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Knautschgesicht und Fiedelfranz

Knautschgesicht und Fiedelfranz

Titel: Knautschgesicht und Fiedelfranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Bei anderen tat sie das nie. Vielleicht mochte sie ihn besonders?
    Eines stand jedenfalls fest, und Balduin Pfiff sagte es laut und richtig anklagend: „Vor lauter ,haben wir' haben wir nun Haselnüsse anstelle Rosinen! Was nun, Pinsel?“
    Pinsel gähnte. Das war die einzige Möglichkeit für einen braven Hund, nichts Falsches zu bellen.
    „Es bleibt uns gar nichts weiter übrig, als noch einmal...“
    Das Telefon!
    Rrrrrrrrrr- Rrrrrrrrrrrr...“
    Er schien, als würde Balduin Pfiff überlegen, was wichtiger sei: den Satz zu vollenden oder ans Telefon zu gehen.
    Rrrrrrrrrr...“
    Plötzlich leuchteten seine Augen auf. Er sprang hoch, klatschte mit der flachen Hand auf den Kühlschrank, beugte sich zu Pinsel hin und sagte freudig: „Na, Pinsel, was habe ich dir gesagt? Weiß du, wer da am anderen Ende den Hörer wärmt?“
    Rrrrrrrrrr...“
    „Und wie eilig sie es hat, hehehehe. Das ist Frau Weiner vom Delikatessengeschäft! Wahrscheinlich hat sich derjenige gemeldet, der aus Versehen meine Rosinen nach Hause geschleppt hat.“
    Links-zwo-drei-vier! Korridor, Wohnzimmer, kurzes Aufrichten, Räuspern.
    Rrrrrrrrrrrr...“
    Pinsel war auf der Waschmaschine liegengeblieben. Von weitem hörte er seinen Herrn rufen: „Ich werd’s ihr geben, Pinsel. Werde sie fragen, warum ,wir‘ uns versehen haben, hehe-hehe...“
    Rrrrrrrrrrrr...“
    Balduin Pfiff nahm den Hörer ab, und aus seinem lächelnden Mund begann es zu sprudeln: „Nun, meine liebe Frau Weiner, jetzt ist uns aber ein gar nicht lustiges Versehen unterlaufen, was? Wie fühlen wir uns denn dabei? Ich werde Ihnen verraten, warum ich es gleich gemerkt habe. Ich wollte Königlich-Sächsische Quarkkeulchen in die Pfanne schmeißen, aber das ging nicht, weil in die Quarkkeulchen Rosinen gehören und keine Haselnüsse. Sind wir jetzt zerknirscht? Hehehehe, oder hat sich inzwischen der vorübergehende Besitzer meiner Rosinen gemeldet?“
    Balduin Pfiff holte tief Luft und lauschte auf eine Antwort.
    Nichts!
    Er preßte den Hörer fest gegen das Ohr. Vielleicht schluchzte sie jetzt. War er zu grob gewesen? Der kleine Detektiv räusperte sich zerknirscht und wollte gerade etwas Versöhnliches sagen, als ein leises Lachen in sein Ohr drang.
    „Sind Sie fertig?“ hörte er eine Stimme fragen, von der er wußte, daß sie nicht Frau Weiner gehörte.
    „Ich verrate nicht alle Geheimnisse am Telefon, meine Dame!“ erwiderte er barsch und überlegte, ob er den Hörer nicht einfach fallen lassen sollte. Doch dann durchzuckte ihn eine Idee. Ungleich freundlicher erkundigte er sich: „Sind Sie vielleicht die Packung Haselnüsse?“
    „Hören Sie, verehrter Gesprächspartner, bevor wir diese aufregende Unterhaltung fortsetzen, erlauben Sie mir bitte eine Frage: Ich wollte mit Herrn Balduin Pfiff sprechen. Nun sagen Sie mir bitte, ob ich mich verwählt habe.“

    „Nein, die Nummer stimmt! Warum haben Sie nicht gleich gesagt, daß Sie was von mir wollen?“
    „Sie ließen mich leider nicht zu Wort kommen.“
    „Ei der Daus, Sie haben recht!“ gab Balduin Pfiff zu, und weil er wußte, was sich gehört, sagte er: „Ich bitte Sie um Entschuldigung. Hm, ich dummes Kerlchen war einfach zu sehr auf die Rosinen fixiert. Was kann ich für Sie tun?“
    „Mein Name ist Luise Bernbach. Ich bin sozusagen auf dem Weg zu Ihnen und stecke hier in Ihrer Nähe in einer Telefonzelle. Es geht um einen Auftrag.“
    Der kleine Detektiv lächelte breit ins Telefon.
    „Dann lassen Sie sich durch nichts aufhalten, gnä’ Frau, he-hehehe. Ich binde inzwischen meine weiße Schürze ab und setze Kaffeewasser auf. Oder ist Ihnen ein Gläschen eisgekühlte Buttermilch vielleicht lieber?“
    „Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber weder dies noch jenes. Ich habe heute meinen Diättag, Herr Pfiff. Also, bis gleich!“
    Es klickte.
    Balduin Pfiff ließ enttäuscht die Mundwinkel hängen. Diättag, wenn er das schon hörte. Bei diesem Wort bekamen sogar seine geliebten Quarkkeulchen einen säuerlichen Vorgeschmack. Jetzt glaubte er auch schon zu wissen, wie seine Besucherin aussehen würde. Dünn würde sie sein. Mager und dünn wie eine Bohnenstange... oder ein Zahnstocher... Sollte sie doch Wasser trinken. Er jedenfalls würde sich, genußvoll schlürfend, einen Liter Buttermilch einverleiben.
    „Pinsel, wir kriegen Besuch!“ rief er auf dem Weg in die Küche.
    „Wau!!“ klang es von dort zurück, und ein dumpfes Geräusch verriet, daß Pinsel auf den Boden gesprungen war.
    Balduin Pfiff

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