fällt nicht in meine Zuständigkeit.«
    »Zuständigkeit?«, fragt sie. »So was interessiert dich doch sonst auch nicht.«
    »Ich pfusche niemandem in seine Arbeit«, sage ich.
    Carla dreht sich um und haut auf die Kaffeemaschine. In ihrem Nacken türmt sich eine Welle aus Wut.
    »Carla …«, sage ich.
    »Schon gut«, sagt sie leise, »ist schon in Ordnung.«
    Sie dreht sich um und sieht mich an, und ich sehe, dass gar nichts in Ordnung ist.
    *
    Als ich mich auf den Weg nach Hause mache, hängt die Sonne als roter Ball über Sankt Pauli, sie ist ganz knapp davor, hinter die Häuser zu fallen. Es ist kurz vor neun. Ich war noch in der Staatsanwaltschaft und hab mich auf morgen vorbereitet. Ich bin die Zeugenaussagen wieder und wieder durchgegangen, Satz für Satz. Wenn die Mädchen das, was sie bei ihrer Vernehmung gesagt haben, nur annähernd so wiederholen, sieht es wirklich übel aus für die Herren Zuhälter.
    Es ist ein lauer Abend, und auf den Straßen brüllt das Leben. Sankt Pauli wirkt wie ein großer Haufen von Freunden, überall Geplapper, Gelächter, Musik.
    Ich hätte Lust, ein Bier zu trinken. Ich klingele bei Klatsche. Er ist nicht da. Ich hole mein Telefon raus und rufe ihn an. Es dauert ein bisschen, bis er rangeht.
    »Hey, Riley«, sagt er.
    »Trinkst du noch ein Bier mit mir?«, frage ich.
    »Die Frage ist«, sagt er, »ob du noch ein Bier mit mir trinkst, Baby.«
    Im Hintergrund läuft Stimmengewirr und Musik. Es hört sich an, als wäre er in einem dieser verdammten Beach-Clubs.
    »Wo bist du?«, frage ich.
    »Am Strand«, sagt er. »Carla ist auch da. Kommst du?«
    In den letzten Tagen habe ich immer öfter das Gefühl, ein Idiot zu sein. Und immer öfter haben Carla und Klatsche etwas damit zu tun.
    »Ich muss morgen früh raus«, sage ich, und: »Grüß schön«, und dann lege ich auf.
    Ich wusste, dass es irgendwann schiefgeht.

Sie war eine gute Schwimmerin. Sie ging dreimal die Woche schwimmen. Sie war schnell, sie hatte Ausdauer, sie konnte tauchen. Es machte ihr so viel Spaß. Und dann war da noch dieser Junge. Der hatte rote Haare und Sommersprossen. Wenn er im Schwimmbad war, machte es noch mehr Spaß.
    Das Duschen machte auch mehr Spaß als früher. Es war schön, sich die Haare zu waschen, sie zu kämmen und zu föhnen. Sich die Haut einzucremen und dann in frische, duftende Unterwäsche zu schlüpfen. Manchmal, wenn sie allein in der Umkleidekabine war, tuschte sie sich sogar

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