Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)
wem genau er da sein Deluxe-Werkzeug zur Verfügung stellt.
»Und du?«, fragt er. »Was hast du heute so gemacht?«
»Gericht«, sage ich.
»Was willst du denn da immer«, sagt er, »da isses doch langweilig.«
Er fasst mir mit der rechten Hand um die Taille und zieht mich an sich. Das ist das Fabelhafte an Klatsche. Er hat sofort verstanden, dass ich mich wieder mit ihm vertragen will, ohne dass ich einen Ton sagen muss.
»Ich hab uns was zu Trinken mitgebracht«, sage ich, und halte die Bierflaschen hoch.
»Hauptsache, du hast dich mitgebracht«, sagt er und versucht, mit seinen Lippen auf meinem Hals zu landen. Ist ja alles schön und gut, aber das geht mir jetzt doch ein bisschen zu fix. Bis heute Mittag dachte ich noch, wir haben nichts mehr miteinander zu tun. So schnell kann ich nicht umschalten.
»Kann ich fernsehen?«, frage ich.
»Klar«, sagt er und lässt mich los. »Was willst du denn sehen?«
»Eine Kochsendung«, sage ich.
»Versteh einer die Weiber.«
Sie ging die Straße entlang, sie kam gerade vom Einkaufen. Sie hatte ein helles Kleid an und einen Korb unterm Arm. Es war Sommer, ein schöner Nachmittag. Da kamen ihr zwei junge Männer entgegen, in Hemd und Anzug, sehr gepflegt sahen die aus. Sie rechnete nicht damit, dass sie ihr den Weg versperren würden. Sie war irritiert, aber sie tat so, als wäre nichts, und ging einfach links vorbei, sie wollte sich von zwei Idioten nicht den Tag verderben lassen, und in dem Moment sagte der eine von beiden: Was für hässliche Titten.
Ich singe von Waffen und Männern
S ie laufen mir in der Silbersackstraße über den Weg, und sie machen komische Gesichter. Sie sehen aus wie zwei Teenager, die was ausgefressen haben, und plötzlich steht Mama im Zimmer.
»Na, ihr«, sage ich.
»Na, du«, sagt Carla. Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange, dann steht sie verstockt da und beißt sich auf die Unterlippe.
»Wo willst du denn drauflos?«, fragt Rocco. Der Tschabo sieht wieder unverschämt gut aus in seinem alten schwarzen Hemd und der zerschlissenen Anzughose.
»Elbe«, sage ich, »nachdenken. Und ihr?«
»Och«, sagt Carla, »wir …«
»Wir hängen nur so rum«, sagt Rocco, ein bisschen zu schnell.
Ich trau den beiden nicht.
»Ihr hängt rum?«
»Ja«, sagt Carla, »spazieren und so.«
»Aha«, sage ich. Ich glaube ihnen kein Wort.
Und dann sind sie auch schon aufgeflogen. Die Tür vom Silbersack geht auf, und Dieter Korn kommt raus, leicht verschwitzt, zu enge Klamotten, Glatze glänzt, blau getönte Brille auch. Er ist nicht so doof, Carla und Rocco auf offener Straße anzusprechen, aber er schaut eine Sekunde zu lang zu ihnen rüber, und sofort ist klar, dass die drei sich kennen. Und dass Bonny und Clyde hier wahrscheinlich gerade bei ihm waren.
»Was habt ihr denn mit Karate-Diddi zu schaffen?«, frage ich.
»Nichts!«, sagt Rocco. Er tut entrüstet.
»Gar nichts!«, sagt Carla.
»Rocco«, sage ich und schiebe mir meine Sonnenbrille in die Haare, »du kannst Geschäfte machen, mit wem du willst, aber zieh meine Freundin da nicht mit rein, okay? Wenn’s um Carla geht, kenne ich kein Pardon. Du stehst quasi schon mit einem Fuß im Knast, Herzchen.«
»Chas«, sagt Carla, »reg dich wieder ab. Rocco hat mir nur geholfen.«
»Bei was?«, frage ich. »Machst du jetzt neuerdings Geschäfte mit den windigen Herren vom Kiez?«
»Ich hab mir ’ne Knarre besorgt«, sagt sie, und sie sieht finster aus, als sie das sagt.
»Spinnst du?«, frage ich.
»Keine Munition«, sagt sie. »Ich will da ja nicht mit rumballern.«
»Wozu brauchst du sie dann?«, frage ich.
»Um mich zu verteidigen«, sagt sie. »Falls mir noch mal einer auf die Pelle rücken will, kriegt er meine Wumme unter die Nase gehalten.«
»Das ist viel zu gefährlich«, sage ich. »Was, wenn der dann auch ’ne Knarre hat, und die ist aber zufällig geladen? Man hält nicht einfach jemandem eine Waffe unter die Nase, Carla.«
»Man zerrt auch nicht einfach eine Frau in einen Keller und vergewaltigt sie nach Strich und Faden«, sagt sie.
Richtig. Das macht man auch nicht.
»Haben sich die Kollegen, die deinen Fall aufgenommen haben, noch mal bei dir gemeldet?«, frage ich.
»Nein«, sagt sie. »Niemand hat sich bei mir gemeldet. Und ich habe das Gefühl, da wird sich auch niemand mehr melden. Die haben mich doch längst vergessen.«
»Das ist Quatsch, Carla«, sage ich. »Die haben nur viel zu tun.«
»Mal ehrlich, Chastity«, sagt Rocco, »wir wissen doch alle,
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