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Knautschgesicht und Fiedelfranz

Knautschgesicht und Fiedelfranz

Titel: Knautschgesicht und Fiedelfranz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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ich?“
    „Großartig. Ich glaube, Ihr Herr Bruder wird vor lauter Nachschreck heute nacht unter seinem Bett schlafen."
    „Man kann ihn nur mit seinen eigenen Waffen schlagen. Und damit sind wir auch schon wieder beim Thema. Im Gegensatz zu dem, was ich sagte, glaube und hoffe ich, daß Sie nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen sind. Daß Sie ein dickes Fell haben und eine Menge Geduld.“
    „Alles vorhanden!“ Der kleine Detektiv nickte.
    „Simon Mongg ist ein unhöflicher Mensch, Herr Pfiff. Ja, mitunter ist er der unverschämteste Gesprächspartner, den man sich vorstellen kann. Bevor manche Leute merken, daß das in Wirklichkeit die berühmte rauhe Schale ist, die den weichen Kern umschließt, haben sie meist schon die Tür hinter sich zugeknallt. Sie sollten sich auf einiges gefaßt machen.“
    „Hm, wenn ich das vorhin richtig verstanden habe, greift er gelegentlich auch zu Blumentöpfen.“
    „Ja“, stimmte Luise zu, „aber wirklich nur gelegentlich. Da muß man ihn schon sehr gereizt haben.“
    „Ich werde versuchen, vorher zu gehen!“ Der kleine Detektiv lächelte. „Übrigens, jeden anderen Händler hätte ich Ihnen übelgenommen. Den Milchhändler nicht.“
    „Oh, und warum nicht?“
    „Weil ich ein ausgesprochener Milchfan bin.“
    „Hihihihi“, kicherte Luise, das Dickerchen, „deshalb also auch die Einladung zur Buttermilch.“ Als sei ihr gerade bewußt geworden, daß es keine Zeit für Lacher sei, wurde sie plötzlich wieder ernst. „Noch etwas, Herr Pfiff. Mein Bruder hat einige kauzige Angewohnheiten...“
    „Was, noch mehr?“ unterbrach Balduin.
    „Leider. Er beginnt mitunter ganz plötzlich im Zimmer herumzumarschieren. Immer hin und her. Und dabei redet er. Wenn Sie in diesem Fall wissen wollen, was er redet, bleibt Ihnen nichts weiter übrig, als mitzumarschieren.“
    Balduin Pfiff gelang ein besonders schöner Kringel. „Das macht mir nichts aus, ich bin ein mindestens ebenso guter Marschierer wie der Herr Knallophonerfinder.“
    Frau Bernbach nahm ihre Tasche, und ihre Hand verschwand für zwei Sekunden darin.
    „Hier sind fünfhundert als Vorschuß, Herr Pfiff. Und wenn Sie den Fall geklärt haben, gibt’s außer dem Honorar noch ein Kistchen von meinen Kubanern.“
    „Das ist ein Wort!“ Balduin strahlte. Und während er der wohlbeleibten Luise in den Mantel half, versprach er: „Ich werde mich dafür, wenn Sie mal eine Diätpause einlegen, mit ein paar Königlich-Sächsischen Quarkkeulchen revanchieren.“
    „Ist hiermit angenommen!“
    „Soll ich Sie, was die Ermittlungen anbetrifft, auf dem laufenden halten?“
    „Ich bitte darum, Herr Pfiff. Für eine tägliche kurze Information per Telefon wäre ich Ihnen sehr dankbar.“
    „Gemacht!“
    Luise Bernbach hatte das dünne Fiepen gehört und sah sich nach der Ursache um.
    „Hört sich an, als liefe hier irgendwo Wasser?“
    „Ja, mein Pinsel ist ein Genie im Geräuschemachen, hehehe. Diesen Ton zum Beispiel gibt er von sich, bevor er endgültig zu schnarchen beginnt.“
    „Nun, dann wünsche ich ihm angenehme Träume. Wann kann ich mit Ihrem ersten Bescheid rechnen?“
    „Morgen abend, wenn’s recht ist!"
    „Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, Herr Meisterdetektiv!“

    Es war ein schauderhaftes vierzehnstöckiges Bürohaus aus Beton und viel Glas. Balduin Pfiff hatte gar nichts dagegen (zwei Frauen: „Pfui-Pfui!!“), daß Pinsel dem Betonklotz ein nasses Fleckchen am Sockel beibrachte.
    Dreiviertel der Büroräume waren von einer Versicherung belegt, das vierte Viertel gehörte der KLANG + TON-GESELLSCHAFT. Balduin Pfiff und Pinsel fuhren mit dem Fahrstuhl in die 12. Etage, wo sich, laut Schild im Erdgeschoß, die Direktionsräume von „Klang + Ton“ befanden.
    „Chrrrrrrr!“ machte Pinsel erschrocken, als der Fahrstuhl hielt und ihm dabei der Magen nach oben gedrückt wurde.
    „Schon vorbei, Pinsel!“ tröstete der Detektiv. Sie marschierten einen langen Gang entlang. Dort, wo es nicht mehr weiter ging, war eine Tür mit zwei Schildern. „S. M.“ stand auf dem einen, „Sekretariat Direktion“ auf dem anderen.
    „Tock-tocketocktock-tock-tock!“ klopfte der kleine Detektiv an die Tür mit Teakholzfurnier.
    „Herein!!“
    Die mittelalterliche Dame sah blaß, fleißig und verängstigt aus. „Sie ist bestimmt nicht in der Gewerkschaft!“ durchfuhr es Balduin Pfiff, und er beschloß, besonders freundlich zu ihr zu sein. Doch Fräulein Fischer hatte zunächst gar keinen Blick für ihn. Wie

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