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Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Knastpralinen: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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haben, und professionell geputzte Lederschuhe. Aus den Lautsprechern knallt ausschließlich Musik von Leuten, die schon tot sind, einzige Ausnahme: Jon Spencer und seine Kollegen. Das 20fligthrock ist ein guter Laden. Wir setzen uns an die Theke und trinken jeder drei Bier, dann laufen wir wieder ein Stück, wir laufen runter zum Hafen und verabschieden einen Frachter, wir laufen zurück zum Kiez, biegen aber diesmal vor dem Hans-Albers-Platz links ab und landen in der Rakete. Es ist nach Mitternacht, in der Rakete fangen sie langsam an zu tanzen. Ich tanze ja eigentlich nicht. Aber Klatsche hat einen Tanz entwickelt, der geht. Er legt einfach nur seinen rechten Arm um meine Taille, und dann bewegen wir uns in halber Taktzahl, bei sehr schneller Musik nehmen wir ein Viertel. So sieht man nie albern und aufgewühlt aus, und man kann dabei sogar trinken und rauchen. In der Rakete legt der Chef noch persönlich auf, immer samstags. Der Chef hat die schönste dunkelbraune Brillantinefrisur der Stadt, und seine Musik kommt meistens aus Detroit. Also tanzen wir. Wir tanzen zwei, drei Stunden, ich weiß es nicht so genau, aber als wir aus der Rakete taumeln, ist es noch dunkel, hell wird es in diesen Tagen so gegen vier. Weil Klatsche Hunger hat, machen wir auf dem Heimweg halt bei Celiks Grillstation. Wir reden immer noch nicht. Klatsche bestellt ein Bier und Lammbuletten, ich bestelle ein Bier und einen Raki. Die Biere nehmen wir uns aus dem großen Kühlschrank, das Lamm und der Raki werden gebracht.
    »Und?«, frage ich. Hoppla. Da ist mir doch glatt was rausgerutscht.
    Er grinst mich an und nimmt meine Hand.
    »Was und?«
    »Liegt hier irgendwo eine Richtung rum?«, frage ich.
    »Siehst du eine?«, fragt er.
    Er lässt sich nicht aus der Reserve locken. Er will, dass ich den Anfang mache. Ich will mit ihm zusammen sein. Ich will nicht, dass es aufhört.
    Ich kann so was nicht sagen.
    »Ich laufe gerne mit dir durch die Stadt«, sage ich. Ich muss dabei auf meinen Lippen rumkauen.
    »Wie bitte?«, fragt er. »Ich hab dich ganz schlecht verstanden.«
    Pah. Ich hole tief Luft.
    »Ich bin gerne mit dir zusammen«, sage ich, und weil ich es laut und deutlich sagen will, sage ich es etwas zu laut, und die Leute an den anderen Tischen drehen sich zu uns um. Klatsche sagt nichts, er grinst nur und lehnt sich entspannt gegen die Wand. Ich versuche, seinem Blick standzuhalten, nehme das Schnapsglas und stürze meinen Raki runter. Er sagt immer noch nichts, und jetzt findet der ganze Laden das sehr interessant, was hier gerade zwischen uns läuft. Bitte, denke ich. Bitte lass irgendwas passieren. Ich fange einfach schnell an zu zählen, damit ich nicht ausraste und auf die Straße renne. Bei sieben kippt der Dönerspieß aus seiner Halterung. Der Mann, der fürs Fleischabsäbeln zuständig ist, kann sich gerade noch mit einem Satz ins Salatbüfett retten. Er schickt einen türkischen Fluch zum Himmel, dann fangen alle Mann hinter der Theke an zu fluchen, es ist ein Riesentohuwabohu. Klatsche grinst mich immer noch an.
    »Na, Riley«, sagt er, »haste ’n Schreck gekriegt?«
    »Nein«, sage ich, »du?«
    Er schüttelt den Kopf und sagt:
    »Ich hab ja dich.«
    Er schiebt sich ein Stück von seiner Bulette in den Mund, kaut, schüttet einen Schluck Bier hinterher, dann schiebt er sein Essen und mein Bier zur Seite, er beugt sich weit über den Tisch, fasst mir mit beiden Händen in den Nacken, zieht mich an sich und gibt mir einen dicken, fetten Lammhackbierkuss.
    »Henri Klassman«, sage ich, »du bist ekelhaft.«
    »Nenn mich nicht Henri Klassman«, sagt er.
    »So heißt du«, sage ich.
    »Aber du weißt«, sagt er, »dass das hier keinen was angeht.«
    Er küsst mich noch mal, wir trinken unser Bier aus und gehen nach Hause. Die Männer vom Grill haben den Dönerspieß inzwischen repariert.
    Der Laden läuft wieder.

Sie stand auf einer Rolltreppe, die Rolltreppe fuhr nach oben. Sie träumte vor sich hin, dachte an gar nichts. Die Hand, die ihr von hinten unter den Rock fasste, packte fest zu. Es tat richtig weh. Sie schrie den Typen an, als er sich schnell an ihr vorbeidrängte, sie beschimpfte ihn, sie war so wütend. Er rannte die Rolltreppe hoch, oben angekommen drehte er sich zu ihr um und sagte: Was willst du denn, du Fotze. Komm schon her, du Fotze. Ich stech dich ab, du Fotze.
    Sie bekam Angst vor ihm und versuchte irgendwie, die Rolltreppe nach unten zu laufen, sie wollte nicht an dem Mann vorbei.
    Keiner der anderen

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