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Knautschgesicht und Fiedelfranz

Knautschgesicht und Fiedelfranz

Titel: Knautschgesicht und Fiedelfranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Pfiff.
    „Ha, gelernt ist gelernt!“ Der kleine Detektiv sprang auf und tat wie einer, der es eilig hatte, den letzten Zug zu erreichen. Noch mal ein Dankeschön, ein letzter Gruß — und er sprang, mit dem verschlafenen Pinsel unter dem Arm, hinunter auf den Schotter.
    Seine Uhr zeigte 10 Uhr an, als er das Eck erreichte, wo sich Tischler- und Gartenstraße kreuzten. „Es geht eine Träne auf Reisen“, geigte Fiedelfranz die bekannte Melodie vor zwei alten Leuten und drei Kindern, anscheinend den Enkeln. Und obwohl Balduin Pfiff noch zu weit entfernt war, stand es für ihn fest, daß bei Knautschgesicht auch bald eine Träne auf Reisen gehen würde.
    Jetzt warf eines der Kinder eine Münze in den hingehaltenen Hut. Der tiefen Verbeugung von Knautschgesicht nach zu schließen mußte es sich um ein Geldstück von größerem Wert handeln.
    Balduin wartete, bis die Spender ihren Weg fortgesetzt hatten.
    Noch zehn Meter von den beiden entfernt, zog er seine Mundharmonika hervor und ließ ebenfalls eine Träne auf Reisen gehen.
    Fiedelfranz setzte seine Violine ab und sah Balduin grimmig entgegen.
    „He, was soll das?“
    „Hallo, hallo, ich begrüße euch mit der Nationalhymne der Bettler. Ihr könnt mich ruhig ein wenig freundlicher ansehen. Na, Knautschi, wie gehen die Geschäfte?“ Nun endlich blitzte es in den beiden Augenpaaren auf.
    „Das ist ja der dicke Schnüffler!“ rief Fiedelfranz.
    „Und ich dachte schon, jetzt kommt einer mit einem dressierten Hund und will uns Konkurrenz machen.“
    „Hehehehe, was nicht ist, kann ja noch werden.“
    Knautschgesicht schüttelte sein Knautschgesicht.
    „Ist längst nicht mehr das, was sie mal war, die Bettelei, Schnüffler!“ Und Fiedelfranz ergänzte leutselig: „Heute zum Beispiel haben wir erst ein Kilo Hasenrücken verdient.“
    „Mit oder ohne Preiselbeeren?“ wollte Balduin Pfiff wissen und konnte es nicht verhindern, daß ihm, ei der Daus, das Wasser im Mund zusammenlief.
    „Natürlich ohne alles!“ Fiedelfranz blieb ebenfalls ernst.

    „Spätzle, Preiselbeeren, Pilze und Sahne gehen extra.“ Knautschgesicht nickte zustimmend:
    „Wir werden uns wohl bald einen neuen Job suchen.“
    „Und ich dachte, ihr hättet schon...“
    „Wir hätten schon??????“ wiederholte Knautschgesicht mit einem halben Dutzend Fragezeichen.
    „Oder nur einen kleinen Nebenberuf?“
    Fiedelfranz sah seinen Bruder an. „Hast du eine Ahnung, worauf er hinauswill?“
    „Nicht die leiseste Ahnung. Na los, Schnüffler, wie heißt das Gedicht?“
    „Wie wär’s zum Beispiel mit Diebstahl?“
    Wieder sahen sich die Brüder verständnislos an.
    Oder spielten sie nur so?
    „Wir sind ehrliche Bettler, dicker Schnüffler.“
    Dann fuchtelte Fiedelfranz mit seinem Geigenbogen entrüstet vor Pfiffs Nase herum.
    „Chrrrrrr... “ knurrte Pinsel. Und noch einmal: „Chrrrrrr…“ Die Spitze des Geigenbogens zeigte auf den Knurrer. „Soll ich vielleicht vor dieser vierbeinigen Pudelmütze Angst haben?"
    Balduin Pfiff tat gewichtig: „Er hat neulich einem Schwergewichtsboxer in die Wade gebissen.“
    „Da muß ich ja lachen! Hahahaha!“ Das war Fiedelfranz. „Das hat der Boxer auch gesagt." Balduin Pfiff nickte.
    „Na und?“
    „Jetzt lacht er nicht mehr!“
    Knautschgesicht erhob sich von seiner Obstkiste und ging zwei Meter zur Seite, dorthin, wo Fiedelfranz seinen Geigenkasten abgestellt hatte. Er klappte ihn auf und entnahm einem darinliegenden Päckchen zwei Scheiben Wurst.
    Pinsel hob schnuppernd die Nase.
    Die Hand mit dem Leckerbissen kam verdächtig nahe. Aber es waren nicht die freundlichen dicken Finger seines Herrn. Sollte er? Sollte er nicht?? Hm, wie das duftete...“
    „Pinsel nimmt von Fremden nur dann was an, wenn ich entweder weggucke oder nichts dagegen habe!“ Knautschgesichts freie Hand zeigte in den Himmel.
    „Nicht zu glauben, was man da oben alles sehen kann...“ Balduin Pfiff sah bereitwillig in den wolkenlosen blauen Himmel, an dem es aber eigentlich so gar nichts zu sehen gab...“
    Hm, die Wurst mußte wirklich gut gewesen sein. So schmatzte Pinsel nur bei ausgezeichneter Qualität. Knautschgesicht wischte sich die Hand an der Hose ab und sah Balduin Pfiff dabei an. „Also raus mit der Sprache, Schnüffler, was hat die Andeutung für Hintergründe?“
    „Mir spukt da so eine Diebstahlsgeschichte im Kopf herum, Knautschi.“
    „Blödsinn. Wir würden nicht einmal einen herumliegenden Hunderter mitgehen lassen, was, Franz?“
    „Niemals

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