Knautschgesicht und Fiedelfranz
könnte sonst jemand ein Pferd verwetten, wenn ich um Mitternacht nicht in meinem Bett liege. Aber eines verspreche ich: Pinsel und ich werden uns morgen ein gegeigtes Ständchen an der Ecke Tischler-/Gartenstraße abholen!“
Knautschgesicht und Fiedelfranz stimmten diesem Vorhaben laut zu, und sie versprachen auch noch, ein Päckchen von der guten Wurst in den Geigenkasten zu legen...“
Punkt Mitternacht lag der kleine Detektiv im Bett. Eine Viertelstunde später allerdings stand er noch einmal auf. Ihm war eingefallen, daß er einen halben Liter Buttermilch im Kühlschrank stehen hatte. Ei der Daus, so was konnte man doch nicht alt werden lassen...“
Das Knallophon
„Ein Mops kam in die Küche und stahl dem Koch ein Ei, da nahm der Koch den Löffel und schlug den Mops zu Brei. Da kamen viele Möpse...“
So sang Balduin Pfiff, der kleine dicke Meisterdetektiv gut-gelaunt eines jener Küchenlieder, die schon sein Vater gesungen hatte.
Und natürlich hantierte er dabei auch in der Küche herum, denn Balduin Pfiff plante Großes. Auf seinem Speisezettel für heute stand: Königlich-Sächsische Quarkkeulchen.
Die konnte er backen wie kein zweiter.
Er band sich die weiße, frischgewaschene und — gestärkte Schürze um, setzte den Korb mit dem Einkaufsgut auf den Kühlschrank und Pinsel auf die Waschmaschine. Und während er die eben besorgten Zutaten aus dem Korb nahm und auf dem Tisch in Reih und Glied aufbaute, fuhr er fort, sein gar grausliges Küchenlied zu singen:
„...da kamen viele Möpse, die gruben ihm ein Grab...“
...die Buttermilch zweimal, die Mirabellen, die Kirschen, ein Pfund Mehl, Butter...“
„...darauf war ein Gedenkstein, auf dem zu lesen war: Ein Mops kam in die Küche und stahl...“
...drei Zitronen, Backpulver, Zucker...“
„...die Küche, und stahl dem Mops... was ist denn das?“ Balduin Pfiff blieben Eier, Mops und Koch buchstäblich im Halse stecken. Überrascht tastete er die kleine braune Tüte ab. Fühlte sich an wie Kugeln. Hatte er doch gar nicht eingekauft.
Mit spitzen Fingern zupfte er die Tütenöffnung auseinander.
„Ei der Daus und Heiliges Kanonenröhrchen, geschälte Haselnüsse ..rief der kleine Detektiv verdutzt, und er hielt Pinsel die geöffnete Tüte hin.
„Was sagst du dazu, Haselnüsse...“ Pinsel zwinkerte gelangweilt mit dem linken Auge.
Er saß ungern auf der Waschmaschine — einfach deswegen, weil sein Herr, mit der Brutzelei und Kocherei erst einmal in Fahrt gekommen, kein Ende fand.
Jawohl! Er will ja nicht petzen, aber einmal hat er schon geschlagene drei Stunden auf der ungemütlichen Waschmaschine zubringen müssen.
Warum er nicht runtersprang? Wau-wau!! Das war ja das Gemeine: Den Leckerbissen als Dankeschön fürs Gesellschaftleisten gab’s immer erst am Ende der Prozedur.
„Hehehe“, kicherte Balduin Pfiff fröhlich, „du kannst ruhig auch mal das zweite Auge aufmachen, du Faulpelz!“
Und wieder fuhr sein Arm in den Korb.
„....das wäre der Leberkäse für den Pinsel, es ist der von der halbscharfen Sorte, die du so magst! Zweieinhalb Pfund Quark...“
Hoppla!!
Der Korb war ja leer! Gleichermaßen nachdenklich wie unruhig betrachtete Balduin Pfiff die Leere des Korbes. Irgendwas stimmte hier nicht. Aufmerksam hakte er mit den Augen noch einmal alles ab, was da so akkurat in einer Reihe auf dem Tisch stand: Buttermilch, Mirabellen, Kirschen, Mehl, Butter, Zitronen, Backpulver, Zucker, Leberkäse, Quark und die Haselnüsse...“
„Die Rosinen!!!“ rief Balduin erschrocken und schlug sich dabei auf die Knie, daß es knallte. „Heiliges Kanonenröhrchen, wo sind die Rosinen??“
Natürlich, es konnte gar nicht anders sein: Bei Delikatessen-Weiner hatte man ihm anstelle der Rosinen diese blöden Haselnüsse in den Korb getan. Enttäuscht ließ sich Balduin Pfiff auf einen Küchenstuhl fallen. Oh, er sah sie direkt vor sich, die gute Frau Weiner, wie sie höchstpersönlich die Sachen in den Korb packte. Und er hörte ihre schnarrende, rostige Stimme, die da krähte: „Haben wir auch alles, Herr Pfiff? Haben wir auch nichts vergessen, Herr Pfiff? Mit den Mirabellen haben wir aber wirklich einen guten Griff getan, da wird unser Herz aber lachen!“ Krümelkäse so was, warum sollte ausgerechnet sein Herz über die Mirabellen lachen? Wenn sie wenigstens Magen gesagt hätte. Er hatte zu allem genickt und insgeheim mit den Zähnen geknirscht. Warum nur sagte diese Frau Weiner immer „wir“, wenn sie mit ihm sprach?
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